Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
dumpf.
„Konrad, was wird das?“ Erik wandte sich zu ihm um und zuckte zusammen. Konrad hatte sich eine Maske übergezogen. Sie war weiß wie Knochen, und riesige schwarze Hörner erwuchsen aus dem Schädel. Erik starrte in die Fratze des Geißbocks. Marie schrie auf und schlug sich eine Hand vor den Mund.
„ Sie waren das“, keuchte Erik. „Hören Sie auf, bitte!“
„Es ist kalt“, sagte Konrad tonlos. „Fangen Sie an zu graben.“
„Was soll ich graben?“
„Ein Loch“, sagte Konrad. „Breit genug für zwei.“
Erik warf ihm die Schaufel und die Spitzhacke vor die Füße. Sie schlugen klirren d aneinander. „Nein“, sagte er.
An seiner Seite zitterte Marie unkontrolliert. „Sind Sie vollkommen irre?“, schrie sie. Sie stürzte plötzlich nach vorn, auf Konrad zu, und Erik konnte sie nur mühsam zurückhalten.
Konrad richtete den Revolver auf Marie. „Am liebsten hätte ich Sie schon unten am Fluss erledigt“, zischte er. Weiß drang sein Atem aus dem aufgerissenen Maul der Geißbockmaske. „Aber ich kann nicht zulassen, dass Ihre Leichen in Weißenbach oder weiter flussabwärts aus dem Wasser gefischt werden. Das wirft einfach zu viele Fragen auf. Also graben Sie oder ich werde Ihre Frau auf der Stelle erschießen.“
„Sie werden uns doch sowieso töten“, sagte Erik.
„Ja.“ Konrad senkte den Lauf des Revolvers auf Maries Beine. „Die Frage ist nur, wie viel Zeit ich mir damit lasse. Graben Sie, und ich verspreche Ihnen, dass es schnell gehen wird.“
„Meine Frau ist schwanger“, sagte Erik leise.
„Das kümmert mich nicht.“
„Sie sind verrückt.“
Konrad trat näher, bis die Geißbockmaske fast Eriks Gesicht berührte. In seinen Augen schwelte nackter Hass. „Ist das so?“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. „Bin ich verrückt, weil ich beschützen will, was mein ist? Weil ich den Ort und die Menschen verteidige, die mir lieb sind? Von dem Moment an, als Sie nachts in mein Haus geschlichen sind wie ein gedungener Mörder, wusste ich, dass Sie gefährlich sind. Sie sind in Mathildas Zimmer eingebrochen und haben herumgeschnüffelt wie ein räudiger Hund! Aber gefunden haben Sie nichts.“
Das Bild von Mathildas zerquetschtem Körper explodierte vor Eriks geistigem Auge und tauchte die Welt in Rot. Er taumelte.
„Wir haben Stunden gebraucht, um das Blut von den Wänden zu waschen. Und dann dieser Gestank.“ Konrad lachte tonlos. „Das Zimmer hat gestunken wie ein verdammter Schlachthof.“
„Was ist mit ihr passiert?“ Erik würgte. „Mit Mathild a! Ich muss es wissen!“
„Sie sind ein toter Mann, Lehrer. Die Worte wären vergeudet. Und jetzt graben Sie.“
„Warum tun Sie das?“, schrie Erik.
„Weil Sie gefährlich sind!“, brüllte Konrad und drückte ihm den Lauf des Revolvers an die Schläfe. Er stieß Marie zur Seite und zwang Erik auf die Knie. „Hier gehen Dinge vor sich, die Sie niemals begreifen würden!“, schrie Konrad. „Aber das Wissen um diese Dinge darf die Grenzen dieses Ortes niemals überschreiten! Niemals! Sie schnüffeln in Angelegenheiten herum, die zu groß sind für Ihren beschränkten Horizont. Wie dieser verdammte Piel! Wir wissen, dass Sie seinen Pass im Keller gefunden haben. Wir wissen, dass Sie in der Mühle waren. Sie haben die Leute nach ihren Kindern ausgehorc ht. Wir wissen alles über Sie!“
„Hören Sie auf! “, schrie Marie und drängte sich zwischen Erik und Konrad. „Ich werde das nicht zulassen!“
Konrad holte weit aus und schlug Marie den Kolben des Revolvers gegen die Schläfe. Marie stürzte in den Schnee. Erik versuchte sie mit seinem Körper zu schützen und hob abwehrend die Hände. „Nicht“, keuchte er. „Bitte, Konrad!“
Konrad stand schwer atmend über ihnen. „Warum sind Sie nicht auf dem Gletscher geblieben, Lehrer? Sie hätten uns so vieles erspart.“ Er schob die Schaufel und die Spitzhacke mit dem Fuß in Eriks Richtung. „Es gibt jetzt kein Zurück mehr. Graben Sie. Erkaufen Sie sich ein paar Minuten Leben.“
Erik nahm die Schaufel in die Hand und blickte zu Marie hinüber, die zusammengesunken im Schnee kauerte. Ein dünnes Rinnsal Blut tropfte ihre Schläfe hinab und lief über ihre Wange. Er strich ihr mit den Fingerspitzen die Haare aus der Stirn. Dann stand er zitternd auf. Schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen.
Konrad richtete den Revolver auf Marie.
Erik begann zu graben.
Erik stand in dem Loch, das er in den Schnee gegraben hatte, und
Weitere Kostenlose Bücher