Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
aufgestellt hatten, wo es Blutspuren zu sichern galt. Das Blut führte zu einem alten, gemauerten Torbogen.
Jessica ging als Erste hindurch und sah etwas auf dem Boden liegen. Als sie sich hinkniete, erkannte sie, was es war.
Es war die Zunge der Frau.
Der Mörder hatte ihr die Zunge herausgeschnitten.
Jessica blickte zur Decke hinauf, wo ein verrostetes Eisenrohr durch den Boden im Erdgeschoss in den Keller führte. Sie befanden sich unter der Sakristei.
Schauen Sie ins Sakrarium.
*
Während die Kriminaltechniker im Keller systematisch nach Spuren suchten, stieg Jessica die Treppe hinauf und nahm einige grobe Messungen vor. Josh Bontrager fertigte die Skizze an. Er würde die Ermittlungen in diesem Fall leiten.
Vier Kirchen. Vier brutale Morde. Keine Verdächtigen.
Dieser Fall fiel in den Verantwortungsbereich der Sonderkommission. Jessica wusste, dass Berichte über den aktuellen Stand der Dinge in dieser Mordserie bereits die Ebene des Inspektors, vermutlich sogar die des Polizeichefs erreicht hatten. Deshalb ging sie davon aus, dass das Geld, das für anfallende Überstunden gebraucht wurde, um die anderen geschlossenen Kirchen in Philadelphia County rund um die Uhr zu überwachen, jetzt bewilligt wurde.
Am frühen Nachmittag stellte sich heraus, dass sie im Gegensatz zu den anderen Fällen bereits die Identität des Opfers kannten. Genau vor der Kapelle parkte ein auf den Namen Michelle A. Calvin zugelassener Wagen. Bei der Überprüfung in der Verbrecherdatenbank entdeckten sie ein Foto und erfuhren, dass Michelle Calvin vor ein paar Jahren bei einer Razzia im Prostituiertenmilieu verhaftet und zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden war. Bei den Recherchen fanden sie auch den aktuellen Arbeitgeber der Ermordeten, das Maklerbüro Rudolph Realty. Josh Bontrager rief dort an und sprach mit dem Besitzer, Raymond Rudolph. Er willigte ein, zum Tatort zu kommen und mit den Ermittlern zu sprechen.
Als Jessica und Byrne die Kapelle verließen, stand Rudolph neben einem der Streifenwagen und sprach mit Bontrager. Der Mann war sichtlich erschüttert. Rudolph war Ende dreißig, eins siebzig groß und konservativ gekleidet. Er trug einen schwarzen Trenchcoat, weißes Hemd, braune Krawatte und Handschuhe. In den Händen hielt er ein BlackBerry, das er ununterbrochen von einer Seite auf die andere drehte.
Bontrager stellte den beiden Detectives Michelles Arbeitgeber vor.
»Sie waren ihr Chef?«, fragte Byrne.
»Ja.«
»Wissen Sie, warum sie heute hier gewesen ist?«
»Sie hatte einen Termin mit einer Interessentin.«
»Dieses Haus steht zum Verkauf?«
Rudolph nickte. »Ja, schon länger.«
»Was wissen Sie über die Interessentin?«
Rudolph griff in die Tasche und zog eine ausgedruckte E-Mail heraus. »Michelle wollte sich hier mit einer Frau namens Mara Reuben treffen.«
Jessica und Byrne wechselten einen Blick. Mara Reuben. Mit dieser Frau hatte Jessica gegenüber von der St. Adelaide Church gesprochen. Das Phantom, das nicht auf dem Videofilm zu sehen war.
»Haben Sie diese Frau schon mal gesehen?«, fragte Bontrager.
»Nein«, sagte Rudolph. »Leider nicht.«
»Wissen Sie, ob diese Frau Mrs. Calvin mal angerufen oder eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen hat?«
»Das weiß ich nicht, aber ich kann es überprüfen.«
»Das wäre nett. Wissen Sie, ob diese Frau jemals in Ihrem Büro war? Ob einer Ihrer Mitarbeiter mit ihr gesprochen hat?«
»Das glaube ich nicht. Aber ich werde meine Mitarbeiter sicherheitshalber fragen. Vergessen Sie nicht, dass es nur eine kleine Firma ist. Wir sind insgesamt nur fünf Leute.« Rudolphs Miene verdüsterte sich. Offenbar wurde ihm gerade bewusst, dass sie jetzt nur noch zu viert waren.
»Fällt Ihnen jemand ein, mit dem Mrs. Calvin Probleme gehabt haben könnte?«, fragte Bontrager. »Ein Geschäft, bei dem es im Nachhinein Probleme gab?«
Bontrager wusste natürlich, dass der gesuchte Serienkiller auch diesen Mord verübt hatte und dass es kein persönlicher Racheakt war. Dennoch musste er diese Frage stellen.
Rudolph schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht …«
Sie ließen ihm ein wenig Zeit, um seine Antwort zu präzisieren, aber er schwieg.
»Heißt das jetzt nein oder vielleicht?«, hakte Bontrager nach.
Rudolph hob den Blick. Ihm war anzusehen, dass er in einem Zwiespalt steckte. »Hören Sie, es geht mich nichts an, was jemand tut oder früher getan hat. Ich weiß, dass Michelle Probleme hatte, ehe sie bei uns anfing. Aber sie
Weitere Kostenlose Bücher