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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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ging neben dem Bett in die Knie. Dann schob er sanft ihre Hände auseinander. „Marie. Hör mir zu. Wir müssen uns beeilen. Wir werden bald eingeschneit sein. Dann kommen wir nicht mehr hier weg. Wir fahren jetzt nach Bruch zu Doktor Gutenberg. Er ist ein Freund. Dort sind wir in Sicherheit.“
    „Warum bist du nicht zurück nach München gekommen? Warum musste ich erst herkommen? Warum hast du mir nichts gesagt? Was ist hier los, Erik?“
    Er strich ihr über die Stirn. Sie fühlte sich heiß an. „Ich habe versucht, dich zu warnen“, sagte er. „Ich habe dir Brief e geschrieben, viele Briefe, aber die Post wird nur alle zwei Wochen abgeholt. Ich wollte, dass du in München bleibst.“ Er schüttelte den Kopf. „Es war zu spät.“
    „Das klingt alles völlig verrückt!“, schrie Marie. „Erzähl mir endlich, was hier los ist!“
    Und so versuchte er, ihr die seltsamen Ereignisse zu erklären, die er selbst nicht einmal annähernd verstand. Anfangs flossen die Worte nur spärlich, doch nach einer Weile sprudelten sie aus ihm heraus, als hätte sich in seinem Inneren eine Schleuse geöffnet. Er erzählte ihr alles, auch von den Stimmen und von den Träumen. Er ließ nichts aus.
    Als er fertig war, nahm Marie seinen Kopf zwischen ihre Hände und küsste ihn auf die Stirn.
    „Glaubst du mir?“, fragte er heiser.
    „Ich glaube dir. Mein armer Liebling.“ Marie strich ihm zärtlich über die Wange. „ Wir müssen diesen Ort verlassen. Schnell.“
    Erik begann damit, Gepäckstücke in seinen Seesack zu stopfen. Marie stand auf und half ihm dabei.
    Als sie fertig waren, ließ Erik ein letztes Mal seinen Blick durchs Gästehaus schweifen. „Verschwinden wir von hier“, sagte er. Er schlang sich den Gurt des Seesacks um die Schulter und hob Maries Koffer vom Boden auf. Dann traten sie hinaus in die Nacht und den Sturm.
     
    Der VW Käfer war unter einer dicken Schneeschicht begraben. Sie räumten die weiße Masse mit den Händen und Armen von der Windschutzscheibe und der Fronthaube und verstauten das Gepäck auf der Rücksitzbank. Erik kratzte das Eis mit den Fingernägeln und der Handkante von der Innenseite der Windschutzscheibe. Er warf Marie einen Blick zu und atmete tief durch. Sie legte eine Hand auf seine Wange. Dann küsste sie ihn.
    Erik schickte ein Stoßgebet in den tobenden Himmel und drehte den Zündschlüssel im Schloss. Der Motor erwachte zitternd zum Leben. Sein Brummen klang sonderbar tröstlich in Eriks Ohren. Er schaltete die Scheinwerfer ein. Durch sein kleines Sichtfenster blickte er auf eine wirbelnde weiße Wand aus Schneeflocken, und zwischen den Flocken, hinter dem Kegel der Scheinwerfer, war nichts als die finstere Nacht. Er erhöhte den Druck aufs Gaspedal, und der VW Käfer setzte sich mit einem Ruck in Bewegung, als die festgefrorenen Bremsklötze sich von den Rädern lösten. Langsam steuerte er den Wagen durch den Obstgarten und über den Pfarrhof. Der VW schob den Schnee vor sich her, und er strömte über die Fronthaube wie Wasser, türmte sich vor der Scheibe auf und floss dann seitlich ab. Erik schaltete die Scheibenwischer ein. Dann passierten sie das Gatter. Als er den Wagen nach rechts auf die Hauptstraße lenkte, tauchten im Scheinwerferlicht zwei dunkle Gestalten auf. Sie wühlten sich durch den Tiefschnee auf den Wagen zu. Im ersten Moment glaubte er, die Nacht und der wirbelnde Schnee hätten zwei Dämonen ausgespuckt. Das Grauen packte ihn mit kalten Händen. Dann erkannte er die Holzmasken, den blutroten Teufel und den Geißbockschädel. Die schwarzen Augenhöhlen waren fest auf den Wagen gerichtet. Die Gestalten kamen schnell näher.
    Erik gab Gas, und im nächsten Augenblick waren die Scheinwerfer des VW Käfers über sie hinweggeglitten. Die Gestalten wurden wieder von der Dunkelheit verschluckt, die sie ausgespuckt hatte.
     
    Der Motor des Wagens heulte auf, als Erik das Gaspedal bis zum Bodenblech durchtrat. Der VW Käfer pflügte durch den Schnee wie ein Schnellboot durch spiegelglatte See. Schneefontänen stoben seitlich in die Höhe wie schäumende Gischt. Die Scheibenwischer quälten sich quietschend durch die ungewohnte Last. Der Schnee überspülte die Windschutzscheibe und raubte Erik die Sicht. Er fluchte und versuchte noch einmal, das Eis von der Innenseite der Scheibe zu kratzen. Die Sicht war gleich null.
    Marie kauerte sich auf dem Beifahrersitz zusammen. „Fahr langsamer“, flüsterte sie. „Du bringst uns noch um.“
    Er warf ihr einen

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