Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
fesselte seine Aufmerksamkeit.
Es lief eines der grobkörnigen, mit einem Handy aufgenommenen Videos, die heutzutage immer häufiger gezeigt wurden.
Byrne erstarrte.
Auf dem Video war zu sehen, wie er DeRon Wilson in die Mangel nahm.
Verdammt.
Byrne schaltete hastig den Fernseher aus, ging zum Kühlschrank und riss ihn auf. Das Gefühl des Grauens, das er verspürte, seit er die St. Adelaide Church betreten hatte, wurde stärker.
Er riss eine Bierdose auf und trank sie gierig aus. Dann setzte er sich an den kleinen Esstisch, schaltete das Handy ein und blickte auf das Display. Neununddreißig neue Nachrichten. Er machte das Handy aus, ging ins Schlafzimmer zurück, strich das Laken und die Bettdecke glatt und fragte sich, ob es ihm gelingen würde, heute Nacht noch einmal einzuschlafen. Er hatte seine Zweifel.
Im Zimmer roch es nach Sex, nach Faith Christian, Salbei und Nektarine. Byrne setzte sich auf den Bettrand, nahm die Kerze in die Hand und pustete sie aus.
Ich komme bald zu dir und stoße deinen Kerzenleuchter weg.
Er hörte diese Worte laut in seinem Kopf.
*
Vor der St. Damian Church standen keine Streifenwagen mehr, und das gelbe Flatterband war entfernt worden. Die Spurensuche am Tatort war abgeschlossen. Das Fenster, das der Killer eingeschlagen hatte, um sich Zutritt zu verschaffen, war mit Sperrholz vernagelt.
Byrne hatte damit gerechnet und deshalb ein großes Stemmeisen mitgebracht. Das Sperrholz ließ sich problemlos entfernen. Sekunden später stand er in der Kirche.
Ebenso wie in der St. Adelaide Church waren sämtliche Oberflächen mit dem schwarzen Puder bedeckt, mit dem Fingerabdrücke sichtbar gemacht wurden, wodurch das Kircheninnere trotz der nächtlichen Stunde noch düsterer wirkte. Die Dunkelheit schien das Licht von Byrnes Taschenlampe zu verschlucken.
Ich komme bald zu dir und stoße deinen Kerzenleuchter weg.
Byrne ging zum Bereich auf der rechten Seite, wo einst der Altar gestanden hatte und der dafür vorgesehen war, Votivkerzen anzuzünden. Der dreistöckige Tisch stand noch dort, aber die Kerzenhalter aus Glas lagen darunter, in Kartons verpackt.
Byrne zog die Kerzenhalter hervor. Sie sahen wie kleine Gläser aus. Die meisten waren zerbrochen, und in mehrere waren Kreuze eingraviert. Die Kriminaltechniker hatten einige der größeren Scherben auf Fingerabdrücke untersucht, sie aber nicht eingetütet.
Nachdem Byrne einen Handschuh übergestreift hatte, stellte er die Kerzenhalter nebeneinander auf den alten Eichentisch. Sie waren identisch. Auf einigen klebte noch Wachs. Sogar im Licht der Taschenlampe erkannte Byrne mit bloßem Auge Dutzende von Fingerabdrücken. Die Oberfläche von Glas – insbesondere, wenn Wachsreste darauf klebten – war perfekt dazu geschaffen, deutliche Fingerabdrücke zu hinterlassen.
Es waren etwa drei Dutzend Kerzenhalter. Byrne schaute sie sich genau an. Dabei entdeckte er etwas, was ihm vorher nicht aufgefallen war. Einer der Kerzenhalter war nicht rot, sondern bernsteinfarben. Byrne nahm ihn in die Hand. Das Kreuz vorne auf dem Glas unterschied sich von den anderen.
Byrne drehte den Kerzenhalter um. Auf dem Boden war eine kleine Metallplatte, auf der stand:
E IGENTUM DER S T . R EGINA C HURCH
*
Es hörte sich an, als hätte er Jessica geweckt. Kein Wunder, es war halb zwei morgens.
»Tut mir leid, wenn ich dich geweckt habe, Jess, aber es ist wichtig.«
»Was ist denn los?«, drang Jessicas verschlafene Stimme aus dem Hörer.
»Hast du schon mal von der St. Regina Church gehört?«
»St. Regina?« Byrne hörte das Rascheln der Bettdecke und das Klicken, als Jessica die Lampe einschaltete. »Glaubst du etwa, ich kenne jede Kirche in Philadelphia? Warte mal einen Moment.« Es dauerte eine Weile, bis Jessica wieder ans Telefon kam. »Ich habe sie gefunden. Sie ist in Rhawnhurst.«
»Gib die Adresse über Funk durch«, bat Byrne sie. »Ich will, dass die ganze Kompanie anrückt.«
Auf eine Antwort wartete er nicht.
26.
Rhawnhurst war eine Wohngegend im Nordosten von Philadelphia.
Die kleine St. Regina Church stand ein Stück von der Straße entfernt. Die Kette zwischen den beiden Pfosten, die die Zufahrt zum Parkplatz auf der Nordseite des Kirchengebäudes versperrte, war mit einem Bolzenschneider durchgeschnitten worden, um den Ermittlern die Durchfahrt zu ermöglichen. Auf dem Weg dorthin erfuhr Jessica, dass die St. Regina Church erst vor zwei Jahren geschlossen worden war.
Vor der Kirche stand ein verrosteter
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