Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Kopf und gab ihm das Geld. Der Junge hielt den Geldschein in das Licht, das aus dem Waschsalon fiel. Als er festgestellt hatte, dass der Schein echt war, drehte er sein Fahrrad um und fuhr davon. Kurz darauf hatte die Dunkelheit ihn verschluckt.
Einen Augenblick stand Shane da und schüttelte den Kopf. Er konnte kaum glauben, was er gerade erlebt hatte. Dann schaute er auf die Uhr. Noch hatte er genügend Zeit, den Film zum Sender zu bringen, das Video zu bearbeiten und es in den Elf-Uhr-Nachrichten zu senden.
Fünfzehn Minuten später bog er in die Broad Street ein und hielt am Bordstein. Vor Aufregung klopfte ihm das Herz bis zum Hals. Er nahm das Handy des Jungen, machte sich rasch damit vertraut und klickte durch das Menü, bis er den Film geöffnet hatte. In der Beengtheit des Wagens war der winzige Lautsprecher des Handys zu laut, und Shane drehte die Lautstärke herunter.
Er schaute sich den Film an. Er war hervorragend. Nein, einmalig. Was für einen Schatz er in der Hand hielt! Er hatte einen weißen Detective des Philadelphia Police Departments, der einen unbewaffneten Schwarzen mit einer Waffe bedrohte. Er bedrohte ihn nicht nur, er drückte die Mündung auf die Stirn des Mannes. Es war nicht so spektakulär wie damals im Fall Rodney King, den weiße Polizisten auf brutale Weise krankenhausreif geschlagen hatten, aber es kam dem verdammt nahe. Und er, Shane, hatte das Video für läppische hundert Dollar bekommen.
Shane fädelte sich in den Verkehr ein und überlegte, wann er sich mit seinen Filmberichten bei CNN bewerben sollte.
25.
Byrne saß im Untergeschoss des Finnigan’s Wake im Quiet Man Pub an der Theke, das seinen Namen dem Film von John Ford mit John Wayne und Maureen O’Hara in den Hauptrollen verdankte.
Er wäre gerne zufrieden gewesen mit dem, was er getan hatte, war es aber nicht. Er hatte die Beherrschung verloren. Es war kein Geheimnis, dass er ein aufbrausendes Temperament besaß, deshalb durfte er niemals zulassen, dass Wut sein Handeln bestimmte. Schon den ganzen Tag hatte er gespürt, dass er immer zorniger wurde. Als er die Angst in Gabriels Stimme gehört hatte, war ihm der Kragen geplatzt.
Das hast du wirklich gut gemacht, Kevin. Super.
Margaret, eine der besten Barkeeperinnen Philadelphias, entdeckte Byrne. Sie sah sofort, dass er mieser Laune war. Er hatte seinen Mantel noch nicht ausgezogen, da stand schon ein Glas vor ihm.
Als Byrne das Glas halb geleert hatte, dachte er an das, was in dem heruntergekommenen Hausflur wirklich passiert war. Er erinnerte sich an die wahre Botschaft, die er während der Auseinandersetzung mit DeRon Wilson erhalten hatte, das Gefühl …
… von kalten Steinmauern, die Miene des Jungen in dem roten Mantel, als er schweigend den Blick hebt, die bevorstehende Konfrontation …
Byrne trank sein Glas leer. Ehe er sich den nächsten Drink bestellt hatte, fiel neben ihm ein Schatten auf die Theke.
»Verrückte Zeiten, hm?«, sagte eine Frauenstimme.
Byrne drehte sich um. Die Frau war Anfang dreißig, dunkelhaarig und hübsch. Sie trug einen schwarzen Rollkragenpullover, enge Jeans und eine dünne Silberkette um den Hals. Byrne hatte das unbestimmte Gefühl, die Frau zu kennen, wusste aber nicht woher.
»Ich würde eher sagen, interessante Zeiten«, erwiderte er.
Die Frau lächelte. Byrne erkannte, dass sie etwas älter war, als er ursprünglich angenommen hatte. Vermutlich war sie Mitte oder Ende dreißig.
»Als wir uns neulich begegnet sind, war die Zeit zu knapp, um sich richtig kennenzulernen«, sagte sie. »Ich bin Faith.«
Neulich? Wie konnte es sein, dass er sich nicht an diese Frau erinnerte?
Dann aber fiel es ihm ein. F. C HRISTIAN . Natürlich. Die Sanitäterin, die mit ihrem Kollegen zur St. Adelaide Church gekommen war. An dem Tag hatte sie ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und sich nicht geschminkt. Außerdem hatte sie eine Brille und einen großen Parka getragen. Byrne hatte sie kaum zur Kenntnis genommen, was in einer solchen Situation nicht ungewöhnlich war.
»Kevin Byrne.«
»Ich weiß«, sagte sie. Sie gaben sich die Hand. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
»Gerne.« Byrne legte seinen Mantel auf den Hocker links neben ihm, und Faith setzte sich. Byrne betrachtete ihr Profil. Sie war sehr attraktiv. An dem Ringfinger ihrer rechten Hand steckte ein Ring in Form eines Kreuzes.
»Was trinken Sie?«, fragte Byrne.
Sie dachte kurz nach. »Ich glaube, heute nehme ich einen Old Fashioned.«
Byrne
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