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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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diese Armbänder nicht trug? Und wenn ich dich jetzt schlafen lege, wird es funktionieren?«
    »So ist es, mein Herr und Meister.«
    Richard überlegte einen Augenblick. »Tut es dir – weh, wenn jemand dich schlafen legt?«
    »Nein. Wenn ich schlafe, ist das für mich die reine Wonne, denn dann vereine ich mich mit dem Rest meiner Seele.«
    Richard zog ein erstauntes Gesicht. »Du begibst dich zum Schlafen in die Welt der Seelen?«
    »Ja, mein Herr und Meister. Ich darf niemandem erzählen, wie es kommt, daß er mich schlafen legen kann, aber du bist mein Herr und Meister, und da du es selbst wissen willst, wirst du nicht böse sein, wenn ich es dir verrate.«
    Richard seufzte erleichtert. »Danke, Sliph. Du hast uns erklärt, wie wir verhindern können, daß die falschen Leute dich benutzen. Es freut mich zu wissen, daß es dir gefällt, schlafen zu gehen.«
    Richard drückte Berdine an sich. »Kümmert Euch um alles, bis wir wieder zurück sind.«
    »Dann trage ich also die alleinige Verantwortung?« fragte Berdine.
    Richard runzelte argwöhnisch die Stirn. »Ihr alle drei tragt die Verantwortung.«
    »Habt Ihr das auch ganz bestimmt gehört, Herrin Berdine?« fragte Ulic. »Ihr sollt später nicht behaupten, Ihr hättet von einem solchen Befehl nichts gehört.«
    Berdine schnitt ihm eine Grimasse, während Richard Kahlan auf den Brunnenrand hinaufhalf. »Ich habe es gehört. Wir alle drei sollen uns um alles kümmern.«
    Kahlan zog das Knochenmesser an ihrem Arm und den Rucksack auf ihrem Rücken zurecht. Sie reichte Cara die Hand.
    »Und jetzt, Sliph«, meinte Richard mit einem breiten Grinsen, »möchten wir reisen.«

69. Kapitel
    Atme.
    Kahlan ließ das seidige Gefühl der Wonne los und sog die Luft ein und damit die Welt.
    Als sie alle zusammen auf dem Mauerrand der Sliph saßen, gab Kahlan Cara einen Klaps auf den Rücken.
    »Ihr müßt atmen, Cara. Kommt schon, laßt es heraus. Laßt die Sliph heraus und atmet.«
    Schließlich beugte sich Cara vor, stieß die Sliph aus ihren Lungen und atmete widerstrebend ein. Kahlan erinnerte sich, wie schwer es ihr beim ersten Mal gefallen war, nicht nur die Sliph einzuatmen, sondern später auch wieder Luft zu holen. Cara hatte sich während der gesamten Reise an Richards und Kahlans Händen festgehalten.
    Cara sah auf und grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Das war – wundervoll.«
    Richard half den beiden hinunter. Kahlan zog das Knochenmesser an ihrem Arm und den kleinen Rucksack auf ihrem Rücken zurecht. Es war ein gutes Gefühl, endlich wieder Reisekleidung zu tragen. Cara fand allerdings, daß Kahlan in Hosen seltsam aussah.
    »Dies ist der Ort, an den ihr reisen wolltet«, erklärte die Sliph. »Der Jocopo-Schatz.«
    Richard sah sich in der Höhle um und mußte sich ducken, weil die Decke so niedrig war. »Ich sehe keinen Schatz.«
    »Er befindet sich im Raum nebenan«, erklärte ihm Kahlan. »Wir werden offenbar erwartet. Man hat eine Fackel brennen lassen.«
    »Bist du bereit zu schlafen?« fragte Richard die Sliph.
    »Ja, mein Herr und Meister. Ich freue mich darauf, mich mit meiner Seele zu vereinen.«
    Die Vorstellung, was die Sliph in Wirklichkeit war und wozu die Zauberer sie gemacht hatten, ließ Kahlan schaudern.
    »Wird es dich – unglücklich machen, wenn ich dich wieder aufwecken muß?«
    »Nein, mein Herr und Meister. Ich bin stets bereit, Freude zu spenden.«
    Richard nickte. »Danke für deine Hilfe. Wir stehen alle in deiner Schuld. Schlaf … gut.«
    Die Sliph lächelte Richard an, während dieser die Handgelenke aneinander legte, die Augen schloß und die Magie herbeirief.
    Das glänzende silberne Gesicht, in dem sich das flackernde Licht der Fackel widerspiegelte, zerfloß und verschmolz wieder mit dem Becken voller Quecksilber. Richards Hände begannen zu leuchten. Seine silbernen Armbänder erstrahlten mit einer solchen Helligkeit, daß Kahlan deren Rückseite durch Haut und Knochen hindurch sehen konnte. Durch ihre Berührung wurden sie zu einer endlosen Doppelschlaufe: dem Unendlichkeitssymbol.
    Das Leuchten übertrug sich auf das Becken glitzernden Silbers, während die Sliph in ihrem Brunnen versank, erst langsam und schließlich mit wachsender Geschwindigkeit, bis sie in der fernen Tiefe unten verschwunden war.
    Richard nahm die Grasfackel, dann verließen die drei den Raum durch einen breiten, niedrigen Gang und folgten dem verschlungenen, immer wieder die Richtung wechselnden Weg durch das bräunliche Gestein, bis sie schließlich

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