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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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Mach, daß dein Licht die
Finsternis vertreibt und mir neue Lebensfreude schenkt! Mach, daß Salomo mein
fügsamer Diener wird und seine Gedanken nur noch mir gelten!»
    Im Osten
erschien der blutrote Schein der Morgenröte. Und Nagsara schöpfte neue
Hoffnung.
     
     
    Die Gerste stand sattgrün. Man
war mitten im Monat März, und die Regenfälle waren nur noch ein böses Andenken.
An den Berghängen entfalteten Blumen ihre purpurne Pracht und wetteiferten mit
Tausenden von roten Anemonen, die die Felder zierten. Der Winter wich und
machte Dutzenden von Narzissenarten, Hasenglöckchen und Tulpen Platz. Hiram war
im Wald auf einem Krokusteppich aus Gelb gegangen, das so strahlend war, als
stiege es aus der Sonne empor. Die Zeit war wieder gekommen, in der die Bauern
sangen, die Turteltauben gurrten, die Feigenbäume die ersten Früchte trugen und
der Weinberg, in dem Füchse herumschlichen, blühte.
    Seitdem es
nicht mehr regnete, ging der Oberbaumeister jeden Tag auf dem Land spazieren,
betrachtete aufmerksam die Bäume, die hohen Wacholder, die Pistazienbäume, die
gedrungenen Mandelbäume, die Sykomoren mit den saftigen Beeren, die
Granatapfelbäume, deren Früchte die Fülle göttlichen Reichtums und die
unerschöpflichen Gaben der Liebe symbolisierten. Vor Ölbäumen mit silbrigen
Blättern, deren Besitzer ihnen eine sehr gute Pflege angedeihen ließen, blieb
er stehen. Ergaben die Oliven nicht ein so kostbares Öl, daß es zur Zubereitung
von Gerichten, von Arzneien und Dingen der Körperpflege verwendet wurde, dieses
Öl, das in den Lampen brannte und von den Priestern geweiht wurde? Doch es war
das Ölbaumholz, das den Baumeister interessierte, ein robustes Material, das
Stämme von zwanzig Ellen Höhe und fünfhundert Jahren Alter lieferte. Der Baum
drückte eine heitere Beschaulichkeit aus, wie sie Statuen haben sollten, eine
Schönheit, die vielleicht an ägyptische Kunstwerke heranreichte. Hiram
markierte die Ölbäume, die er haben wollte, mit Kreide. Die zweite einheimische
Baumart, die er aussuchte, war die mächtige Zypresse mit dem harten Holz, das
man wunderbar zu Fußbodenbelag verarbeiten konnte.
    «Warum bist
du so verbissen», beschwerte sich Kaleb, «du weißt ja noch nicht einmal, ob der
Bau jemals angefangen wird? Der Tempel ist ein Trugbild, der Traum eines
verrückten Königs. Diese Spaziergänge machen müde. Gefällt dir denn unser
schönes Haus in Jerusalem nicht?»
    Hiram gab
darauf keine Antwort, sondern wählte weiter Stämme aus. Anup wich nicht von
seiner Seite, sprang neben ihm her und ließ es nicht zu, daß der Hinkefuß
seinem Herrn zu nahe kam. Er mißtraute Kaleb, und der wagte es nicht, ihn zu
schlagen, aus Angst, er könne den Oberbaumeister verärgern.
    Endlich kam
der Morgen, den sich Kaleb herbeigewünscht hatte.
    Als Hiram zu
einem weiteren Spaziergang über die Schwelle trat, stieß er auf Scharen von
Männern und Frauen, die nach Jerusalem hereinströmten. Es handelte sich um
Hebräer aus den Provinzen, aber auch um babylonische Händler und asiatische Kaufleute.
Reich und arm, alles war in der gleichen hellen Aufregung.
    «Was geht
hier vor?»
    «Wir haben
Passah, mein Fürst! Ganz Israel feiert. Die Gläubigen speisen und trinken zur
höheren Ehre Gottes. Heute sind wir alle Gläubige!»
    Hiram fand
sich damit ab, daß er nicht in die Unterstadt gelangen würde, die Menge, die
zum Palast strebte, war zu groß. Viele riefen: «Passah, Passah!» und erinnerten
so an das Wunder des ‹Auszugs› der Kinder Israel aus Ägypten. Ob sie wohl
wissen, dachte Hiram bei sich, daß sie da ein ägyptisches Wort aussprechen und
damit dem Land huldigen, das sie verachten?
    Bauern und
Bäcker zogen gemeinsam dahin, die einen mit den ersten Ähren, die anderen mit
dem ungesäuerten Brot. Metzger zogen Hunderte von Lämmern hinter sich her, die
geopfert werden und Tausende von Gästen nähren sollten, die an dem riesigen
Passahmahl teilnahmen, bei dem Wohlhabende und Bettler etliche Stunden lang
nebeneinandersaßen.
    Ein Priester
ging an der Wohnung des Oberbaumeisters vorbei und bespritzte die Tür mit dem
Blut des Tieres, das er gerade geschächtet hatte. Die warme und klebrige
Flüssigkeit traf auch Hirams Gesicht und Brust.
    Der
Baumeister trat ins Haus zurück und wusch sich. Kaleb war verschwunden. Der
Hinkefuß wollte bei der Verteilung von Wein, Brot und Fleisch nicht fehlen.
Blieb nur noch der Hund, der die Menschenmenge genauso abscheulich fand wie
sein Herr. Letzterer

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