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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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her. Erik starrte angestrengt durch die Windschutzscheibe.
    Ein Splittern ertönte, als die erste Planke nachgab. Der linke Vorderreifen brach durch das Holz. Mit einem Schlag setzte der Unterboden des Wagens auf der Brücke auf. Ein Stöhnen, wie ein zitternder Atemzug, durchlief die Konstruktion. Erik umklammerte das Lenkrad fester. Krachend barsten weitere Planken. Marie schrie auf.
    Der vordere Teil des Wagens neigte sich und sackte nach unten weg. Die Kegel der Scheinwerfer schwankten über die gefrorene Oberfläche des Schmelzwasserflusses. Marie rutschte gegen das Armaturenbrett. Sie schrie seinen Namen und suchte verzweifelt nach Halt. Ihre Hände verkrallten sich in Eriks Arm. Ein Stützbalken zersplitterte. Die Brücke neigte sich nach rechts. Einen Augenblick lang war es vollkommen still. Erik packte Maries Hand. Er sah seine eigene Angst in ihren Augen gespiegelt. Sie klammerten sich aneinander wie Liebende beim letzten Tanz. Und dann fielen Sie.
    Ein Ruck durchlief den Wagen, als die Brücke sich tiefer neigte. Ein protestierendes Kreischen ertönte, als ellenlange Eisennägel aus ihren Jahrzehnte alten Verankerungen gerissen wurden, sich bogen und brachen. In einem Chaos aus berstendem Holz und Metall löste sich die Brücke von der Gletscherzunge und neigte sich seitwärts wie ein sinkendes Schiff. Für einen Moment schien sie in der Luft zu verharren. Dann stürzte die Brücke auf den gefrorenen Schmelzwasserfluss zu und riss den VW Käfer mit sich in die Tiefe.

Kapitel 42
     
    Der Wagen schlug auf der rechten Seite auf. Sämtliche Scheiben explodierten in einem Regen aus Glas. Die Wucht des Aufpralls schleuderte Erik auf Marie. Er prallte mit der Nase gegen ihren Hinterkopf, und sofort schoss warmes Blut aus seinen Nasenlöchern. Seine Sicht verschwamm. Er presste die Augenlider zusammen.
    Risse durchzogen die Eisschicht über dem Schmelzwasserfluss. In pulsierenden Stößen quoll eiskaltes Wasser zwischen den Spalten hervor, als hätte der Fluss einen Herzschlag.
    „Marie“, murmelte Erik. „Wir müssen hier raus. Marie!“
    Sie stöhnte.
    Das Wasser des Flusses schwappte gierig über Eriks Hände. Er richtete sich auf. Er stand mit gespreizten Beinen über Marie, beugte sich zu ihr hinunter und packte ihren Arm. „Marie“, keuchte er. „Steh auf!“ Blut strömte aus seiner Nase und tropfte auf Marie, seine Füße, das Eis. Knirschend sank der VW Käfer ein Stück tiefer. Unter dem Eis toste und gurgelte der Fluss. Ein Schwall Wasser flutete ins Innere des Wagens.
    Marie stöhnte noch einmal und schlug die Augen auf.
    „Komm schon“, rief Erik. „Steh auf!“ Er packte ihren Arm fester. „Wir müssen hier raus!“
    „Hilf mir“, sagte sie mit schwacher Stimme.
    Er schob seine Hände unter ihre Achseln und zog sie in die Höhe. Sie suchte nach Halt und bekam schließlich das Lenkrad zu fassen.
    „Bist du verletzt?“, fragte Erik.
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht.“
    Erik wandte den Blick nach oben, wo sich jetzt die Wagentür befand. Er betätigte den Türgriff, aber die Tür schien sich beim Aufprall verzogen zu haben. Das Eis unter ihren Füßen knirschte. Erik schlug mit beiden Händen von innen gegen die Tür über seinem Kopf. Wieder und wieder droschen seine Handballen gegen die Lederverkleidung, doch die Tür rührte sich keinen Millimeter.
    Er fluchte. „Es hat keinen Zweck. Wir müssen durchs Fenster aussteigen.“ Er zog Marie in die Höhe und formte die Hände zu einer Räuberleiter. „Ich helfe dir.“
    Ein lautes Knacken ertönte, als ein schwerer Stützpfeiler der Brücke die Eisdecke durchbrach und im schwarzen, aufgewühlten Wasser versank. An der Bruchstelle bildete sich ein Riss, der sich mit einem knisternden Geräusch durch das Eis fortsetzte. Als er den Wagen erreichte, brach der vordere Teil des VW Käfers krachend in den Schmelzwasserfluss ein. Der Wagen begann zu sinken. Eiskaltes Wasser quoll in den Innenraum. Es griff nach ihren Füßen, als wollte es sie hinab in die dunklen Tiefen des Flusses reißen.
    „Schnell!“, schrie Erik. „Wir haben keine Zeit mehr!“
    Marie stemmte ihren Fuß in seine gefalteten Hände. Dann schob sie ihre Arme durch das geborstene Fenster nach draußen und stützte sich auf dem Türrahmen ab. Erik drückte sie in die Höhe, und plötzlich war ihr Gewicht aus seinen Handflächen verschwunden. Er sah nach oben. Sie kniete auf der Seite des Wagens und blickte auf ihn hinunter.
    „Gib mir deine Hand“, keuchte

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