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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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bringen.»
    «Das ist aussichtslos», erklärte Helena.
    «Ich muß es dennoch versuchen.»
    «Dann wird er auch dich noch als Geisel nehmen», wandte Nefertari ein.
    «Du hast nicht das Recht, dich einer solchen Gefahr auszusetzen», entschied Tuja. «Damit würdest du nur dem Gegner in die Hände arbeiten und in die Falle gehen, die er dir stellt.»
    «Am Ende verschleppt er dich noch nach Griechenland», prophezeite Nefertari, «und dann wird ein anderer über Ägypten herrschen. Einer, der den Boden für ein gutes Einvernehmen mit Menelaos ebnen wird und ihm als Gegenleistung für ein Handelsbündnis Helena ausliefert.»
    Ramses warf seiner Mutter einen fragenden Blick zu. Sie widerlegte Nefertaris Worte nicht.
    «Wenn es unmöglich ist, mit Menelaos zu verhandeln, dann müssen wir ihn eben gefügig machen.»
    Helena trat vor den Regenten hin.
    «Nein», wehrte er ab, «wir dulden nicht, daß du dich opferst. Es ist unsere heilige Pflicht, einen Gast zu beschützen.»
    «Ramses hat recht», stimmte die große königliche Gemahlin ihm zu. «Wenn wir uns Menelaos beugen, versinkt Ägypten in Feigheit und Schande. Das wäre das Ende der Maat.»
    «Das ist allein meine Schuld und ich…»
    «Sprich nicht weiter, Helena. Da du dich dafür entschieden hast, hier zu leben, stehen wir für deine Freiheit ein.»
    «Es ist meine Aufgabe, einen wohldurchdachten Plan vorzubereiten», versicherte Sethos’ Sohn.
    Zitternd und schweißtriefend stand Meba, der Oberste Gesandte, am Kai des Hafens von Memphis und verhandelte mit Menelaos. Er befürchtete, im nächsten Augenblick vom Pfeil eines griechischen Bogenschützen durchbohrt zu werden. Dennoch gelang es ihm, den König von Lakedämon, der auf seinem Schiff geblieben war, davon zu überzeugen, daß Ramses noch ein großes Festmahl zu Ehren Helenas geben wollte, ehe sie Ägypten für immer verließ.
    Mit rüden Worten willigte der griechische Herrscher ein, brachte jedoch unmißverständlich zum Ausdruck, daß die Geiseln keine Nahrung erhalten würden, solange Helena nicht an Bord war. Freilassen würde er sie erst, wenn seine Boote, denen kein ägyptisches Kriegsschiff folgen durfte, das offene Meer erreicht hatten.
    Wohlbehalten, aber unter unflätigem Gespött der griechischen Soldaten, entfernte sich Meba eiligen Schrittes von der Hafenmauer. Ein wenig Trost fand er nur in der Anerkennung, die Ramses ihm zollte.
    Im Laufe einer Nacht mußte der Regent Mittel und Wege finden, die Geiseln zu befreien.
     

ACHT
     
     
    DER SCHLANGENBÄNDIGER SETAOU, ein Mann von gedrungenem Wuchs, mit Bärenkräften, schwarzem Haar und dunkler Haut, gab sich mit Lotos, seiner bezaubernden nubischen Gemahlin, der Liebe hin. Ihr feingliedriger, schlanker Körper weckte seine Lust stets aufs neue. Das Paar bewohnte am Rande der Wüste, weit von Memphis entfernt, ein großes Haus, in dem die beiden auch ihre Arzneien erforschten und erprobten. In mehreren Räumen standen unzählige Fläschchen verschiedener Größe und seltsam geformte Gegenstände, mit denen sie das Schlangengift verarbeiteten und die Heilmittel herstellten, die von den Ärzten benötigt wurden.
    Die junge, erstaunlich wendige Nubierin ging bereitwillig auf die zahllosen Einfalle Setaous ein, dessen Phantasie unerschöpflich schien. Seit er sie geheiratet und nach Ägypten mitgenommen hatte, überraschte sie ihn immer wieder mit ihrer gründlichen Kenntnis der Schlangen. Die gemeinsame Leidenschaft verhalf ihnen dazu, unablässig Fortschritte zu erzielen und neue Arzneien zu entdecken, deren Zubereitung große Erfahrung voraussetzte.
    Während Setaou so sanft, als berühre er Blütenknospen, die Brüste seiner Frau streichelte, richtete sich die im Haus lebende Kobra vor der Tür auf.
    «Wir bekommen Besuch», stellte Setaou fest.
    Lotos betrachtete das prachtvolle Reptil. An der Art, wie es den Kopf hin und her wiegte, erkannte sie, ob der Ankömmling ein Freund oder ein Feind war.
    Setaou erhob sich aus dem weichen Bett und griff nach einem Knüppel. Obwohl er der Kobra vertraute und ihre Ruhe ihn eher zuversichtlich stimmte, schwante ihm bei diesem nächtlichen Überfall dennoch nichts Gutes.
    Ein Pferd, das in gestrecktem Galopp herangeprescht war, blieb kurz vor dem Haus stehen. Sein Reiter sprang herunter.
    «Ramses? Du kommst zu mir, und das mitten in der Nacht?»
    «Hoffentlich störe ich dich nicht?»
    «Ehrlich gestanden, schon ein bißchen. Lotos und ich…»
    «Tut mir leid, aber ich brauche eure

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