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Der Teratologe (German Edition)

Der Teratologe (German Edition)

Titel: Der Teratologe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wrath James White , Edward Lee
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eine Uhr. Er blickte durch die Lexanscheiben in den Garten und dachte nach.
    Was war das für ein Ort? Um was ging es Farrington wirklich? Und was hatte es mit diesem britischen Typen auf sich? Der erste Drink rann zügig seine Kehle hinunter, zog ihn aber nicht aus seiner scharfen Konzentration heraus. Warum will Farrington keine Fotos von sich haben? Warum würde er unter solchen Umständen überhaupt einem Interview zustimmen? Das hat er in der Vergangenheit noch nie getan. Und was ist mit diesem …
    Draußen sprang der Motor eines Wagens an, Scheinwerfer flammten auf. Ein weiterer von diesen Lieferwagen schoss aus der Einfahrt: DAYE PHARMACEUTICALS, LTD.
    Was ist das für eine merkwürdige Scheiße? Was hat es mit dem Lieferwagen einer Pharmafirma auf sich, der um drei Uhr nachts um diesen protzigen Schuppen rumkurvt?
    Die Rücklichter des Lieferwagens verblassten, dann waren sie ganz verschwunden. Die Stille, die sich nun ausbreitete, schien noch allumfassender zu sein. Westmore nahm trotzdem wahr, was unter ihrer schützenden Hülle mitschwang: Hausgeräusche, das leise Flüstern der Klimaanlage. Die Uhr – wo immer sie sich befand – hörte sich lauter an, ihr Ticken noch schärfer. Dann erstarrte er. Hatte er nicht gerade ein Stöhnen gehört? Eine Stimme? Von irgendwo im Haus. Eine Tür öffnete und schloss sich klickend. Schritte. Dann nichts.
    Die Schwingungen tobten.
    Schlechte Schwingungen.
    Westmore rauchte in der Dunkelheit eine Zigarette und genehmigte sich einen weiteren Scotch. Der Alkohol und die Zigarette verzehrten ihn. Das Leben verzehrte ihn. Verzehr mich ruhig noch mehr, flehte er. Nimm mich einfach. Verzehr mich, bis nichts mehr von mir übrig ist …
    Er wurde wieder betrunken. War es Gott, den er anflehte, der Gott, von dem er behauptete, an ihn zu glauben? Gott tut einen Scheiß für mich, aber … warum sollte Er auch? Ich habe es nicht anders verdient. Aber was war mit Bryant? Was war mit diesem Spinner Farrington und diesem Schwachkopf Michaels? Nahm Gott unterschiedliche Menschen auch unterschiedlich wahr? Es musste so sein. Jedes Lebewesen unterschied sich vom anderen, auch kulturell gab es gewaltige Unterschiede. Zu viele Variablen. Aus diesem Grund konnte Gott nicht alle retten. Gott muss unendlich viele Gesichter besitzen, philosophierte Westmore, während der Scotch sein Inneres aufwärmte.
    Lass uns noch einen Drink nehmen. Nur wir zwei, du und ich. Ist das okay, Gott?
    Der Schwips ließ ihn noch vorsichtiger zum Barschrank zurückgehen, aber nicht vorsichtig genug …
    RUMMS!
    Er hatte vergessen, dass die Teakholztür des Schranks noch offen stand, sodass er genau mit der Stirn gegen die Kante knallte. Der Schmerz schien ihn wie ein wildes Tier zu beißen. Er konnte gerade noch denken: Was für ein betrunkenes Arschloch du doch bist! Dann presste er seine Hände gegen den dröhnenden Schädel und brach zusammen.
    Er verlor immer wieder das Bewusstsein. Aus seiner Wunde sickerte Blut in die Augen. Inzwischen glich der Schmerz einem Kletterhaken, der ihm mit roher Gewalt in den Kopf getrieben wurde. Er blieb einen Moment lang liegen und konzentrierte sich auf das Pochen der Wunde. War er ernsthaft verletzt? Hatte sich nicht William Holden auf diese Weise für immer von der Menschheit verabschiedet? Betrunken gegen einen Schrank geknallt und jämmerlich verblutet, weil der hohe Alkoholpegel die Gerinnung stoppte? Scheiße!, schaffte es Westmore, zu denken. Wenigstens besaß er ein berühmtes Vorbild. Wenn er versuchte, sich aufzurappeln, schmetterte ihn der Schmerz wie ein Fuß auf seiner Brust zurück auf den Boden.
    Schielend und benommen sah er einen Schatten vor sich auftauchen. Muss die Schranktür sein, überlegte er. Aber das war ein Irrtum.
    Der Schatten beugte sich vor.
    »Michaels?«, murmelte er. Es musste Michaels sein.
    »Nein«, antwortete der Schatten. Die Stimme eines Mannes, aber … irgendwie fremdartig. Die Stimme klang tief und hallend, aber doch gleichzeitig strahlend – was für eine bescheuerte Beschreibung! Der Schatten war …
    Was zum Teufel macht der da? Mich ausrauben?
    Die Hand des Schattens zerrte an seinem Hemd, zog seine Zigaretten und das Feuerzeug aus der Brusttasche.
    Ein Schnappen, dann ein kurzes Aufflammen. Der Schatten stand wieder aufrecht und schaute auf ihn herab. Westmore konnte anhand des Glimmens der Zigarette erkennen, wo sich die Person befinden musste.
    Eine Rauchwolke versammelte sich vor ihrem Gesicht, und die fremdartige Stimme

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