Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
gewaltigen Satz in die Luft, prallte gegen Konrad und riss ihn zu Boden. Sofort war auch die zweite Gestalt über ihm. Erik hörte gewaltige Kiefer auf- und zuschnappen. Rasiermesserscharfe Zähne schlugen aufeinander. Die Dunkelheit war erfüllt von Schnauben und Knurren, Beißen und Reißen. Konrad schrie wie von Sinnen. Er wälzte sich auf der schneebedeckten Erde hin und her und schlug verzweifelt um sich. Die Geißbockmaske rutschte von seinem Kopf.
Erik presste sich zitternd gegen den Rand des Lochs und beobachtete, wie die beiden Bestien Konrad in Stücke rissen. Mit letzter Kraft rammte Konrad einer der Bestien sein Messer von unten in die Schnauze. Die Klinge durchbohrte Unter- und Oberkiefer und kam zwischen den Augen wieder heraus. Das Vieh brach zuckend über Konrad zusammen. Dann schlug die zweite Bestie ihre Fänge in Konrads Kehle, und seine Schreie verwandelten sich in ein gurgelndes Geräusch, ehe sie endlich verstummten. Die Hand mit dem Messer erschlaffte und fiel kraftlos auf seine Brust.
Plötzlich gellte ein scharfes Kommando durch den Wald, und die schwarze Gestalt ließ von Konrads leblosem Körper ab. Sie lief um den Leichnam herum und begann zu winseln.
Er ik half Marie dabei aufzustehen. Seine Gliedmaßen fühlten sich taub an. „Ich bin hier“, wollte er sagen, „ich bin bei dir!“, aber seine Stimme gehorchte ihm nicht. Gemeinsam kletterten sie aus der Grube und starrten hinunter auf Konrads blutüberströmten Körper. Erik schlang seine Arme um Marie. „Sieh nicht hin“, flüsterte er. Ihre Beine wollten Ihnen nicht gehorchen, und so setzten sie sich zitternd in den Schnee.
Marie vergrub ihr Gesicht an Eriks Brust.
Erik suchte den dunklen Wald mit den Augen ab. Durch die Stämme der Tannen kam ein Mann auf sie zugelaufen. Er stieß einen hohen Pfiff aus. Erik wusste, um wen es sich handelte, noch bevor die Finsternis sein bärtiges Gesicht preisgab. Lucy wandte sich von Konrad ab und trottete schwanzwedelnd auf ihren Herrn zu.
„Ich hoffe, ich komme nicht zu spät“, keuchte Xaver Wrede. Dann blieb er stehen und sah auf Konrad und den toten Hund hinunter. Er schüttelte langsam den Kopf. „Es tut mir leid“, sagte er leise. Er bückte sich und strich über Arcos nasses, blutgetränktes Fell. Seine Hand tastete über den Schädel des Hundes, den Konrads Messer fast in zwei Hälften gespalten hatte. „Es tut mir leid, alter Knabe“, flüsterte er. „Du warst ein guter Hund.“
Lucy kam zu ihm, wedelte mit dem Schwanz und leckte ihm übers Gesicht. Er strich ihr über den Kopf, kraulte sie zwischen den Ohren. „Gut gemacht“, sagte er leise, und ihr Wedeln wurde stärker. „Das hast du gut gemacht.“
Xaver Wrede umrundete das Loch im Boden und kam auf Erik und Marie zu. Im gelben Licht der Laterne wirkte sein Gesicht krank und eingefallen. Lucy beschnüffelte Arcos Körper, zog den Schwanz ein und winselte leise. Dann folgte sie Xaver Wrede. Erik kroch rückwärts durch den Schnee und zerrte Marie mit sich, bis ihre Rücken die Felswand berührten.
„Keine Angst“, sagte Xaver Wrede. „Es ist fast vorbei.“
„Fast vorbei?“ Eriks Stimme verlor sich als heiseres Krächzen in der Finsternis.
Wrede blieb vor ihnen stehen und sah lange auf sie hinunter. „Wir müssen ihn begraben“, sagte er schließlich. Dann streckte er seine Hand aus. „Stehen Sie auf, Mann.“
Lucy kam durch den Schnee auf Erik zu und beschnüffelte ihn. Dann leckte sie ihm übers Gesicht. Sie stank nach Blut. Erik drehte den Kopf weg und schob sie beiseite. Seine Augen wanderten von der dargebotenen Hand zu Wredes Gesicht. Die tiefe Traurigkeit darin erschreckte ihn.
„Wovor haben Sie Angst, Herr Strauss?“, fragte Xaver Wrede. Er blickte hinüber zu Konrad, dann zurück zu Erik. „Ich habe Ihnen gerade das Leben gerettet. Wir sind quitt.“
„Quitt?“, fragte Erik.
„Stehen Sie auf.“ Wrede beugte sich zu ihm hinunter und packte seine Hand. Dann zog er Erik auf die Füße.
Erik roch seinen Schweiß. Und er roch seine Angst. Er riss sich los und half Marie auf. Er umarmte sie und wollte sie nie wieder loslassen, aber Wrede ließ ihnen keine Atempause.
„Wir haben hier noch etwas zu erledigen, Lehrer.“ Wrede deutete auf Konrads zerfleischten Körper. Noch immer pulsierte Blut aus seinem zerfetzten Hals und aus seinem Armstumpf. Der Schnee um ihn herum war tiefrot gefärbt, fast schwarz in der Dunkelheit.
Erik schluckte. „Und was dann?“, fragte er. „Zu Fuß
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