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Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)

Titel: Der Teufel in dir: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Montanari
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Details der aktuellen Mordserie und die Verbindung zu den Kirchen.
    »Mr. Hannah«, sagte Jessica.
    Sie erkannte die Reaktion auf seinem Gesicht, ein winziges Zucken, das sein Missfallen verriet. Er erwiderte nichts. Roland Hannah war zum Zeitpunkt seiner Morde, für die er nun in Graterford einsaß, katholischer Pfarrer gewesen. Jessica würde ihn auf keinen Fall mit Pfarrer Hannah ansprechen. Nur wenn es unbedingt notwendig war. Nur wenn dieses Gespräch sie weiterbrachte.
    »Ich hätte gesagt, ›ich freue mich, Sie wiederzusehen‹, aber mir liegt Ironie nicht«, sagte Hannah.
    »Wissen Sie, warum wir hier sind?«, fragte Byrne.
    Roland Hannah schwieg zunächst. Seine Miene konnte man hinter der getönten Brille nicht erkennen. »Akzeptieren Sie nun beide Jesus Christus als Ihren Erlöser?«, fragte er schließlich.
    »Warum stellen Sie uns diese Frage?«, wollte Jessica wissen.
    »Ich betrachte mich gerne als einen besonders glaubensfesten Diener des Herrn, aber für Sie scheint das eine große Anstrengung zu bedeuten. Es gibt genügend Kirchen, in die Sie hätten gehen können, wenn Sie getauft werden wollten.«
    »Ich bin getauft, Mr. Hannah«, sagte Jessica.
    »Gelobt sei der Herr. Welchen Weg haben Sie gewählt?«
    Jessica spürte, dass er ihr ein Gespräch über dieses Thema aufzwingen wollte. Sie hatte zwar nicht die geringste Lust, ihm den Gefallen zu tun, wusste aber, dass es notwendig war. »Ich bin katholisch.«
    Hannah nickte. Er drehte sich zu dem spärlichen grauen Licht um, das durch die hohen Fenster in den Raum sickerte, und wandte sich dann wieder Jessica und Byrne zu. »Ich fühle mich den Katholiken eng verbunden, wissen Sie.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, Ma’am. Seitdem ich zwölf oder dreizehn Jahre alt war, wollte ich katholischer Priester werden. Mutter war Baptistin, aber ich habe jede Gelegenheit wahrgenommen, eine katholische Messe zu besuchen. Ich hielt mich häufig im Pfarrhaus auf und half bei Gottesdiensten und den Veranstaltungen der katholischen Jugendorganisation. Aber meistens habe ich nur gestört. Einmal habe ich mir sogar aus Stoffresten aus dem Nähkorb meiner Mutter einen Priesterkragen genäht.«
    Jessica interessierte die Geschichte dieses Mannes nicht, doch sie wollte, dass er weitersprach. »Und was geschah dann?«
    »Sie sagten, ich sei zu alt, um Ministrant zu werden, und zu jung für das Priesterseminar, ganz zu schweigen von meiner fehlenden Bildung. Als die Tragödie mein Leben erschütterte, wählte ich daher einen anderen Weg. Mit fünfzehn Jahren wurde ich zum Pfingstpfarrer geweiht.«
    »Das war hier in Philadelphia?«, fragte Jessica, obwohl sie die Antwort kannte.
    »Nein, Ma’am. Ich ging zurück in die Appalachen, wo ich herkomme.« Er schwieg einen Moment und fuhr dann fort: »Meine erste Pfarrei war in Kentucky. Dort bin ich herangereift. Mein Bischof spürte, dass ich ein tieferes Verständnis für die Menschen hatte. Ich bekam eine kleine Kirche in Letcher County zugewiesen.«
    Als Hannah auf dem Stuhl hin und her rutschte, hallte das Klirren der Ketten an seinen Füßen durch den Raum.
    »Sie müssen wissen, dass diese Menschen sehr arm sind«, sagte er. »Ihr Land, sogar ihr Leben wurde ihnen von den Bergbaugesellschaften, den Holzproduzenten und der Regierung gestohlen. Zuerst fällten sie die Bäume, dann bauten sie die Kohle ab, und schließlich trugen sie sogar die Berggipfel ab. Diese Menschen stehen allen Organisationen, ob religiöser oder weltlicher Natur, skeptisch gegenüber.
    Ich habe das Beste aus dem gemacht, was ich hatte, und das war nicht viel. Man kann hungrige Kinder nicht mit dem Wort Gottes satt machen. Mit der Zeit wurde ich viel mehr für sie als nur ein Pfarrer.«
    Das glaube ich gern, ging es Jessica durch den Kopf. Sie dachte an Ida-Rae Munsons Worte.
    Der hat diese Messbücher an die Leute verteilt wie Bonbons. Und die jungen hübschen Mädchen haben noch viel mehr von ihm bekommen.
    Hannah beugte sich vor. »Eines Sonntags«, fuhr er fort, »kam eine sechzigjährige Frau zu mir. Sie hatte mit dreiundfünfzig Jahren ein uneheliches Kind bekommen und glaubte, der Junge sei von Teufeln besessen. Damit meinte sie nicht, dass der Junge gewalttätig war oder in irdischem Sinne die Kontrolle über sich verlor. Nein, die Frau glaubte, der Junge sei der Teufel persönlich.«
    Jessica und Byrne schwiegen.
    »Ich beobachtete den Jungen drei Tage lang bei ihm zu Hause, und was ich sah, erstaunte und entsetzte mich zugleich. Ich sprach

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