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Der Teufel in Frankreich

Der Teufel in Frankreich

Titel: Der Teufel in Frankreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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nähere Auskunft verlange, dann solle ich ruhig sagen, ich sei aus dem Lager entlassen worden, müsse aber warten, bis ich von der Präfektur einen Transportschein bekäme. Ich solle für die Unterkunft soundsoviel Franken anbieten, keinen zu hohen, doch auch keinen niedrigen Preis. Die tschechische Haushälterin sei dem Unternehmen wohlgesinnt, und wenn ich auf den alten Polizisten keinen gar zu schlechten Eindruck machte, dann werde die Sache wohl klappen.
    Kurz vor dem Haus des Polizisten trennte sich Madame L. von uns. Es war nicht ratsam, daß sie mitkam. Madame L. war mit der Tschechin gut bekannt gewesen und hatte manches Mal im Hause des Polizisten mit ihr Kaffee getrunken, Kuchen gegessen, geschwatzt. Allein Madame L. hatte einen Hund, den konnte sie nur zu Hause lassen, wenn er wohlbehütet war. Einmal hatte sie einen Hüter für den Hund nicht gefunden und den Hund ins Haus des Polizisten mitgenommen, der Hund hatte die Katze des Polizisten erschreckt, die Katze hatte den Polizisten gekratzt, und jetzt betrachtete der Polizist Madame L. mit übelwollenden Augen. Es war schon klüger, wenn sie nicht mitkam.
    Die Ängstlich-Energische brachte mich also allein vor das Haus des Polizisten. Die tschechische Haushälterin öffnete. »Das ist also Monsieur Feust«, sagte sie verschwörerisch. »Ich habe meinen S. schon vorbereitet. Warten Sie einstweilen hier. Haben Sie irgendeinen Ausweis bei sich?« – »Ja«, erwiderte ich stolz und pries die Vorsicht, die mich den von jenem Offizier ausgestellten Ausweis hatte mitnehmen lassen. »Aber es ist noch kein Name darauf.« – »Das macht nichts«, sagte die Tschechin, »wenn nur ein Stempel darauf ist. Geben Sie her.« Und sie ging mit dem Papier und mit der Ängstlich-Energischen ins Haus.

    Es war inzwischen beinahe Nacht geworden, doch am Himmel war noch starkes Abendrot. Ich saß müde auf der Steinschwelle des Hauses und wartete darauf, ob der Polizist mir Obdach gewähren werde. Ich war recht erschöpft. Ich hatte wenig Lust, über die Gartenmauer zu klettern und durch das Fenster des Gerätehauses in die verlassene Villa einzusteigen. Ebensowenig lockte mich die Aussicht, mit der gutmütigen Madame L. den langen Weg in die Stadt zurückzumachen und dann in Gegenwart der Französin und des jungen Mädchens mit der unerprobten politischen Zuverlässigkeit auf dem Fußboden des Zimmerchens zu nächtigen. Ein Mann kam aus dem Haus, höflich, neugierig, of
    fenbar der Levantiner. Er war ein älterer jüdischer Herr, schon ein bißchen wackelig, sein Gesicht war schlau, doch nicht ungeistig, er mochte einmal ein gutaussehender, eleganter Herr gewesen sein. Er begrüßte mich höflich und leistete mir freundlichen Zuspruch. »Sie sind also Monsieur Feust«, sagte er. »Es wird sich schon machen lassen. Monsieur S. ist zuerst immer sehr umständlich und ein bißchen widerhaarig, aber Madame F.« – das war offenbar die Tschechin – »ist resolut und weiß ihn zu nehmen.«
    Jetzt kamen die beiden Frauen wieder aus dem Haus und mit ihnen der alte Polizist. Er war klapperig, seine Stimme brüchig von Alter. Er schaute mich an. »Sie finden also keine Unterkunft in der Stadt«, sagte er. »Ja, es gibt viele Flüchtlinge, und jeder will schlafen. Ich habe sehr gute Beziehungen zur Präfektur. Alle hiesigen Polizeiinspektoren schätzen mich. Am Montag müssen Sie sich also den Stempel verschaffen. Und in der Stadt gibt es also keine Unterkunft für Sie? Schon möglich, schon möglich. Und Sie wollen also an Madame F. soundsoviel Franken zahlen?« Ich sagte: »Ja. Und wenn Sie wollen, dann zahle ich gleich für heute und morgen, denn vor Montag kann ich nicht zur Präfektur gehen.« Der alte Polizist dachte scharf nach. Dann sagte er: »Wenn jemand weniger als dreißig Franken bei sich hat und keine Schlafstätte, dann ist das Vagabundage, und wir nehmen ihn fest. Früher, als es noch gute Franken gab, mußte man nur fünf Franken bei sich haben.« Die Tschechin sagte: »Dann zeige ich also Monsieur Feust sein Zimmer.« Der Levantiner schaute mich schlau an. Der Alte mummelte etwas wie: »Er hat mehr als dreißig Franken bei sich. Aber am Montag muß er auf die Präfektur.«
    Die Ängstlich-Energische verabschiedete sich, jetzt war sie nurmehr energisch. »Das ist die weitaus beste Lösung«, sagte sie autoritativ und befriedigt. »Hier bei dem Polizisten sucht Sie kein Mensch, hier sind Sie si cher. Ich komme morgen wieder oder Montag. Seien Sie auf alle Fälle Montag

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