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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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noch?»
    «Ich habe dir meine Zustimmung gegeben.»
    «Du gehst ein nicht unbeträchtliches Wagnis ein.»
    «Verlieren wir keine Zeit.»
    «Hast du Nefertari nach ihrer Meinung befragt?»
    «Und du, hast du Lotos gefragt?»
    «Sie hält mich für ein wenig verrückt, aber wir passen vortrefflich zusammen.»
    So schlecht rasiert, wie er war, ohne Perücke und mit seinem kantigen Schädel hätte Setaou jeden Kranken in Angst und Schrecken versetzt.
    «Wenn ich die Zutaten zu diesem Trank falsch bemessen habe, läufst du Gefahr, schwachsinnig zu werden.»
    «Ich lasse mich von deinen Drohungen nicht einschüchtern.»
    «Dann trink das.»
    Ramses schluckte die Flüssigkeit.
    «Wie schmeckt es?»
    «Ausgezeichnet.»
    «Das liegt am Karobensaft. Der Rest ist weniger schmackhaft: ein Sud aus verschiedenen Nesselpflanzen und verdünntem Kobrablut. Jetzt kann dir kein Schlangenbiß mehr etwas anhaben. Du mußt nur alle sechs Monate von dieser Mischung trinken, damit die Wirkung erhalten bleibt.»
    «Wann wirst du endlich bereit sein, ein hohes Amt im Staat zu übernehmen?»
    «Niemals. Und du, wann wirst du aufhören, so arglos zu sein? Ich hätte dich vergiften können.»
    «Du bist nicht zum Mörder veranlagt.»
    «Als ob du das wüßtest!»
    «Menelaos hat mich viel gelehrt. Außerdem wittern Serramanna, mein Löwe und mein Hund jede Gefahr.»
    «Wahrlich ein schönes Dreigestirn! Vergißt du, daß ganz Theben nur davon träumt, dich abreisen zu sehen, und die meisten Würdenträger sich deinen Sturz wünschen?»
    «Die Natur hat mich mit einem guten Gedächtnis gesegnet.»
    «Der Mensch ist furchterregender als die Schlangen, Ramses.»
    «Gewiß, aber er ist auch ein Stoff, aus dem der Pharao eine gerechte und harmonische Welt zu erbauen trachtet.»
    «Pah! Noch so ein Wunschgedanke, den die Jahre ins Reich der Träume verbannen werden. Nimm dich in acht, mein Freund! Du bist von finsteren, bösartigen Gestalten umringt. Doch du magst Glück haben, denn auch dir wohnt diese geheimnisvolle Kraft inne, die mich schützt, wenn ich mich auf Kobras einlasse. Und dir steht eine Verbündete ohnegleichen zur Seite: Nefertari, ein Traum, der Wirklichkeit geworden ist. So möchte ich beinahe glauben, daß du an dem Ziel gelangen könntest.»
    «Ohne deine Hilfe wird mir das schwerfallen.»
    «Die Schmeichelei zählte früher nicht zu deinen Schwächen. Dennoch kehre ich nach Memphis zurück, mit einer stattlichen Ausbeute an Schlangengiften. Sei auf der Hut, Ramses!»
    Obwohl der junge König mehrfach seine Stärke bewiesen hatte, gab Chenar die Hoffnung nicht auf. Die Machtprobe zwischen Ramses und dem Oberpriester des Amun war noch nicht entschieden. Zweifellos beharrte jeder der beiden Männer auf seiner Sicht der Dinge, was dem Ansehen von Ramses, dessen Wort bei weitem nicht soviel Gewicht hatte wie das von Sethos, schaden würde.
    Nach und nach ergründete Chenar das Wesen seines Bruders.
    Wenn er ihn offen angriff, war ihm eine Niederlage gewiß, denn Ramses würde sich mit solcher Tatkraft zur Wehr setzen, daß er das Blatt zu seinen Gunsten wendete. Da war es wohl ratsamer, ihm eine Reihe von Fallen zu stellen, Listen anzuwenden, Lügen zu verbreiten und Verrat zu üben. Falls es Ramses nicht gelang, seine Feinde zu entlarven, würde er ins Leere schlagen und sich dabei aufreiben. Und war er erst einmal am Ende semer Kräfte, konnte man ihn ohne Mühe bezwingen.
    Solange der König zahlreiche neue Würdenträger ernannt und Theben seinem Willen unterworfen hatte, war Chenar still und unauffällig im Hintergrund geblieben, als gingen ihn all diese Ereignisse nichts an. Doch nun war es an der Zeit, seine Zurückhaltung aufzugeben, selbst auf die Gefahr hin, daß er verdächtigt wurde, eine Verschwörung anzuzetteln.
    Nachdem er sich die Sache reiflich überlegt hatte, beschloß Chenar, den Unbeholfenen zu mimen, so unbeholfen, daß er Ramses täuschte und ihn dazu bewog, mit der ihm eigenen Unbesonnenheit eine Entscheidung zu treffen, bei der er nicht merkte, wie er Chenars Hoffnungen ganz und gar erfüllte. Es sollte ein erster Versuch sein. Gelang er, ohne daß Ramses ihn durchschaute, würde Chenar fortan wissen, wie er die Schwächen seines Bruders für die eigenen Zielenutzen konnte.
    Und dann lachte ihm die Zukunft.
    Zum zehntenmal mühte sich Ramses, Wächter begreiflich zu machen, daß es ungehörig sei, im Teich des Palastes Fische zu fangen und seine Beute mit dem Löwen zu teilen. Wurden sie denn nicht reichlich

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