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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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sich in ihm aus. Er hatte Angst, sich darin zu verlieren.
    „Es wird alles gut“, flüsterte Marie. Aber sie weinte dabei. Und er wusste, dass es nicht stimmte.
    Dann packte Marie seinen Arm fester und zerrte ihn zurück zum Gästehaus, und auf dem Wind, der vom Gletscher herunterheulte, ritt ein Lachen, das so voller Hohn und Verachtung war, dass Erik sich darunter krümmte.
     
    Als sie das Gästehaus fast erreicht hatten, hörten sie Schritte hinter sich, die schnell näher kamen. Plötzlich spürte Erik eine schwere Hand auf seiner Schulter, die ihn herumriss. Er starrte in Xaver Wredes wutverzerrtes Gesicht. Wredes Augen waren weit aufgerissen.
    „Was zur Hölle ist da drin passiert, Strauss?“
    Erik sah ihn verstört an.
    „Was haben Sie getan? Agathe ist tot, Mann! Benedikt Angerers Frau ist tot!“
    „Lassen Sie ihn in Ruhe!“, schrie Marie und versetzte Wrede einen Stoß mit der geballten Faust.
    Wrede trat überrascht einen Schritt zurück. Und plötzlich wich die tobende Wut aus seinen Zügen. Er lächelte grimmig.
    „Keine Angst, Frau Strauss. Ich werde ihm nichts tun.“
    Marie starrte ihn wortlos an. Ihre Augen funkelten.
    „Benedikts Frau ist tot“, wiederholte Wrede schließlich. „Und Ihr Mann hatte irgendetwas damit zu tun. Haben Sie eine Vorstellung davon, was das bedeutet?“
    Der Wind blies schneidend kalt über die Hauptstraße und heulte zwischen den Häusern hindurch. Wrede sah zum Himmel auf, an dem sich dunkle Wolken zusammenballten. „Schätze, es ist an der Zeit, dass Sie von hier verschwinden, Lehrer.“ Er spuckte aus. „Ich weiß nicht, was Sie mit Agathe gemacht haben. Es spielt auch keine Rolle. Ihr Leben hier oben ist vorbei. Noch genießen Sie den Schutz des Pfarrers. Aber Benedikt wird keine Ruhe geben.“ Wrede zog die Mundwinkel nach unten. „Ich habe ihn noch nie so gesehen.“
    Erik versuchte seinen Blick auf Wrede zu fokussieren. Sein Gesichtsfeld pulsierte. Jeder Atemzug fiel ihm schwer. Der Schnee wirbelte um sie herum wie die Gedanken in Eriks Kopf. „Was ...“ Er schluckte. „Was sollen wir tun?“
    „Gehen Sie ins Gästehaus“, sagte Wrede. „Packen Sie Ihre Sachen! Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen.“
     
    Wrede betrat das Gästehaus und stellte eine Ledertasche auf dem Boden ab. Er bückte sich, öffnete den Reißverschluss und leerte den Inhalt der Tasche auf den Boden. „Es ist nicht viel. Aber damit können Sie es bis ins Tal schaffen.“
    „Ich verstehe das alles nicht“, flüsterte Marie. Ihre Augen waren gerötet, das Gesicht verquollen. Sie blickte flehend zu Erik auf. „Erik, was ist hier los?“
    „Nur zu“, sagte Wrede spöttisch. „Erklären Sie es Ihrer Frau. Wenn Sie das denn überhaupt können.“
    Erik betrachtete die Schneeschuhe und die beiden Pelzmäntel, die vor ihm auf den Dielen lagen. „Später“, sagte er mit heiserer Stimme. „Ich erklär es dir später, Marie.“
    Wrede trat ans Fenster und sah hinaus in die Dunkelheit und das Schneetreiben. „Brechen Sie noch heute Nacht auf. Fahren Sie mit Ihrem Wagen, soweit Sie kommen. Ist ein guter Wagen. Und wenn Sie stecken bleiben, laufen Sie. Laufen sie einfach immer weiter. Mit den Schneeschuhen können Sie es schaffen.“ Er drehte sich um und blickte von Maria zu Erik. „Ich habe Radio gehört. Der Schneefall soll gegen Abend nachlassen. Danach soll es wieder schlimm werden, sehr schlimm sogar. Ein übler Sturm zieht auf. Nutzen Sie die Zeit, die dazwischen liegt! Mit etwas Glück erreichen Sie Bruch, bevor es richtig losgeht.“
    „Warum helfen Sie uns?“
    „Stellen Sie keine dummen Fragen!“, bellte Wrede. „Ihre Frau ist schwanger, Mann! Wollen Sie, dass Ihr Kind sein Leben im Schatten dieses verfluchten Gletschers verwirkt?“
    Erik schluckte. „Das will ich nicht.“
    „Dann machen Sie, dass Sie hier wegkommen, verdammt noch mal!“ Wrede wandte sich abrupt ab und riss die Eingangstür auf. Er ging wortlos hinaus.

Kapitel 4 1
     
    Erik schloss Marie in seine Arme und drückte sie an sich. „Hilf mir packen, Marie.“
    „Erik, ich verstehe das alles nicht!“
    „Ich möchte dich nicht in Gefahr bringen. Ich könnte mir nie verzeihen, wenn dir etwas zustößt.“
    „Aber was ist passiert?“
    Er schüttelte den Kopf. „Hilf mir packen, in Ordnung? Wir müssen uns beeilen. Ich werde versuchen, dir unterwegs alles zu erklären.“
    Sie sah ihn stumm an. Ihre Lippen zitterten, ihre Augen glänzten feucht. Sie stützte ihren Kopf in die Handflächen. Erik

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