Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

»Combined DNA Index System« war eine nationale, vom FBI geführte Datenbank von verurteilten Straftätern, ungelösten Verbrechen und vermissten Personen. CODIS erlaubte es Polizeibehörden, DNA-Profile auf elektronischem Weg auszutauschen und zu vergleichen, sodass Verbindungen zwischen verschiedenen Verbrechen hergestellt werden konnten, um Verdächtige zu identifizieren.
    »Dann haben wir also einen Verdächtigen?«, fragte Byrne.
    Westbrook nickte, doch auf ihrem Gesicht spiegelte sich keine Freude oder die erwartete – und wohlverdiente – Genugtuung, die alle Cops empfanden, wenn sie einen Durchbruch bei einer Mordermittlung erzielt hatten.
    »Sie sehen nicht glücklich aus, Sergeant«, sagte Maria Caruso. »Was ist?«
    Westbrook reichte Byrne den Bericht. Jessica, Josh Bontrager und Maria Caruso drängten sich um ihn.
    Die DNA-Probe, die sie an drei verschiedenen Tatorten gefunden hatten – an drei verschiedenen Orten, an denen ein Mord verübt worden war –, stammte von einem Mann namens Roland Hannah. Es handelte sich um einen selbsternannten Wanderprediger, der die Stadt einst terrorisiert und mit seinen Morden das Recht in die eigenen Hände genommen hatte. Jessica und Byrne hatten in einem Fall ermittelt, der damit in Verbindung stand und der die Ermittler damals zum Schuylkill River geführt hatte.
    Aber das war nicht das Erstaunliche an dieser Sache.
    Erstaunlich war, dass Roland Hannah seit vier Jahren im Gefängnis in Graterford einsaß.

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    In der Kirche ist es schon lange wieder dunkel. Die Zeit ist nahe.
    Um vier Uhr hörst du, dass die große Tür sich hinter dir öffnet, und du siehst, dass das schwindende Tageslicht auf den langen Gang fällt. Schwere Schritte nähern sich auf den abgenutzten Bodenfliesen, Schuhe mit harten Sohlen. Seltsamerweise hörst du den Klang einer Bodenfliese, die sich gelockert hat. Du hast schon immer auf Details geachtet.
    Du schaust zu dem Gang hinüber, auf den der Schatten fällt, so wie auf den Tag genau vor dreißig Jahren. Heute wie damals stellst du fest, dass du den Atem anhältst.
    Vor dreißig Jahren hast du deine Waffe gezogen und dich dem Licht zugewandt.
    Heute hast du nur deinen Glauben.

42.
    Jessica Balzano und Kevin Byrne saßen im Taurus der Mordkommission auf dem Hügel mit Blick auf das Gefängnis in Graterford.
    Jessica war in all den Jahren beim Philadelphia Police Department nur wenige Male hier gewesen. Das Reich der Justizvollzugsanstalten – ihre inneren Strukturen, der riesige Verwaltungsapparat, ihre eigene Welt – lag jenseits der Erfahrungen der meisten Detectives aus der Stadt. Ein Detective der Mordkommission ermittelte in der Regel an anderen Orten. Seine Arbeit begann in dem Augenblick, in dem eine Person ihre Hand im Zorn gegen eine andere erhob, und endete, wenn ein verurteilter Verdächtiger in Ketten aus dem Gerichtssaal geführt wurde.
    Die Justizvollzugsanstalt des Staates Pennsylvania bei Graterford lag in Skippack Township, Montgomery County, ungefähr dreißig Meilen von Philadelphia entfernt. Sie war 1929 erbaut worden und das größte Hochsicherheitsgefängnis in Pennsylvania mit mehr als dreitausendfünfhundert Häftlingen. Außer den fünf großen Zellenblöcken gab es noch eine kleine Krankenstation.
    Der gesamte Gebäudekomplex war von siebenhundert Hektar Weideland umgeben. Neun bemannte Wachtürme überragten die hohen Mauern, die mit Stacheldraht gesichert waren.
    Die Überfüllung stellte in vielen Gefängnissen in den USA ein Problem dar, und das war im Commonwealth of Pennsylvania nicht anders. Insgesamt saßen in diesem Staat momentan fünfzigtausend Häftlinge ein, aber der Platz reichte nur für dreiundvierzigtausend. Man hatte gehofft, die Lage durch vorzeitige Haftentlassungen ein wenig zu entspannen, doch die Überfüllung blieb ein großes Problem.
    2010 war ein Häftling, der eine zehnjährige Haftstrafe verbüßen musste, vorzeitig entlassen worden und brachte wenig später einen Polizisten des Philadelphia Police Departments um. Daraufhin wurde Anträgen auf vorzeitige Haftentlassungen vorläufig nicht mehr stattgegeben.
    Der verfallene Gebäudekomplex hätte eigentlich geschlossen werden müssen, als zwei neue Gefängnisse in der Nähe von Philadelphia eröffnet wurden. Inzwischen platzte Graterford aus allen Nähten.
    Für einen Detective aus der