Der Teufel in dir: Thriller (German Edition)
Wohnzimmer. Obwohl Byrne die Beschreibung des Mannes vorlag, hatte er nicht damit gerechnet, dass DeRon so klein war. Er war Ende zwanzig, nicht viel mehr als eins sechzig groß und hatte harte Gesichtszüge. Mehr als sechzig Kilo brachte der Mann sicher nicht auf die Waage. In jeder Hinsicht ein schmächtiges Kerlchen. Auf seinem neuesten Verbrecherfoto hatte er kurze Rastalocken. Jetzt war sein Schädel rasiert und sein ganzer Körper mit Tattoos übersät. Er trug ein Muskelshirt und eine große, tief sitzende Bermuda-Shorts.
Byrne schaute auf die Hände und den Gürtel Wilsons. Falls er eine Waffe bei sich führte, steckte sie nicht unter dem Hosenbund der Shorts.
»Die Polizei ist hier immer willkommen«, sagte Wilson, der müde aussah, mit einem gekünstelten Lächeln.
»Sind Sie DeRon Wilson?«
Wilson trat an die Tür. Das Mädchen verschwand im Schlafzimmer. Byrne ging ein Stück zurück, um dem Mann Platz zu machen. Das gehörte alles zum Machtspiel.
»Was kann ich für die Polizei tun?«, fragte Wilson.
»Als Erstes könnten Sie meine Frage beantworten«, sagte Byrne. »Sind Sie DeRon Wilson?«
»Mich kennt jeder.«
»Ich nehme an, das heißt ja. Kennen Sie einen Jungen namens Gabriel Hightower?«
Als Wilson lächelte, wurden drei Goldzähne sichtbar. »Ich kenne eine Menge Jungen.«
Weitere Türen wurden geöffnet. Diesmal drehte Byrne sich um und sah ein halbes Dutzend Leute im Hausflur stehen. Sie alle waren mit Handys bewaffnet.
»Kennen Sie den Jungen?«, fragte Byrne noch einmal.
»Könnte sein, aber warum sollte ich Ihnen das sagen?«
»Mr. Wilson, könnten wir in Ihre Wohnung gehen? Es dauert nicht lange.«
Wilson trat weder zurück noch bat er Byrne herein. Stattdessen ging er auf Byrne zu, sodass dieser ein paar Schritte zurückweichen musste.
Der Drogendealer drückte einen Finger auf Byrnes Brust. »Ich glaube, du solltest jetzt schleunigst von hier verschwinden.«
Byrne spähte auf Wilsons Finger, griff unter den Mantel und öffnete sein Holster. »Und ich glaube, Sie sollten jetzt einen Schritt zurücktreten.«
»Du hast mir gar nichts zu sagen.«
»Schreien Sie nicht so, und beruhigen Sie sich«, sagte Byrne.
»Ich bin ganz ruhig, du Arsch. Ich bin die Ruhe in Person. Verschwinde jetzt endlich aus meinem Haus, verdammt!«
Wilson schob eine Hand in die Tasche seiner Shorts. Byrne konnte das Risiko nicht eingehen. Ehe Wilson die Hand aus der Hosentasche ziehen konnte, stürmte Byrne durch den Hausflur auf ihn zu und rammte eine seiner kräftigen Schultern so fest gegen Wilsons Brust, dass er fast durch die Wand geflogen wäre. Die Gipskartonwand zerbrach, und der Gips rieselte auf den Boden. Der Knall war laut wie ein Schuss.
Wilson hockte wie ein Häuflein Elend neben der kaputten Wand, schüttelte sich den Staub aus den Haaren und brüllte: »Dich mach ich fertig, du Arsch!«
Byrne packte ihn am Muskelshirt und riss ihn hoch.
»Du willst mich fertigmachen, du Penner?« Byrne drückte die Glock auf Wilsons Stirn. »Okay, dann erledige ich dich am besten sofort. Besser du als ich. Wie viele Kugeln willst du haben? Wir können verhandeln. Sag was.«
DeRon Wilson schloss die Augen und wartete auf den Schmerz, der alles auslöschen würde.
»Jetzt hör mir mal gut zu, Kumpel. Wenn du dich nur noch einmal in die Nähe des Jungen wagst oder auch nur in seine Richtung siehst, mache ich’s zu meiner Lebensaufgabe, dafür zu sorgen, dass du nie wieder ruhig schläfst. Verstanden?«
Wilson schwieg. Byrne drückte die Waffe noch fester auf seine Stirn.
»Mach das Maul auf, oder ich leg dich um!«
Wilson öffnete die Augen und sagte: »Ja.«
Einen Augenblick blieb Byrne noch bei ihm stehen, dann trat er zurück. Wilson sank schlaff zu Boden.
Byrne hielt die Waffe nach unten gerichtet und ging langsam den Hausflur hinunter, während die Leute hinter ihm »Scheißbulle!« riefen.
Als Byrne ein paar Minuten später durch die Haustür trat, schaute er zum ersten Stock hinauf. Aus jedem Fenster lehnte sich ein Mieter, ein Fotohandy im Anschlag.
24.
Shane war Kevin Byrne in diskretem Abstand von seiner Wohnung in South Philly zum Roundhouse und dann zum Delaware River gefolgt. Dort hatte der Detective eine halbe Ewigkeit auf dem Parkplatz in seinem Wagen gesessen.
Shane wäre beinahe eingeschlafen, als er plötzlich das Quietschen von Reifen hörte. Er hob den Blick und sah, dass Byrne in so rasantem Tempo vom Parkplatz fuhr, dass der Wagen schlingerte. Er fuhr nach
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