Der Tempel
brauche Sie, damit Sie mir helfen, nach Vilcafor zu kommen.«
Race biss sich auf die Lippe. Mein Gott …
» Nun … also gut«, sagte er widerstrebend.
»Schön«, meinte Nash und erhob sich. »Sehr schön. Sagen Sie, Sie haben doch erwähnt, dass Sie etwas weniger formelle Kleidung dabeihaben?«
»Ja.«
»Ich schlage vor, dass Sie sich umziehen. Immerhin sind Sie bald im Dschungel.«
***
Die Hercules flog über die Berge.
Race trat aus der Toilette im unteren Frachtdeck des Flugzeugs. Er trug jetzt ein weißes T-Shirt, Blue Jeans und schwarze Turnschuhe – die Kleidungsstücke, die er für das Baseballspiel am Mittag eingepackt hatte. Auf dem Kopf hatte er eine Kappe – eine arg mitgenommene marineblaue Baseballkappe der New York Yankees.
Auf dem Deck vor ihm bereiteten sich die Green Berets auf die Mission vor und reinigten ihre Waffen. Einer von ihnen – ein rothaariger älterer Corporal namens Jake »Buzz« Cochrane – sprach lebhaft, während er den Abzugsmechanismus seines M-16 säuberte.
»Ich sag euch, Jungs, das waren Titten«, meinte er gerade. »Was für Titten! Süß wie ‘ne Sechzehnjährige und echt willig und preiswert. Meine Herren, denken Sie an meine Worte, sie ist zweifellos in ganz South Carolina die tollste Nutte, die Sie für Ihre Knete kriegen können …«
In diesem Augenblick fiel Cochranes Blick auf Race, der in der Toilettentür stand und zuhörte. Er verstummte sofort.
Die anderen Green Berets fuhren herum und Race wurde verlegen.
Er kam sich wie ein Außenseiter vor. Jemand, der nicht Teil der Bruderschaft war. Der nicht dazugehörte.
Da bemerkte er seinen Leibwächter – den großen Sergeanten, Van Lewen –, der am Rand des Kreises stand, und lächelte. » Hallo.«
Van Lewen erwiderte das Lächeln. »Wie steht’s?«
»Gut. Wirklich gut«, sagte Race.
Er ging an der schweigenden Truppe rauer Green Berets vorüber und erreichte die steile Treppe, die nach oben zum Hauptpassagierdeck führte.
Während er hinaufstieg, hörte er Cochrane hinter sich etwas brummeln.
Er wusste, dass es nicht für seine Ohren bestimmt war, aber er verstand es trotzdem.
Cochrane sagte: »Blödes Weichei.«
Eine Stimme ertönte aus der Lautsprecheranlage, als Race eben den Mittelgang des Passagierabteils hinabging. »Beginnen mit dem Sinkflug. Landung in Cusco in zwanzig Minuten.«
Auf dem Weg zu seinem Sitz kam Race an Walter Chambers vorüber. Der bebrillte kleine Wissenschaftler hatte Race’ Notizen neben ein weiteres Blatt Papier gelegt. Es war so etwas wie eine Karte, die mit Filzstift markiert war.
Chambers blickte zu Race auf.
»Ah, Professor. Sie habe ich gesucht. Eine Klarstellung, bitte. Diese Orte hier, ›Paxu, Tupra und Roya‹« – er deutete auf Race’ Notizen –, »das steht in der richtigen Reihenfolge, oder? Ich meine, in der Reihenfolge, wie Renco die Orte aufgesucht hat?«
»In dieser Reihenfolge tauchen sie in dem Manuskript auf.«
»Schön.«
»He, Walter«, sagte Race und setzte sich neben Chambers. »Eines wollte ich Sie fragen.«
»Nur zu.«
»Im Manuskript erwähnt Renco ein Wesen, das Titi oder Rapa genannt wird. Was genau ist das?«
»Ah, der Rapa.« Chambers nickte. »Hm, ja. Nicht ganz mein Gebiet, aber ein bisschen was weiß ich darüber.«
»Und?«
»Wie viele andere südamerikanische Kulturen waren die Inka von Raubkatzen außerordentlich fasziniert. Sie haben ihnen Statuen errichtet, sowohl große als auch kleine, und manchmal riesige Basreliefs von ihnen in Felswände geritzt. Die Stadt Cusco war sogar in der Gestalt eines Pumas erbaut.
Diese Faszination für Raubkatzen ist ein ziemlich merkwürdiges Phänomen, da es in Südamerika bekanntlich keine großen Raubkatzen gibt. Die einzigen auf dem Kontinent heimischen Raubkatzen sind der Jaguar – oder Panther – und der Puma, und die sind nur mittelgroß. Sie sind nicht annähernd so groß wie der Tiger, die größte aller Raubkatzen.«
Chambers machte es sich in seinem Sitz bequemer. »Der Rapa jedoch ist eine ganz und gar andere Geschichte. Das ist eher die südamerikanische Version von Bigfoot oder dem Ungeheuer von Loch Ness. Er ist ein legendäres Wesen, eine große schwarze Raubkatze.
Wie bei Bigfoot oder Nessie hört man alle paar Jahre von Sichtungen – Bauern in Brasilien beklagen sich über Verstümmelungen am Vieh; Touristen auf dem Inkapfad in Peru behaupten, des Nachts große Raubkatzen umherlaufen zu sehen, und gelegentlich findet man Einheimische, die im Tiefland
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