Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
Vom Netzwerk:
für ihr wöchentliches Telefonat.
    Schließlich kam sie zurück.
    Er wartete am Flugplatz, den Ring in der Tasche. Er hatte die Ansprache tausendmal geprobt, hatte sie schließlich perfekt hinbekommen, sodass er im richtigen Moment vor ihr auf die Knie fallen und um ihre Hand anhalten konnte.
    Doch als sie an diesem Tag durch das Ankunftsgate kam, trug sie bereits einen Diamantring am Finger.
    »Will, tut mir Leid«, sagte sie. »Aber … na ja … ich habe jemanden kennen gelernt.«
    Race konnte den Ring nicht einmal aus der Tasche ziehen.
    Und so verbrachte er die restliche Collegezeit mit der Nase in seinen Büchern, blieb resoluter Single und fühlte sich unvorstellbar elend.
    Er schloss im Fach Sprachen des Altertums als Viertbester seines Semesters ab und bekam zu seiner Überraschung das Angebot für einen Lehrauftrag an der NYU. Da er nichts anderes vorhatte – außer vielleicht, sich die Pulsadern aufzuschneiden –, nahm er an. Und jetzt, jetzt war er ein bescheidener Sprachenprofessor, der in einem alten Büro mit Schindeldach in New York City arbeitete, während sie theoretische Physikerin war und in der angesehensten waffentechnologischen Abteilung des US-Militärs arbeitete. Na ja.
    Race hatte nie erwartet, sie wiederzusehen. Hatte sie nie Wiedersehen wollen . Doch als Frank Nash ihren Namen erwähnte, machte es in ihm klick . Er wollte sehen, was sie aus sich gemacht hatte.
    Gut, jetzt hatte er es gesehen.
    Sie hatte verdammt noch mal bei weitem mehr aus sich gemacht als er.

    Blinzelnd fuhr Race aus seinen Gedanken auf.
    Er kehrte in die Gegenwart zurück und merkte, dass er Laurens Ehering anstarrte.
    Mein Gott, reiß dich zusammen! , dachte er.
    »Frank hat gesagt, du hast mit dem Manuskript gute Arbeit geleistet«, meinte sie.
    Race hustete und räusperte sich, womit er den Hals ebenso frei machte wie die Gedanken. »Ich habe getan, was ich tun konnte. Ich meine, he, es ist nicht theoretische Physik, aber es ist … na ja, es ist das, was ich tue.«
    »Du solltest stolz darauf sein.« Sie lächelte ihn an. »Schön, dich wiederzusehen, Will.«
    Race erwiderte ihr Lächeln, so gut er konnte.
    Dann stand sie auf und sah sich um. »Na ja, wie dem auch sei, ich gehe besser zurück. Sieht so aus, als ob wir gleich landen.«

    ***

    Es war spät am Nachmittag, als die Hercules schwer auf einer staubigen Privatpiste am Rand des Cuscotals aufsetzte.
    Das Team verließ das Flugzeug an Bord des Truppentransporters, der seine Reise nach Südamerika im Bauch der Maschine hinter sich gebracht hatte. Der gewaltige Lastwagen rumpelte durch die Heckklappe heraus und fuhr sogleich über eine schlecht gepflasterte Straße Richtung Norden auf den Urubamba zu.
    Es war eine holprige Fahrt. Race saß hinten im Laster neben seinem Leibwächter, Sergeant Van Lewen.
    Die anderen Mitglieder des Teams – die drei Leute von der DARPA, Nash, Lauren und der falkengesichtige Physiker Copeland, Chambers, der Anthropologe, sowie Gaby Lopez, eine überraschend junge Lateinamerikanerin, die Archäologin des Teams – hatten je einen Green Beret als Leibwächter neben sich sitzen.
    Irgendwann unterwegs fuhr der Laster einen Hügel hinauf und Race konnte über das ganze Cuscotal hinwegsehen.
    Auf der linken Talseite, auf einem grasbewachsenen grünen Hügel, bemerkte er die Ruinen von Sacsayhuaman, der mächtigen Festung, von der er gerade gelesen hatte. Ihre drei gewaltigen Ränge waren noch immer erkennbar, doch hatten Zeit und Witterung sie ihrer Majestät beraubt. Was vor vierhundert Jahren eine großartige und imposante Festung gewesen und den Augen von Königen würdig gewesen war, das war jetzt nur noch eine zerfallende Ruine, würdig lediglich noch den Augen der Touristen.
    Rechts sah Race ein Meer aus Terrakottadächern – das moderne Cusco, dessen Stadtmauern längst niedergerissen worden waren. Jenseits der Dächer lagen die kahlen Berge Südperus – braun und rau, ebenso karg, wie die schneebedeckten Gipfel der Anden im Norden spektakulär waren.
    Zehn Minuten später traf der Transporter am Urubamba ein, wo ihn ein Mann von etwas über dreißig in einem weißen Leinenanzug und mit einem cremefarbenen Panamahut erwartete. Sein Name war Nathan Sebastian und er war Lieutenant der US Army.
    Hinter Sebastian schwammen an einem langen, T-förmigen Anleger zwei Militärhubschrauber im Fluss.
    Es waren Bell Textron UH-1Ns – »Hueys«. Aber diese beiden Hueys waren leicht modifiziert worden. Man hatte ihre langen, dünnen

Weitere Kostenlose Bücher