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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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ruhig.
    Konrad wandte sich zu ihm um. „Nein? Was soll das heißen, ‚nein’?“ Er blickte fragend zu Marie, ehe er die Augen wieder auf Erik heftete. „Soll das heißen: Nein, wir möchten lieber hier draußen im Schneesturm bleiben? Nein, wir wollen hier jämmerlich erfrieren? Soll es das heißen?“ Konrad lachte heiser auf. „Sie sind noch verrückter, als ich dachte.“
    Erik wusste, dass Konrad Recht hatte. Sie würden es niemals bis ins Tal schaffen. Der Schnee lag zu hoch. Der Sturm war zu heftig. Sie würden hier draußen erfrieren.
    „Glauben Sie mir“, sagte Konrad leise, „ich würde jetzt auch lieber am Kamin sitzen und eine heiße Tasse gewürzten Wein trinken, als mir hier draußen für Sie den Arsch abzufrieren. Wenn der Pfarrer nicht wäre, könnten Sie von mir aus hier verrecken.“ Er spuckte in den Schnee. „Aber er hat einen Narren an Ihnen gefressen, weiß der Teufel wieso. Er sagt, wir brauchen Sie noch.“ Er schnaubte verächtlich. „Was sagen Sie dazu, Lehrer?“
    Erik erwiderte seinen Blick stumm.
    „Sie sagen nichts dazu“, sagte Konrad nach einer Weile. „Das dachte ich mir schon.“ Er stieg auf den Kutschbock und nahm die Zügel zur Hand. „Ich tue, was der Pfarrer mir sagt. Deshalb werde ich Sie jetzt zurückbringen.“
    Erik spürte, dass Marie seine Hand drückte. Er wandte sich zu ihr um und strich mit der Hand über ihre Wange. Sie war kalt wie das Eis über dem Schmelzwasserfluss.
    „Es ist Ihre Entscheidung“, sagte Konrad. „Kommen Sie mit mir. Oder sterben Sie hier draußen. Mir ist es gleich.“
    Marie schlug die Augen nieder. Dann nickte sie unmerklich. Erik nahm ihre Hand fester und führte sie um den Kutschbock herum. Er half ihr beim Aufsteigen. Dann setzten sie sich auf die schlichte Holzbank. Schneeflocken tanzten im warmen Licht der Laterne durch die kalte, finstere Nacht.
    Konrad schnalzte mit der Zunge, und der Pferdeschlitten setzte sich mit einem Ruck in Bewegung. Marie legte ihren Kopf an Eriks Schulter. Er schlang die Arme um sie. Konrad wendete den Schlitten. Dann folgten sie der Schneise, die der VW Käfer in den Schnee gerissen hatte. Sie fuhren zurück nach Thannsüß.
     
    Der Schnee schien alle Geräusche unter einem weißen Mantel aus Flocken zu ersticken. Erik hielt Marie fest umschlungen. Sie sprachen nicht. Auf Höhe des Pfades, der zum alten Bergarbeiterdorf führte, stoppte der Schlitten plötzlich. Konrad drehte sich zu ihnen um. „Der Weg endet hier. Steigen Sie ab.“
    Erik richtete sich auf. „Was soll das?“
    Konrad zog einen Revolver unter seinem Mantel hervor. „Steigen Sie ab“, wiederholte er tonlos.
    Sie standen langsam auf. Marie sah Erik verwirrt an.
    Er sprang hinunter in den Schnee am Straßenrand und versank bis zu den Knien darin. Dann half er Marie abzusteigen. Sie standen zitternd in der Kälte und dem Schneetreiben und drückten ihre ausgekühlten Körper aneinander. Erik versuchte Marie zu beruhigen.
    „Was hat er vor?“, flüsterte sie. „Ist er verrückt?“
    Erik schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht“, murmelte er. „Bleib dicht bei mir.“
    Konrad sprang vom Kutschbock. Er holte eine Schaufel und eine Spitzhacke unter der Bank hervor und warf sie Erik vor die Füße. „Nehmen Sie das“, sagte er. „Sie werden es brauchen.“ Er deutete auf den schmalen Pfad, der sich in der Dunkelheit zwischen den Tannen verlor. „Und dann gehen Sie.“
    Erik sah auf und suchte Konrads Blick, doch die Kapuze hüllte Konrads Gesicht in Finsternis.
    „Was haben Sie vor?“ Erik versuchte das Zittern in seiner Stimme zu verbergen.
    Konrad deutete auf den Boden. „Aufheben!“
    Erik bückte sich und hob die Schaufel und die Spitzhacke auf. Konrad nahm die Laterne vom Kutschbock und deutete mit dem Lauf der Waffe auf den dunklen Pfad.
    Dann liefen Sie los. Über ihnen rauschte der Wind durch die Wipfel der Tannen. Schneeflocken trieben lautlos durch die Luft und landeten auf ihren Mänteln. Der Schnee knirschte unter ihren Füßen, während sie auf das verlassene Bergarbeiterdorf zugingen. Schließlich wurde der Pfad breiter, und vor ihnen ragten die Ruinen aus der Dunkelheit und dem Schnee. Links von ihnen glitzerte die gefrorene Oberfläche des Schwarzsees. Kurz bevor sie die ersten Häuser erreichten, bedeutete Konrad ihnen wortlos, sich nach rechts zu wenden. Nach einigen Metern endete der Weg an einer Felswand.
    „Wir sind da“, sagte Konrad. Seine Stimme klang mit einem Mal merkwürdig

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