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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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das Gold kommen, das mir noch zur
Finanzierung der Arbeit fehlt.»
    «Majestät,
bist du denn nicht reich?»
    Salomo
blickte seinem Oberbaumeister, der so prächtig gewandet vor ihm stand, in die
Augen.
    «Nicht reich
genug, Meister Hiram. Ich kann den Bau anfangen, aber nicht zu Ende führen. Ein
besonnener König würde sich weiter in Geduld üben. Aber ich spüre, daß die Zeit
reif ist. Ganz Israel muß sich in der Suche nach seiner Größe vereinen.»
    Salomo war
weder von Sinnen noch ein Träumer. Seiner Stimme war unterschwellig die Freude
am Erschaffen anzuhören. Gewiß, sein Gott war nicht der Hirams, aber das
Unterfangen begann den Oberbaumeister zu reizen.
    «Warum bittest du die Königin
von Saba nicht um Gold?» schlug er vor. «Ihr Land hat davon in Hülle und Fülle,
aber es fehlt ihm an Weizen.»
    Salomo setzte
sich hin und dachte nach.
    «Zwecklos.
Dieses Königreich ist Israel nicht zugänglich.»
    «Für mich
sehr wohl, Majestät.»
    Salomo
musterte Hiram halb aufmerksam, halb verdutzt.
    «Was willst
du damit sagen?»
    «Ich habe
mich in diesem Land aufgehalten und dort auch gearbeitet, und ich bin mit einem
der königlichen Baumeister befreundet. Es gibt nicht viele, die meinen Beruf
ausüben, daher sind wir eine enge Gemeinschaft. Wir haben geschworen, uns in
schwierigen Situationen zu helfen. Wenn ich ihn bitte, bei der Königin
vorstellig zu werden, um eine Handelsbeziehung aufzubauen, wird er es tun.»
    «Und die
Königin?»
    «Da kann ich
nichts versprechen.»
    Salomo mochte
es nicht recht glauben.
    «Erzähle mir
von Saba.»
    «Es ist die
Insel, aus der die Sonne aufsteigt, der Urhügel, auf dem der Phönix liegt, der
auf einem Holzstoß mit Weihrauch und Myrrhe verbrannt wird. In den Wäldern
leben Geparden, Nilpferde, Panther und Giraffen. Die Einwohner zähmen Paviane.
Die Berge sind von tiefen Schluchten durchzogen, in die Gold und Silber fließt.
Auf ihren Hängen weiden Herden. Es gibt keine Armen. Jeder besitzt Geschirr aus
Gold. Die Stuhlbeine sind aus Silber. Die Königin ist nicht geizig. Sie zahlt
großzügig für die Nahrungsmittel, die ihr Volk braucht, aber sie sucht sich die
Länder aus, die ihr Nahrung liefern. Man munkelt, daß sie schön wie eine Göttin
ist.»
    «Hast du sie
kennengelernt?»
    «Nein. In der
Zeit, als ich mich in Saba aufgehalten habe, war ich nur ein junger Bauzeichner
und nicht würdig, von ihr empfangen zu werden. Ich habe sie in einem Tragsessel
vorbeiziehen sehen, der mit Rotgold überzogen war, aber ich habe lediglich ihre
Tiara erblickt.»
    Salomo
zögerte, weil er Hiram nicht dankbar sein wollte.
    Wenn er ihn
um Hilfe bat, so hieß das, vom Thron zu steigen und den Baumeister als
ebenbürtigen Herrscher in einem Reich anzuerkennen, über das der König von
Israel nicht herrschte. Doch zählte Gottes Tempel nicht mehr als die Eitelkeit
eines Herrschers?
    «Ich mag
keine Aufschneider, Meister Hiram. Wenn du es kannst, hole uns Gold aus Saba.»

 
    Kapitel 21
     
     
     
    Zwei
Wochen lang verschönerte Hiram das Haus,
das Salomo ihm zugewiesen hatte. Er verputzte die Mauern, mauerte die kleine
Tür zu, die von außen Zugang zur Küche bot, und verstärkte den Riegel der
Haustür. Er arbeitete langsam, so als hätte er alle Zeit der Welt.
    Im Nachgang
zu seiner Unterhaltung mit Salomo wurde er vom Schreiber des Königs empfangen.
Gemeinsam verfaßten sie eine Mitteilung an einen in Saba wohnenden Baumeister. Elihap
hatte den protokollarischen Text verfaßt, Hiram die verschlüsselte Botschaft
aus Laien unverständlichen Zeichen. Die Zukunft von Salomos Bau hing vom
Ausgang dieses Vorstoßes ab.
    Kaleb pflegte
seine kranken Zähne, die ihn häufig zum Ausruhen zwangen. Trotzdem bereitete er
die Mahlzeiten mit großer Sorgfalt zu, denn sein Appetit versagte nie. Der
Hinkefuß schlief im Haus zusammengekuschelt vor Hirams Schlafkammer. Er hatte
seiner Lebtage noch keine so angenehme Unterkunft gehabt, auch kein Dach, das ihn
vor Regen und Wind schützte. Kalebs sehnlichster Wunsch war, Hiram möge so
lange wie möglich in Jerusalem bleiben. Jeden Tag dankte er Jahwe, daß er einen
so großzügigen und gar nicht anspruchsvollen Herrn gefunden hatte.
    An einem
Gewitterabend, als der Regen die Wadis füllte, die er in den Bergen
ausgewaschen hatte, hörte Hiram ein merkwürdiges Geräusch. Kaleb schlief wie
gewohnt mit geballten Fäusten. Der Oberbaumeister trat aus seinem
Arbeitszimmer, wo er geometrische Raster zeichnete, und ging zur Tür. Der

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