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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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könnten Rom herausfordern!«
    Der Judäer wiegte bedächtig den Kopf. »Ich habe dir schon einmal gesagt, daß es seit langem der Wille Jahwes ist, daß diese Stadt vernichtet wird. Es ist töricht, zu glauben, daß wir dies verhindern könnten!«
    »Und dein Haus? Du wirst all dein Hab und Gut verlieren! Wie kannst du nur so gleichmütig hier sitzen und deinem Untergang entgegensehen? Was ist, wenn Samu uns verraten hat, bevor diese Schurken sie ermordet haben? Vielleicht werden auch wir diese Nacht nicht überleben? Elagabal traut mir nicht. Er läßt jeden meiner Schritte überwachen. Ich kann nicht zum Stadtkommandanten gehen, um die Römer zu warnen. Das ist deine Aufgabe, Simon! Du mußt dieses Blutbad verhindern.«
    Der Judäer schüttelte entschieden den Kopf. »Die Wege Jahwes sind unergründlich. Er wird seine schützende Hand über mich halten, denn ich werde nichts tun, um das Schicksal aufzuhalten, das er dieser sündigen Stadt bestimmt hat.«
    »Und deine Tochter?« zischte Philippos wütend. »Soll sie mit dir zugrunde gehen? Was glaubst du, was geschehen wird, wenn die Römer diese Stadt stürmen? Glaubst du, sie werden dein Haus verschonen, weil du ihre Götter verachtest? Glaubst du, dein Jahwe wird mit flammendem Schwert vom Himmel herabsteigen, um dich zu beschützen?«
    »Genug jetzt, Grieche!« Simons Gesicht war rot vor Zorn geworden. »Ich werde nicht dulden, daß du in meinem Haus den Namen Jahwes lästerst! Noch ein Wort, und ich lasse dich von meinen Dienern auf die Straße hinausprügeln! Geh mir jetzt aus den Augen!«
    Vor Zorn bebend erhob sich Philippos. Er hätte den alten Kerl am liebsten niedergeschlagen. Dieser Ignorant! Wie konnte Simon nur so seelenruhig dem Verderben entgegensehen? War es die Kraft seines Gottes, die ihm diesen Gleichmut gab? Der Grieche stieg die Treppe zum Hof hinab. Er mußte an Samu denken. Er kannte die Priesterin nicht einmal ein Jahr lang, und die meiste Zeit, die er mit ihr verbracht hatte, hatten sie sich gestritten. Trotzdem fühlte er sich jetzt schuldig an ihrem Tod. Er hatte dafür gesorgt, daß sie nach Tyros kam.
    Hätte er nur gewußt, daß sie im Hause Elagabals wohnte! Es hätte sicher einen Weg gegeben, sie vor den Plänen des Phöniziers zu warnen.
    Der Grieche seufzte. Seit jenem Nachmittag, an dem Buphagos die Prozession der Artemis gestört hatte, schienen sich die Götter gegen ihn verschworen zu haben. Der Mundschenk, Thais, Samu ... Wer würde das nächste Opfer sein? Ob die Priesterin ihn verraten hatte? Philippos lächelte traurig. Er dachte an ihren Stolz und ihre Dickköpfigkeit. Ihr war zuzutrauen, daß sie nichts verraten hatte, selbst wenn sie gefoltert worden war.
    Der Arzt ballte wütend die Fäuste. Er würde ihren Tod rächen und die wahnsinnigen Pläne Elagabals vereiteln!
    Das erste, was Samu sah, als sie wieder zur Besinnung kam, war ein Kamel. Das Tier kaute mit mahlenden
    Kiefern auf einem Dornenzweig und schenkte ihr keine Beachtung. Vorsichtig tastete sich die Priesterin über ihre geschwollene Schläfe. Ihre Hände waren gefesselt, und sie konnte sich nur sehr eingeschränkt bewegen.
    Sie hätte besser die Finger von der Prellung gelassen. Mit der Berührung hatte sie die bösen Säfte unter der Haut geweckt, und ein pochender Schmerz breitete sich über die Schläfe in ihrem Kopf aus. Dieser Schurke Hophra! Er hatte sie einfach niedergeschlagen! Langsam kehrte Samus Erinnerung zurück. Sie waren in dem Gewölbe unter dem Lagerhaus gewesen und jetzt .
    Blinzelnd blickte sie sich um. Sie lag im Schatten einer Palme.
    Überall waren Kamele. Neben ihnen türmten sich hochbeladene Packsättel. Leise Männerstimmen erklangen hinter ihr und das Geräusch von Wasser, das in eine Tränke geschüttet wurde.
    Wo bei Isis war sie nur? Sie hätte damit gerechnet, daß Hophra sie ermordet, doch das hier, das konnte sie sich nicht erklären.
    Der Söldner hatte sie verhöhnt und ihr erklärt, wie leicht es gewesen war, sie nach ihrer Flucht aufzuspüren. Er hatte dafür gesorgt, daß die Leiter in der Gasse neben dem Lagerhaus liegengeblieben war, damit sie dort leichter einbrechen konnte. Wie er angeordnet hatte, die Felsplatte nicht über die verborgene Treppe zu legen, hatte sie selbst mitanhören können. Grinsend hatte Hophra ihr erklärt, daß er sie genau dort unten hatte haben wollen. Gefangen in einem Loch, aus dem es keinen Ausweg mehr gab, außer an ihm vorbei.
    Großmütig hatte er ihr angeboten, sie aus der Stadt zu

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