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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Gefährten?
     
    Das Hohelied Salomos,
    erstes
Gedicht

 
    Kapitel 46
     
     
     
    Von
der Grenze Israels bis nach Jerusalem zog
die Königin von Saba durch zwei Reihen von Bauern, die ihr ihre kostbarsten
Dinge anboten und der Besucherin zujubelten, die aus einem Land kam, das
reicher war als die ganze Welt.
    In der Nähe
der Hauptstadt hatte Salomo Perlen und Diamanten auf die gepflasterte Straße
streuen lassen. Hoch oben im Korb auf einem weißen Elefanten, der ihrem
kleinsten Wink gehorchte, entdeckte Balkis das Gelobte Land.
    Hinreißend
schön mit schwarzen, von einem grünen Lidstrich betonten Augen, mit lächelndem
Mund, biegsamem Leib, den das Gewand, das mit dem Purpur der Stachelschnecke
gefärbt war, kaum verhüllte, um den Hals ein Pektoral aus Lapislazuli, um die
Handgelenke goldene Armreifen, flößte die Königin von Saba allen Achtung ein,
die in ihre Nähe kamen. Zu einem Charme, der auch das härteste Herz bezauberte,
gesellte sich ein Geist so flink wie ein Bergadler.
    Balkis hatte
sich ein Umschlagtuch aus fließendem Leinen um die Schultern gelegt und reiste
an der Spitze eines Zugs aus Elefanten, Kamelen und Pferden, die Gold,
Edelsteine, Seiden und Duftsalben trugen. Mehr als tausend schwarzhäutige
Sabäer gaben ihnen das Geleit. Ihre Königin hatte die kupferfarbene Haut der
Ägypterinnen aus dem Süden. Am Ende des Zugs rumpelten schwere Karren, beladen
mit Flaschen voller Myrrhe-, Narden-, Lilien- und Rosenöl und Zimt.
    Vor dem
großen Tor Jerusalems saß Salomo auf seinem goldenen Thron, der mitten auf
einem Pflaster aus Kristall stand, in dem sich der Herbsthimmel spiegelte. Der
König war umgeben von Würdenträgern in Seidentuniken, die mit farbigen Bändern
geschmückt und mit einem mehrfach um die Mitte geschlungenen Wollgürtel
gehalten waren. Die Priesterroben, die von Quasten verschönt wurden, waren in
Hyazinthblau gehalten. Zadok prangte auf Befehl des Königs in seiner
Amtstracht, auch wenn er gegen den Besuch einer Königin war, die heidnische
Götzen anbetete.
    «Ob sie mir
eine noch größere Macht als meine eigene zeigen kann», dachte Salomo, «und eine
größere Weisheit als meine? Ob sie mir dabei helfen kann, den Frieden zu
festigen, der der Schlüssel zum Glück der Völker ist?» Der König dachte an
Nagsara, deren Anwesenheit ihm erlaubt hatte, mit seinem Werk zu beginnen, als
Nardenduft Balkis’ Ankunft meldete.
    Der Korb auf
dem weißen Elefanten war in Mittagssonne gebadet. Die Königin von Saba mit
einer Purpurkrone auf dem Kopf richtete sich auf. Vor dem Dickhäuter bewegten
Diener Fächer, um den Parfümduft zu verteilen, der den Zug umwehte.
    Salomo erhob
sich, als das eindrucksvolle Reittier stehenblieb. Zadok, den die Dreistigkeit
dieser Fremdländerin, die es wagte, den Gebieter Israels zu übertreffen,
anwiderte, wandte sich ab.
    «Königin des
reichen Landes Saba, sei willkommen in meinem Land und bei meinem Volk.»
    Der Elefant
kniete nieder. Zwei Sabäer halfen ihrer Königin beim Heruntersteigen. Etliche
Ellen vor Salomo blieb sie stehen.
    «Die ganze
Welt feiert deine Macht, König Salomo. Ich komme aus einem Paradies, das von
Baumeistern erbaut wurde, die die Felsen gezähmt, die Wasser in Kanäle geleitet
und die Wüste fruchtbar gemacht haben. Meine Vorfahren haben Seen ausgehoben,
Bäume gepflanzt und die Steppe zum Blühen gebracht. Ich habe dir tausend
Schätze als Geschenk mitgebracht.
    Doch dann
habe ich die Straße deiner Hauptstadt mit Perlen und Diamanten bestreut gesehen
und mich geschämt. Sollte ich die erbärmlichen Reichtümer Sabas nicht lieber in
den Bach werfen? Vor dir wird aller Überfluß zunichte.»
    «Mein Palast erwartet dich.»
    «Leider kann
ich deine Einladung nicht annehmen, Majestät. Morgen ist Sabbat. Keine
Fremdländerin darf Jahwes Kult stören. Noch ehe die Sterne am Himmel stehen,
hat mein Gefolge am Ufer des Kidron Zelte aufgestellt.»
    Salomo war
hingerissen von der melodischen Stimme dieser Königin, die sich so gut mit
israelitischen Gebräuchen auskannte, und beugte sich Balkis’ Wunsch. Wie hätte
er bei all dem jubelnden Beifall für die Herrscherin von Saba wohl das
Schluchzen seiner Gemahlin Nagsara hören können, die verlassen in einem
prächtigen Palast saß, der ihr Angst einflößte?
     
     
    Beim ersten Strahl der
aufgehenden Sonne bestieg die Königin von Saba ein weißes Pferd und zog in
Jerusalem ein. Eine Menschenmenge war zusammengelaufen und bewunderte sie.
Selbst der bescheidenste Bettler

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