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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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verstehen. Und solltest du dich erdreisten, Klage zu erheben, werden deine Familie und deine Angehörigen das zu büßen haben.»
    Abner hatte Angst vor dem Ägypter. Also machte er sich, wie die anderen, wieder an die Arbeit.
    Dolente, Sarys Gemahlin, war von der Fremdartigkeit Ofirs, des libyschen Magiers, zunehmend angetan. Trotz seines beunruhigenden, an einen Raubvogel gemahnenden Aussehens hielt er versöhnlich klingende Reden und sprach von Aton, der Sonnenscheibe, mit einer Begeisterung, die sich auf seine Zuhörer übertrug. Als Gast versteckt gehalten, hatte er sich bereit erklärt, viele Freunde Dolentes zu empfangen, und brachte dabei die zu Unrecht über Echnaton verhängte Acht ebenso zur Sprache wie die Notwendigkeit, nur einem einzigen Gott zu huldigen.
    Von Ofir ging ein Zauber aus. Niemand verließ diese Zusammenkünfte gleichgültig. Manche waren erschüttert, andere überzeugt, daß der Magier die Dinge richtig sah. Nach und nach spann er sein Netz, in dem sich eine bemerkenswerte Beute verfing. Die Schar derer, die sich zu Aton bekannten und Litas Herrschaft unterstützen wollten, war im Laufe der Wochen angewachsen, selbst wenn sie noch weit davon entfernt schien, im Kampf um den Thron irgendeine Rolle spielen zu können. Dennoch nahm eine geistige Bewegung Gestalt an.
    Lita war bei den Gesprächen zugegen, blieb aber stumm. Die Würde der jungen Frau, ihr bescheidenes Auftreten und ihre Zurückhaltung bestärkten die Auffassung einiger angesehener Persönlichkeiten. Sie gehörte unverkennbar einem königlichen Geschlecht an, das es verdiente, in Betracht gezogen zu werden. Gebührte ihr nicht, früher oder später, ein hoher Rang bei Hof?
    Ofir tadelte nicht, forderte nichts. Mit ernster und eindringlicher Stimme erinnerte er an die tiefen Überzeugungen Echnatons, an die Schönheit der Gedichte, die er selbst zu Ehren Atons verfaßt hatte, und an seine Liebe zur Wahrheit. Liebe und Frieden: War das nicht die Botschaft des geächteten Königs und seiner Nachfahrin Lita? Und diese Botschaft kündete von einer herrlichen Zukunft, einer würdigen Zukunft für Ägypten und seine Kultur.
    Als Dolente dem Magier den ehemaligen Obersten Gesandten, Meba, vorstellte, war sie stolz auf sich selbst. Stolz, weil sie ihre gewohnte Trägheit überwunden hatte, und stolz, weil sie einer edlen Sache diente. Ramses hatte sie fallenlassen, dafür verlieh der Magier ihrem Dasein wieder einen Sinn.
    Das breite, Beruhigung ausstrahlende Gesicht des überaus stattlichen ehemaligen Gesandten hatte kurz zuvor noch seinen Argwohn widergespiegelt.
    «Ich beuge mich deiner Hartnäckigkeit, meine Teure, aber nur, um dich zu erfreuen», hatte er bekannt.
    «Hab Dank, Meba, du wirst es nicht bereuen.»
    Darauf hatte Dolente ihn zu Ofir geleitet, der unter einer Persea saß und zwei Leinenfäden miteinander verknotete, um daraus eine Kordel für ein Amulett zu drehen.
    Der Libyer stand auf und verneigte sieh.
    «Es ist mir eine sehr große Ehre, einen so hohen Staatsmann begrüßen zu dürfen.»
    «Ich bin nur noch ein Nichts», entgegnete Meba bitter.
    «Die Ungerechtigkeit kann jeden zu jedem beliebigen Zeitpunkt treffen.»
    «Das ist kein Trost.»
    Da schaltete sich Ramses’ Schwester ein.
    «Ich habe meinem Freund Meba alles erklärt. Vielleicht ist er bereit, uns zu helfen.»
    «Geben wir uns keinen Trugschlüssen hin, meine Teure! Ramses hat mich in einen vergoldeten Ruhestand abgeschoben.»
    «Und du wünschst dir, an ihm Rache zu nehmen», behauptete der Magier mit fester Stimme.
    «Übertreiben wir nicht», wandte Meba ein. «Mir sind noch einige einflußreiche Freunde verblieben, die…»
    «Die werden sich nur um ihre eigene Laufbahn kümmern und nicht um deine. Ich verfolge ein anderes Ziel: die rechtmäßigen Ansprüche Litas zu beweisen.»
    «Das sind Luftschlösser. Ramses ist eine Persönlichkeit von außergewöhnlicher Stärke, und er wird die Macht an niemanden abtreten. Darüber hinaus brachten ihm die Wunder, die das erste Jahr seiner Herrschaft prägten, große Beliebtheit ein. Glaube mir, er ist unerreichbar.»
    «Will man einen Gegner von diesem Zuschnitt bezwingen, darf man ihn nicht auf seinem eigenen Gebiet bekämpfen.»
    «Was hast du vor?»
    «Möchtest du es erfahren?»
    Verlegen tastete Meba nach dem Amulett an seinem Hals.
    «Nun ja…»
    «Mit dieser Handbewegung hast du selbst bereits eine der Antworten gegeben: die Magie. Ich besitze die Fähigkeit, die Schutzschilde zu zerstören, mit

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