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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Wohnstatt des Königs mit der Jahwes verband.
    Vor zwei
zwanzig Ellen hohen Bronzesäulen, deren Bronzekapitelle ringsum mit
Granatäpfeln verziert waren, blieben sie stehen.
    «Diese Säulen
sind innen hohl», erläuterte Hiram, «und sie tragen nichts anderes als die
Früchte, die die abertausend Reichtümer der Schöpfung enthalten.»
    Der
Oberbaumeister dachte an den Baum, der Osiris’ Leichnam beschattet hatte. In
diesem Gott hatte die Auferstehung den Tod besiegt. Wer wie in Ägypten dem
Heiligtum zustrebte, dem zeigten die beiden Säulen ähnlich wie die Obelisken
vor dem Eingangpylon ägyptischer Tempel, daß man für die äußere Welt sterben,
zwischen den senkrechten Säulenschäften hindurchgehen und unter den
abgebildeten Granatäpfeln neu geboren werden mußte, wenn man wie eine reife
Frucht in der Herrlichkeit des Geheiligten erstrahlen wollte.
    Salomo
näherte sich der Säule zur Rechten und legte ihr sein Siegel auf.
    «Hier soll
Gott für immer seinen Thron aufstellen», bekräftigte er. «Darum nenne ich dich.
Jakin.»
    Dann machte
er es mit der Säule zur Linken ebenso.
    «Möge sich
der König der Kraft Gottes erfreuen! Darum nenne ich dich Booz.»
    Für den
Herrscher erhoben sich die beiden Säulen wie Lebensbäume, deren Strahlen sich
zu dem Universum öffneten, von dem er geträumt und das hier vor seinen Augen
Gestalt angenommen hatte. Mittels seines Genies hatte Hiram die Rückkehr ins
Paradies ermöglicht, dem gebenedeiten Ort vor dem Sündenfall.
    Hinter dieser
Grenze kam ein Raum, der zwanzig Ellen breit und zehn Ellen lang war und
keinerlei Gegenstände aufwies, dessen Wände jedoch mit gemeißelten Blumen, mit
Palmen und geflügelten Löwen verziert, die mit lauterem Gold überzogen waren
und im lebendigen Licht funkelten. Auf diese Weise hatte Hiram den Saal des
ägyptischen Tempels umgesetzt, der dort vor dem geheimen Heiligtum kam.
    «Dieser Ort
soll ulam heißen, ‹der, der vorn ist›», entschied Salomo. «Hier sollen
sich die Priester reinigen.»
    Der Raum war
durch eine hölzerne Trennwand abgeschlossen. In ihrer Mitte befand sich eine
Tür, deren schwere Flügel aus Zypressenholz der König aufstieß.
    Er sah einen
großen Saal von vierzig Ellen Länge, zwanzig Ellen Breite und dreißig Ellen
Höhe. Die mit Stein vergitterten Fenster ließen ein schwaches Licht durch.
Salomo gewöhnte die Augen daran. Er bemerkte, daß die Wände mit Zedernholz
getäfelt waren, mit geschnitzten Blumengirlanden und goldenen Palmen. Der
Türsturz war ein Dreieck, auf dem Fußboden lagen Dielen aus Zypressenholz.
    Hiram hatte
links vom Eingang fünf goldene Leuchter aufstellen lassen und fünf rechts
davon. In der Mitte standen nebeneinander ein goldener Altar und ein
Bronzetisch. So hatte er die Saalmitte umgesetzt, wo der ägyptische Pharao
Opfergaben entgegennahm.
    Salomo zog die Schuhe aus.
    «Wer diesen
Raum, den hêkal betritt, soll das mit bloßen Füßen tun. Auf den Altar
stelle man Weihrauch und Duftsalben, damit sich Gott jeden Tag von der zarten
Essenz der Dinge nähren kann. Auf den Tisch kommen zwölf Schaubrote. In die
Mitte der Tempelhalle stelle man einen siebenarmigen Leuchter, dessen Licht das
geistige Geheimnis des Lebens symbolisiert.»
    Salomo
erlebte Überraschung auf Überraschung. Hiram hatte nicht nur einen vollendeten
Tempel errichtet, sondern ein Geist gab dem König durch ihn die Worte ein, mit
denen er die Teile des Gebäudes benannte.
    Vor einem
Vorhang, der den hêkal vom letzten Raum des Tempels trennte, blieb er
unbeweglich stehen.
    «Liegt der hier im Dunkel?»
    «Dorthin
dringt kein Licht», erwiderte Hiram, der sich vom heiligsten Raum, dem geheimen
Ort, an dem sich der Pharao mit der Gottheit unterhielt, hatte inspirieren
lassen.
    Stand in der
Schrift nicht geschrieben, daß Jahwe im Dunkel wohnen wolle? Salomo hob den
Vorhang. Hiram hielt ihn fest, so daß der Herrscher das Innere dieses riesigen,
steinernen Würfels von je zwanzig Ellen Seitenlänge betrachten konnte, dem
jegliche Fenster fehlten.
    «Und das hier
ist das debîr», murmelte er, «der verborgene Raum.»
    Die Wände des
Allerheiligsten waren mit dem Gold der Königin von Saba überzogen und
weltlichen Augen für immer verborgen. Hierher durften nur der König oder sein
Stellvertreter und der Hohepriester.
    Der Boden war
eindeutig höher als in den anderen Räumen, und das entsprach der ägyptischen
Symbolik, nach der das Unten der Unendlichkeit begegnete, die sich nach und
nach herabsenkte,

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