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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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selbst?»
    «Warum nicht? Wir wehren uns gegen dieselben Irrtümer und hegen denselben Wunschtraum. Wenn wir unsere Kräfte verbünden, werden wir dieses Land und die Zukunft seiner Bewohner verändern. Ob du es willst oder nicht, Moses, du bist der Anführer der Hebräer geworden. Unter deinem Einfluß ist der Wettstreit zwischen ihnen verstummt. Ohne daß du es bemerkt hast, ist ein Volk entstanden.»
    «Die Hebräer unterliegen der Macht des Pharaos, nicht meiner.»
    «Ich lehne diese Herrschaft der Willkür ab. Und du tust es ebenfalls.»
    «Da irrst du. Jeder hat seine Aufgaben.»
    «Die deine besteht darin, dein Volk zur Wahrheit zu führen, indes es mir zufällt, den Glauben an den alleinigen Gott wiederherzustellen und Lita, der rechtmäßigen Erbin Echnatons, auf den Thron Ägyptens zu verhelfen.»
    «Höre auf, Unsinn zu reden, Ofir! Aufruhr gegen den Pharao zu stiften könnte nur im Verderben enden.»
    «Siehst du einen anderen Weg, um die Herrschaft des einzigen Gottes zu begründen? Wenn man die Wahrheit kennt, muß man für sie zu kämpfen wissen.»
    «Lita und du… zwei Erleuchtete! Wie lächerlich!»
    «Glaubst du wirklich, wir wären allein?»
    Der Hebräer wurde stutzig.
    «Es hat ganz den Anschein…»
    «Seit unserer ersten Begegnung haben sich die Dinge entwickelt», behauptete Ofir. «Die Anhänger des alleinigen Gottes sind zahlreicher geworden und entschlossener, als du es dir vorstellen kannst. Ramses’ Macht ist nichts als Blendwerk. Er wird sich in ihren Fallstricken verfangen. Viele der klügsten Köpfe dieses Landes werden uns folgen, sobald du, Moses, den Weg gebahnt hast.»
    «Ich… warum ich?»
    «Weil du über die Fähigkeit verfügst, uns zu leiten und dich an die Spitze derer zu stellen, die sich zum wahren Glauben bekennen. Lita muß, bis sie den Thron besteigen kann, im Hintergrund bleiben, und ich bin nur ein Mann des Gebets, ohne Einfluß auf die Massen. Wenn deine Stimme sich erhebt, wird sie sich Gehör verschaffen.»
    «Wer bist du wirklich, Ofir?»
    «Ein schlichter Gläubiger, der wie Echnaton überzeugt ist, daß der alleinige Gott über alle Völker herrschen wird, sobald er den ägyptischen Hochmut seinem Joch unterworfen hat.»
    Moses hätte diesen Wahnsinnigen schon seit langem vor die Tür setzen sollen, doch seine Worte schlugen ihn in ihren Bann. Ofir sprach Gedanken aus, die auch im Denken des Hebräers schlummerten, Gedanken, die so aufrührerisch waren, daß er sich geweigert hatte, sie gelten zu lassen.
    «Dein Vorhaben entbehrt jeglicher Vernunft, Ofir, und du hast nicht die geringste Aussicht auf Erfolg.»
    «Der Strom der Zeit fließt in die Richtung, die uns zugute kommt, Moses, und er wird auf seinem Weg alles mitreißen. Stelle dich an die Spitze der Hebräer, gib ihnen ein Land, in dem ihnen gewährt wird, sich vor einem einzigen Gott zu verneigen und seine Allmacht anzuerkennen. Lita wird über Ägypten herrschen, wir werden Verbündete sein, und dieses Bündnis wird der Quell werden, dem die Wahrheit für alle Völker entspringt.»
    «Das ist nur ein Traum.»
    «Weder du noch ich sind Träumer.»
    «Ramses ist mein Freund, ich sage es noch einmal, und er wird keinerlei Unruhen dulden.»
    «Nein, Moses, er ist nicht dein Freund, sondern dein schlimmster Feind. Denn er unterdrückt die Wahrheit.»
    «Verlasse mein Haus, Ofir!»
    «Bedenke meine Worte und bereite dich darauf vor, zur Tat zu schreiten. Wir werden uns bald wiedersehen.»
    «Zähle nicht darauf.»
    «Bis bald, Moses!»
    Der Hebräer verbrachte eine schlaflose Nacht.
    Jedes von Ofirs Worten durchflutete seine Erinnerung wie eine Welle und spülte seine Einwände und Befürchtungen fort. Obwohl Moses es sich noch nicht eingestehen wollte, hatte er auf diese Begegnung gewartet.
    Der Löwe und der Hund lagen Seite an Seite und kauten an den Resten von Geflügelknochen. Im Schatten einer Palme saßen Ramses und Nefertari, hielten einander umschlungen und bewunderten die thebanische Landschaft. Nur mit Mühe hatte der König Serramanna diese Ungestörtheit abzuringen vermocht. Aber waren Schlächter und Wächter nicht ohnehin die beste Leibwache?
    Aus Memphis trafen ausgezeichnete Nachrichten ein. Die kleine Merit-Amun wußte mittlerweile die Milch ihrer Amme zu schätzen und war zum erstenmal von ihrem Bruder Kha besucht worden, den Nedjem, der Oberste Verwalter der Felder und Haine, mit der wohlmeinenden Wachsamkeit eines Erziehers umsorgte. Iset, die Schöne, hatte sich über die Geburt der

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