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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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während sich der irdische Fußboden zu ihr hob.
    Darunter lag
der vom Himmel gefallene Granitblock.
    «Hier soll die Bundeslade
aufbewahrt werden», entschied Salomo, «der Schrein, der Gottes Gegenwart unter
seinem Volk gewährleistet.»
    Der König
drehte sich zu Hiram um.
    «Laß mich
allein.»
    Der Vorhang fiel herunter.
    In der
Finsternis des Allerheiligsten genoß Salomo den Frieden des HERRN. In diesem
Augenblick der Fülle inmitten der Einsamkeit, die nach Gottes unsichtbarem
Licht verlangte, war der Herrscher auf dem Gipfelpunkt seiner Macht. Was er
nicht für sich, sondern für den Ruhm des Einen Gottes erhofft hatte, war
Wirklichkeit geworden. Am Ende des Wegs kam die Leere, unerbittlich und
gelassen.
    Hier würde
Salomo von nun an um Weisheit bitten.
     
     
    Als der König aus dem Tempel
trat, blendete ihn die Sonne. Und was er sah, war so erstaunlich, daß er an ein
Trugbild glaubte.
    Auf dem noch
nicht gepflasterten Vorhof thronten zwei Flügelwesen mit menschlichem Kopf von
ungefähr zehn Ellen Höhe. Sie waren aus Ölbaumholz gefertigt und mit Gold
überzogen und ähnelten den Sphinxen, die als Wächter zu Alleen aufgereiht zu
den Tempeln Ägyptens führten. Meister Hiram hatte ihnen Salomos Gesicht
gegeben.
    «Das hier ist
das Meisterwerk der Meister», sagte Hiram.
    Salomo
musterte die erstaunlichen Wesen eingehend. Kein Makel störte ihre Pracht. Wer
anders als der König der Himmel durfte diese Engel betrachten, die in der
Schrift Cherubim genannt wurden.
    «Man stelle
sie im Allerheiligsten auf», entschied Salomo, «denn sie sollen menschlichen
Blicken entzogen werden. Ihre Flügel sollen die Bundeslade beschützen. Sie
werden den Odem Gottes verkörpern und die Seelen der Gerechten in den Himmel
tragen.»
    Der König
bewunderte aufs neue die beiden Säulen und durchschritt im Geist die Achse des
Tempels.
    «Können wir
die Einweihung vorbereiten, Meister Hiram?»
    «Der Vorhof und die
angrenzenden Gebäude sind noch nicht fertig.»
    «Brauchen wir
die?»
    «Sind sie nicht unerläßlich?
Ohne sie ist der Tempel einfach nicht fertig.»
    Salomo
zügelte seine Ungeduld, denn Meister Hiram hatte recht.
    «Außerdem», so
sagte der Baumeister, «gibt es noch ein anderes einzigartiges Werk, das ich
gern schaffen würde. Die gesamte Bruderschaft wird daran arbeiten und die
Gießer unterstützen.»
    «Wieviel Zeit braucht ihr?»
    «Einige
Monate, wenn ich von überall Hilfe bekomme.»
    «Wie sollte
es anders gehen, Meister Hiram? Worte sind zu klein, um auszudrücken…»
    Der König
hielt inne. Wenn er dem Baumeister dankte, der nur seinen Vertrag erfüllt
hatte, erniedrigte er sich. Ein Herrscher durfte seinem Diener nicht danken,
auch wenn es sich um den Oberbaumeister handelte. Gern hätte Salomo dem scheuen
Baumeister seine Freundschaft bezeugt und seine Sorgen und Hoffnungen mit ihm
geteilt. Doch das verbot ihm sein Amt.
    Zwischen den
Säulen sitzend, sah sich Hiram den Sonnenuntergang an. Die Mitglieder der
Bruderschaft ruhten sich erschöpft aus, ehe sie die Arbeit wiederaufnahmen.
Jetzt kam nämlich der gefährlichste Teil. Der Baumeister hatte alle nur
möglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen, damit keiner seiner Handwerker in
Lebensgefahr geriet. Er stand höchstpersönlich dafür ein, hatte jedoch Hilfe
nötig. Es wäre unerträglich für ihn, wenn einer seiner Gesellen auf der
Baustelle umkäme, aber die Idee fallenzulassen, die ihm gekommen war, das war
gleichermaßen unmöglich. Zur Krönung des Tempels und zu seiner eigenen
Reinigung nach der übermenschlichen Anstrengung, die ihm im Laufe der langen
Verbannungsjahre abgefordert worden war, mußte seine Vision Gestalt annehmen.
    Hiram
bedauerte, daß die Unterhaltung mit Salomo auf dem nicht vollendeten Vorhof
fehlgeschlagen war. Gern hätte er seiner Bewunderung für einen vom Heiligen
ergriffenen König und der Freundschaft, die trotz aller Anfechtungen entstanden
war, in Worten Ausdruck verliehen. Doch Salomo herrschte über Israel, er über
seine Bruderschaft. Der Herrscher hatte die Werkzeuge nicht gehandhabt, hatte
keinen Schweiß vergossen, hatte sich nicht die Hände wund gearbeitet. Er würde
weder im Schmerz noch in der Freude zu diesen Brüdern gehören. Was er und der
König verwirklicht hatten, ging über sie hinaus, ohne sie jedoch
zusammenzubinden.
    In den
letzten Strahlen der untergehenden Sonne schlenderte Hiram über die Baustelle.
In einigen Tagen würde er die Zeichenwerkstatt abbauen. Die Geschichte würde
die

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