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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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auch mich beherbergt, ich hätte eben auf dem Boden oder auf einem Stuhl schlafen müssen. Allein sie war des jungen Mädchens nicht sicher, und es war klüger, wenn Deutsche, deren Gesinnung nicht durchaus zuverlässig war, mich nicht zu Gesicht bekamen.
    Die Damen zerbrachen sich die Köpfe, wo man mich unterbringen könnte. Die Stadt war überschwemmt mit Flüchtlingen, nirgends gab es Unterkunft. Madame L. schien jemand zu wissen, der mich vielleicht aufnahm. Aber dort konnte offenbar nur die Ängstlich-Energische vermitteln, und die hatte Bedenken. Schließlich, nach eifrigem Zureden Madame L.s, machte sie sich gleichwohl auf den Weg, seufzend, bekümmert.
    Madame L., freundlich um mich besorgt, gab mir zu essen, dann aber mußte sie fort in Geschäften anderer Flüchtlinge. Wir verabredeten, daß ich sie eineinhalb Stunden später an der Ecke ihrer Straße treffen sollte, um zu erfahren, was man in meiner Sache erreicht habe.
    Immer meine Aktenmappe unterm Arm, ging ich in der Stadt Nîmes herum. Es war heiß, die Stadt roch schlecht. Ich wollte mich in ein Café setzen, aber es gab keinen Platz, auch in einem zweiten Café war kein Stuhl frei. Mit einem Mal fehlte mir die Sicherheit, un befangen durch ein menschengefülltes Lokal zu gehen und die Blicke der Leute auf mir zu spüren. Ich gab es also auf und schlenderte weiter durch die Stadt. Ich fühlte mich unbehaglich, und die Ungewißheit, ob ich und wo in der Nacht Unterkunft finden würde, machte mir noch heißer und unbehaglicher. Es hätte mir nichts ausgemacht, die Nacht durch herumzustrolchen und gelegentlich auf einer Bank zu dösen; aber das wäre nach Ansicht der Sachverständigen der sicherste Weg gewesen, von der Polizei festgenommen zu werden.
    Ich war froh, als endlich die Stunde meines Rendezvous mit Madame L. da war. Sie kam spät, abgehetzt, atemlos. Sie besorgte, die Gütige, hundert Geschäfte für hundert Menschen. Wir machten uns gleich auf den Weg in die Vorstadt, wo wir die ÄngstlichEnergische treffen sollten. Madame L. merkte, wie die Sorge um eine Unterkunft für die Nacht mich beschäftigte. Tröstend meinte sie, selbst wenn die ÄngstlichEnergische nichts finde, sei noch lange nicht alles verloren. Da komme zuerst in Frage ein gewisses Landhaus, mit dessen Inhaber sie, Madame L, befreundet sei. Dieses Landhaus stehe zur Zeit leer. Ich müßte einfach über eine Gartenmauer klettern und dann durch das Fenster des Gerätehauses ins Hauptgebäude einsteigen. Und wenn das nicht klappte, dann, so fügte sie mit Entschluß hinzu, müßte ich eben trotz des unsichern jungen Mädchens auch in ihrem Zimmerchen schlafen.
    Der Weg zu dem Treffpunkt mit der Ängstlich-Energischen war weit. Madame L. schritt rüstig aus, sie fragte, ob sie mir nicht zu schnell gehe. Sie hatte sicher viele Wege hinter sich und war kaum weniger müde als ich. Doch: »Wenn man heute helfen will«, sagte sie und lachte, »dann muß man schnell und viel gehen.« Sie hatte in Berlin Wagen und Chauffeur gehabt. Sie war eine großartige Frau, anspruchslos, von gütigem Herzen.
    Wir waren jetzt am vereinbarten Treffpunkt ange langt, an der Ecke eines breiten, baumbestandenen Boulevards in einer ländlichen Straße. Bald stellte sich auch die Ängstlich-Energische ein. Ganz sicher, erzählte sie, sei es nicht, ob man mich aufnehmen werde, doch die Aussichten seien nicht schlecht.
    Während die beiden Damen mich die ländliche Straße hinauf begleiteten, setzten sie mir auseinander, worum es ging. Der Mann, der mich aufnehmen sollte, war ein Polizeiwachtmeister außer Dienst, der sich ein Haus gekauft hatte und dort von seiner Pension lebte. Er war ein bißchen vertrottelt. Besorgt wurde das Haus von einer resoluten Haushälterin, einer Tschechin. Die ihresteils hatte ihren früheren Dienstherrn aufgenommen, einen levantinischen Bankier, der sich für seine Frau ruiniert hatte. Jetzt lebten beide, die resolute Tschechin und der verarmte Levantiner, bei und von dem vertrottelten Franzosen. Ganz klar war mir die Sache nicht; mir ging es auch nur um ein Bett, und ob das einem reichen oder armen Mann gehörte, einem Türken oder Engländer, war mir gleichgültig.
    Die Ängstlich-Energische schärfte mir ein, daß mein Name unter keinen Umständen genannt werden dürfe. Die Version, die sie der Tschechin erzählt hatte, war, ich hätte in der Stadt kein Hotel finden können und wäre nun froh, wenn ich für Geld und gute Worte bei Monsieur S. unterkommen könnte. Falls man

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