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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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sah er ein gelbes Augenpaar in der Finsternis aufleuchten.
     
    Mit einem Aufschrei stieß er sich von der Bretterwand ab. Er rannte auf den Stolleneingang zu. Sein Herz hämmerte in seiner Brust, als wollte es seine Rippen aufsprengen. Er stürzte blindlings auf das Licht zu, stolperte über eine Schwelle und schlug der Länge nach hin. In seinem Kopf brüllte eine Stimme seinen Namen, so laut, dass ein stechender Schmerz seine Schläfen durchzuckte und schwarze Flecken vor seinen Augen tanzten.
    Erik ! , schrie die Stimme seines Vaters.
    Und im selben Moment ertönte in der Finsternis hinter ihm ein Poltern und Krachen, als versuchte etwas, die Bretterwand niederzureißen. Dumpfe Schl äge dröhnten durch den Stollen.
    Erik ! , brüllte die Stimme in seinem Kopf.
    Die Angst raubte ihm die Sinne. Er stand wimmernd auf und taumelte auf das Licht zu. Hinter ihm steigerten sich die Schläge zur Raserei. Er hörte das morsche Holz bersten.
    Erik lief weiter, ohne zurückzublicken. Die Panik umklammerte ihn wie ein Schraubstock und machte seine Füße schwer und träge. Der Kreis aus Licht vor ihm wurde größer. Hinter ihm erklang ein Geräusch, das ihm mehr Angst machte als alles andere. Es klang wie Hufe, die über den Fels liefen. Sie kamen schnell näher.
    Als er nach draußen stürzte, traf ihn das Tageslicht wie ein Schlag und raubte ihm die Sicht. Er fiel er auf die Knie und drückte den Kopf in die feuchte Erde. Schwere Regentropfen prasselten auf seinen Rücken. Der Wind schüttelte die Zweige der Tannen. Die Geräusche im Stollen hinter ihm waren verstummt. Auch die Stimme in seinem Kopf schwieg. Das Blut rauschte in seinen Ohren. Er atmete tief den Geruch der nassen Erde ein. Für einen Augenblick hatte er das Gefühl, den Verstand zu verlieren. Ein verzweifeltes Schluchzen zwängte sich aus seiner Kehle. Er drückte seine Wange tiefer in den dunklen Boden und wartete darauf, dass es vorüberging.
    Etwas packte von hinten seinen Nacken.
     
    Erik wurde am Mantelkragen in die Höhe gerissen. Für einen Moment verlo ren seine Füße den Bodenkontakt, dann kam er taumelnd zum Stehen. Der Druck in seinem Nacken ließ ebenso plötzlich nach, wie er eingesetzt hatte. Er spürte eine Hand auf seinem Oberarm, die ihn stützte. Als er die Augen öffnete, stand Konrad vor ihm. Der Schmied sah ihn ernst an. „Was zur Hölle machen Sie hier, Mann? Sie haben hier nichts zu suchen! Sie schreien wie ein Irrer und kriechen auf dem Boden herum, als hätten Sie Ihren gottverdammten Verstand verloren!“
    Erik brachte kein Wort heraus. Er warf einen schnellen Blick über die Schulter zurück. Der Eingang des Stollens klaffte dunkel und still in der Flanke des Berges. Erik rang zitternd nach Luft. „Da drin ... da ist etwas. Es hat mich verfolgt.“ Sein Atem ging flach und stoßweise.
    „Da drin?“ Konrads Augen verengten sich zu Schlitzen. Dann drückte er einen Finger an Eriks Schläfe. „Ich glaube eher, da drin ist etwas.“
    Erik drehte den Kopf zur Seite und stolperte einen Schritt zurück. „Lassen Sie mich“, keuchte er.
    „Sie brauchen Hilfe!“
    „Ich brauche Hilfe?“ Er ik schnaubte ungläubig. „Ich brauche Hilfe?“ Er rang nach Luft. „Hier stimmt etwas nicht. Ich weiß noch nicht, was es ist, aber es stinkt gottverdammt noch mal zum Himmel, und ich werde es herausfinden. Ich schwöre, ich werde es herausfinden!“
    „Gehen Sie nach Hause, Erik. Sie sind ja völlig durcheinander.“
    „Durcheinander? Oh, ich schätze, hier ist so einiges durcheinander!“
    „Schlafen Sie ein bisschen. Danach wird es Ihnen besser gehen.“ Konrad legte ihm erneut eine Hand auf den Arm. Er führte ihn mit sanftem Druck vom Stolleneingang weg.
    Erik schüttelte die Hand ab. „Was machen Sie überhaupt hier? Schnüffeln Sie mir hinterher? Hat der Pfarrer Sie geschickt, und Sie sind gleich losgelaufen, wie ein dummes kleines Schoßhündchen?“
    Der Schlag schleuderte ihn rücklings auf den Boden.
    Erik blickte keuchend und mit dröhnendem Schädel zu Konrad auf, der über ihm stand und mit zorngerötetem Gesicht auf ihn hinunterstarrte. „Passen Sie auf, was Sie sagen, Lehrer. Passen Sie auf!“ Konrad wandte sich von ihm ab und ging auf den Stolleneingang zu. „Wenn Sie es genau wissen wollen“, rief Konrad, „dann verrate ich Ihnen etwas. Benedikt hat mich geschickt, um den Eingang zum Stollen zu überprüfen. Wir haben ihn vor Jahren vernagelt, aber immer wieder reißen Kinder oder Fremde Bretter heraus, um

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