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Der Tempel der Ewigkeit

Der Tempel der Ewigkeit

Titel: Der Tempel der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Fortschritte.
    Dolente brachte ihm frischen Karobensaft.
    «Du siehst müde aus, Ofir.»
    «Unsere Aufgabe erfordert unablässigen Eifer. Wie ergeht es deinem Gemahl?»
    «Er ist sehr unzufrieden. Seinem letzten Brief zufolge bringt er seine Zeit damit zu, faule und verlogene Hebräer zur Ordnung zu rufen.»
    «Dennoch heißt es, der Bau der Hauptstadt schreite zügig voran.»
    «Es wird allgemein behauptet, sie werde prächtig.»
    «Aber sie soll Seth geweiht werden, dem Herrn über das Böse und die Mächte der Finsternis! Ramses versucht das Licht zu ersticken und die Sonne zu verdunkeln. Wir müssen verhindern, daß er damit Erfolg hat.»
    «Davon bin ich auch überzeugt, Ofir.»
    «Deine Hilfe ist mir unersetzlich, das weißt du. Gestattest du mir, mein Wissen einzusetzen, um zu vereiteln, daß Ramses Ägypten zugrunde richtet?»
    Die hochgewachsene, dunkelhaarige, träge Frau biß sich auf die Lippen.
    «Aber Ramses ist mein Bruder!»
    Behutsam ergriff Ofir Dolentes Hände.
    «Er hat uns schon soviel Leid zugefügt. Selbstverständlich werde ich mich deiner Entscheidung beugen, aber weshalb sollten wir noch länger zögern? Ramses stürmt vorwärts. Und je weiter er vorankommt, desto stärker wird sein magischer Schutz. Ob es mir dann noch gelingt, ihn zu durchbrechen, wenn wir unser Einschreiten weiter hinausschieben?»
    «Es ist gefährlich, so gefährlich…»
    «Denke an die Verantwortung, die du trägst, Dolente. Noch vermag ich zu handeln, aber bald wird es zu spät sein.»
    Die Schwester des Königs scheute sich, eine endgültige Verurteilung auszusprechen. Da ließ Ofir ihre Hände los.
    «Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit.»
    «Woran denkst du?»
    «Es geht das Gerücht, Königin Nefertari sei guter Hoffnung.»
    «Das ist kein Gerücht mehr, man braucht sie nur anzusehen.»
    «Empfindest du Zuneigung für sie?»
    «Nicht die geringste.»
    «Heute Nacht wird mir einer meiner Landsleute das Nötige bringen.»
    «Ich schließe mich in mein Schlafgemach ein», kreischte Dolente, ehe sie verschwand.
    Der Mann traf mitten in der Nacht ein. In der Stadt war es still, und sowohl Dolente als auch Lita schliefen. Ofir öffnete die Tür, nahm den Beutel entgegen, den der Händler ihm reichte, und entlohnte ihn mit zwei linnenen Betttüchern, die Dolente ihm gegeben hatte.
    Der Vorgang dauerte nur wenige Augenblicke.
    Dann schloß Ofir sich in einem kleinen Raum ein, dessen Türen und Fenster er abgedichtet hatte. Eine einzige Öllampe verströmte spärliches Licht.
    Auf einem Tisch breitete der Magier den Inhalt des Beutels aus: eine kleine Statue eines Affen, eine Hand aus Elfenbein, ein grob gearbeitetes Figürchen einer nackten Frau, einen winzigen Pfeiler und noch ein Frauenfigürchen, das Schlangen in den Händen hielt. Der Affe sollte ihm die Fähigkeiten des Gottes Thot bescheren und die Hand Tatkraft. Dank der nackten Frau würde er Einfluß auf die Geschlechtsorgane der Königin ausüben können, der Pfeiler würde seinem Angriff Beständigkeit verleihen und die Frau mit den Schlangen das Gift der Schwarzen Magie in Nefertaris Körper leiten.
    Ofirs Aufgabe drohte schwierig zu werden. Die Königin besaß eine starke Persönlichkeit, und bei ihrer Krönung war ihr, wie Ramses auch, ein unsichtbarer Schutz zuteil geworden. Aber die Schwangerschaft verminderte ihre Widerstandsfähigkeit. Neues Leben wuchs in Nefertari heran und raubte ihr nach und nach die Kräfte.
    Dennoch würde es mindestens drei Tage und drei Nächte dauern, bis der Zauber Aussicht auf Erfolg versprach. Ofir war ein wenig enttäuscht, daß er nicht unmittelbar gegen Ramses vorgehen konnte, aber der Einspruch, den seine Schwester erhob, hinderte ihn daran. Sobald er Dolente umgestimmt hatte, würde er ein ehrgeizigeres Ziel verfolgen. Einstweilen vermochte er den Gegner nur zu schwächen.
    Häufig überließ Ramses die Führung der laufenden Staatsgeschäfte Ameni und seinen obersten Beamten und begab sich in die im Bau befindliche neue Hauptstadt. Dank Moses’ Unermüdlichkeit, mit der er die Arbeit in Gang hielt, sowie dank der Gewissenhaftigkeit, mit der er sie plante und einteilte, kam das Werk mit Riesenschritten voran.
    Unter den Arbeitern herrschte frohe Stimmung. Nicht nur, daß die Verpflegung ausgezeichnet und reichlich blieb, auch die angekündigten Zulagen für besondere Anstrengungen wurden regelmäßig ausbezahlt. So vermochten die Tüchtigsten ein hübsches Sümmchen anzuhäufen, mit dem sie sich später

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