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Der Tee der drei alten Damen

Der Tee der drei alten Damen

Titel: Der Tee der drei alten Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Glauser
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Dann flüsterte Herr Martinet intensiv: »Passen Sie auf, O'Key, alte Damen sind gefährlich. Alte Damen sind das Gefährlichste, besonders wenn sie Tee trinken. Denken Sie an meine Worte. Alte Damen, die Tee trinken. Und wenn die alten Damen noch mit Staatsanwälten und fremden Politikern verkehren, dann sind sie doppelt gefährlich. Ich hab eine alte Tante gehabt, die hat fünf Katzen zu Tode gefüttert. Ja. Bis sie geplatzt sind, regelrecht geplatzt. Vielleicht werd ich auch einmal platzen. Leben Sie wohl, O'Key. Der große Baumeister sei mit Ihnen.«
    Cyrill Simpson O'Key ließ seine Nase wackeln, ließ seine Ohren wackeln, als er durch den hellen, schon heißen Vormittag wieder zu seiner Wohnung zurückging. Er stellte Wasser auf den Gasofen, »denn«, sagte er laut, »ich brauche Kaffee, starken schwarzen Kaffee.« Es sah wirr aus in seinem Kopf. Was für alte Damen hatte der Staatsrat gemeint? Das war kein Witz gewesen. Was wußte der dicke Mann? Warum sprach er nicht deutlicher? O'Key gab sich selbst die Antwort. Der dicke Herr wollte seinen Spaß haben. Ein merkwürdiger Spaß, bei dem es schon zwei Tote gegeben hatte. Wer würde der dritte sein? Und der Maharaja?
    O'Key ging ans Telephon, stellte eine Nummer ein, aber trotzdem es noch früh am Tage war, meldete sich Sir Eric Bose auf den Anruf, und es ging nicht gut an, den Kammerdiener seiner Exzellenz ans Telephon bitten zu lassen. So entschuldigte sich O'Key wortreich – Sir Boses Stimme klang merkwürdig müde, mußte er denken – und stellte eine andere Nummer ein, die er im Telephonbuch nachgeschlagen hatte.
    »Hier Kanzlei von Maitre Rosène«, meldete sich eine Frauenstimme.
    O'Key fragte, ob der Advokat zu sprechen sei. Jawohl, einen Augenblick. Knistern im Hörer. Dann eine ruhige Stimme. »Rosène!«, O'Key meldete sich und fragte, wann er den Herrn sprechen könne.
    »In welcher Angelegenheit?«
    O'Key gab Auskunft, sprach andeutungsweise von Professor Dominicé… Da wurde er unterbrochen.
    »Merkwürdig«, sagte Herr Rosène, »mein Bruder hat mich gerade heute morgen gefragt, ob ich mich nicht des Professors annehmen wolle, es drohe Gefahr. Und Sie, wie wissen Sie von der Sache? Nein, lieber nicht am Telephon, können Sie in einer Stunde in mein Bureau kommen?… Sie haben etwas anderes vor«, fuhr Isaak fort und deutete das Zögern O'Keys ganz richtig. »Noch besser, kommen Sie heut abend gegen halb neun Uhr zu mir, wir wollen Kriegsrat halten. Bringen Sie den Professor mit, wird das gehen?… Gut. Also, um halb neun, Villa Mimosa, gleich nach dem Port-Noir die zweite Villa, können gar nicht fehl gehen. Hat mich gefreut…«
    O'Key trank kopfschüttelnd eine große Tasse schwarzen Kaffees. Die Sache wurde immer merkwürdiger. Alle Leute schienen etwas zu wissen, nur er nicht. Woher wußte der Bruder des Rechtsanwalts etwas von der Sache? Wer war dieser Bruder? Plötzlich packte ihn die Angst, es könne Madge etwas zugestoßen sein. Er erinnerte sich, daß er hatte nach Bel-Air fahren wollen, um über den Mann mit den weißen Tennishosen etwas zu erfahren. Fahren? dachte er. Womit fahren? Tram? Zu kompliziert. Wenn die Sache in Fluß kommt, und das scheint sie, so werd' ich genug herumfahren müssen. Madge braucht ihr Auto selbst. Ein Motorrad ist praktischer.
    Eine Viertelstunde später – es war inzwischen elf Uhr geworden – knatterte eine Harley-Davidson die lange Route de Chêne hinauf, bog dann links in ein Sträßchen ein und hielt schließlich vor einer Ansammlung kleiner Pavillons.
    »Ist Fräulein Lemoyne zu sprechen?« fragte O'Key den Portier.
    Der murmelte etwas von »Konferenz« und »bald fertig« und »solange warten«.
    O'Key wollte wissen, wo die Assistentin wohne, erinnerte sich dann aber, daß er ja schon einmal bei Madge gewesen war, wurde ärgerlich, weil sein Kopf diesen Morgen nicht klar zu funktionieren schien – da sah er Madge über den Hof kommen. Sie winkte ihm.
    »Schön, daß Sie kommen, Cyrill, und wie geht es Ihnen?«
    »Schlecht«, sagte O'Key, »es ist heiß und ich habe heute morgen zuviel Whisky getrunken.«
    Madge lachte, nahm seinen Arm, und diese familiäre Bewegung erregte beim dürren Portier ein sehr mißbilligendes Kopfschütteln.
    »Kommen Sie, ich werde Ihnen eine Tasse Tee machen. Haben Sie Hunger? Ich habe Orangenkonfitüre.«
    »Orangenkonfitüre!« O'Key strahlte. »Und vielleicht auch Toasts?«
    »Ja, ich werde Ihnen auch Toasts präparieren«, sagte Madge. Wären die beiden Deutsche

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