Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
um ein Lächeln.
Der Pfarrer betrachtete die Waffe mit ausdrucksloser Miene.
„Ich dachte, dass sie bestimmt Ihnen gehört“, sagte Erik zögerlich.
Thomas Hellermann kniff die Augen zusammen. „Zeigen Sie mal her.“ Der Pfarrer streckte endlich die Hand aus, und Erik legte die Pistole hinein. „Ja.“ Die Züge des Pfarrers entspannten sich langsam. „Natürlich gehört sie mir.“ Seine Miene hellte sich auf. „Ich habe sie nur so lange nicht mehr gesehen. Ich dachte, ich hätte sie verloren. Sie war im Gästehaus, sagten Sie?“
Erik hatte sich seine Geschichte bereits im Gästehaus zurechtgelegt. Dennoch klang seine Stimme seltsam belegt, als er log: „Ich glaube, sie war hinter dem Bücherregal eingeklemmt.“
Der Pfarrer schüttelte den Kopf. „Ich frage mich, wie sie da hingekommen ist.“
Erik beschloss, weiter nachzubohren. „Die Buchstaben CP, was bedeuten die?“
„CP , tja.” Der Pfarrer studierte die eingravierten Initialen. „Ich habe die Waffe vor vielen Jahren in gebrauchtem Zustand erworben“, sagte er schließlich. „Vermutlich handelt es sich um die Initialen des Vorbesitzers. Aber es tut mir leid, ich kann mich beim besten Willen nicht an seinen Namen erinnern.“
„Es ist ja auch nicht so wichtig.“ Erik lächelte. Aber in ihm machte sich ein mulmiges Gefühl breit. Er wusste, dass der Pfarrer ihm nicht die Wahrheit sagte. Und etwas in ihm sagte ihm, dass es besser war, das T hema nicht weiter zu verfolgen. Aber er hatte seine erste Spur zu Cornelius Piel gefunden. Und er würde nicht aufgeben, bis er ihr bis ans Ende gefolgt war. Er nahm sich vor, bei nächster Gelegenheit Schulrat Obermeier zu informieren.
„Danke, dass Sie mir die Pistole zurückgebracht haben.“ Der Pfarrer verstaute die Waffe in seinem Nachttisch. „Nun denn. Es gibt einiges zu besprechen. Ich schlage vor, dass wir das bei einem kleinen Spaziergang erledigen. Ich möchte Ihnen das Dorf zeigen und Sie mit einigen Leuten bekannt machen. Außerdem brauche ich frische Luft, in diesem verdammten Zimmer ersticke ich noch. Verzeihen Sie meine Ausdrucksweise, der Herr kennt mich lange genug und weiß schon, wie er damit umzugehen hat.“
Erik lachte. „Soll ich Ihnen aufhelfen?“
„Oh nein, das wird nicht nötig sein. Anna wird das erledigen, sie macht das sehr gut. Und im Gegensatz zu Ihnen weiß sie, was sie erwartet.“ Er lachte kurz und trocken, und das Lachen ging in ein rasselndes Husten über. „Sie haben Anna ja gestern bereits kennen gelernt.“
„Ja. Sie hat mir von dem Unfall im alten Bergwerk erzählt. Es tut mir sehr leid.“
Der Pfarrer schwieg für eine Weile. „Ja, das Bergwerk“, murmelte er dann. „Ein schrecklicher Unfall.“ Er seufzte. „Wir haben dem alten Johann noch vor Sonnenaufgang die letzte Ehre erwiesen. Die Beerdigung hat mich sehr erschöpft, deshalb habe ich mich noch einmal zu Bett begeben.“ Er richtete sich auf. „Aber jetzt lassen Sie uns hinausgehen und über erfreulichere Dinge sprechen. Ich werde Anna rufen. Seit mehr als vierzig Jahren ist sie jetzt schon bei mir, die gute Seele, und sie hat mir noch nie Anlass zur Klage gegeben.“ Er zog an einem Seil, das neben dem Bett von der Decke hing. Ein durchdringendes Klingeln ertönte. „Sie wird jetzt gleich kommen. Es ist ziemlich schwer, diese Glocke zu überhören.“
Während sie warteten, sah Erik sich im Zimmer um. Die Holzverkleidung an Wänden und Decke verlieh dem Raum eine gewisse Wärme, ließ ihn gleichzeitig aber eng und dunkel erscheinen. Im Kamin glommen die Reste eines Feuers. Daneben stand auf einem runden Holztisch ein Radiogerät. Der Schreibtisch zu Eriks Linken war mit Papieren bedeckt, und darauf lagen einige Taschenuhren und zwei modernere Armbanduhren. Die Tür wurde aufgestoßen, und die Wirtschafterin betrat das Zimmer. „Brauchen Sie etwas?“
„Erik und ich werden einen kleinen Spaziergang durchs Dorf machen“, sagte der Pfarrer. „Wir werden Benedikt einen Besuch abstatten, schließlich ist heute sein Ehrentag. Außerdem sollte Erik unbedingt Lothar und einige andere werte Gemeindemitglieder kennen lernen. Eine gute Gelegenheit, finden Sie nicht?“
Die Wirtschafterin stand in der Tür und sagte lange Zeit nichts. Als sie schließlich sprach, klang ihre Stimme gepresst. „Sie wissen, dass ich das nicht gutheißen kann. Ich kann es kein bisschen gutheißen! Sie sind krank, und Sie brauchen Bettruhe.“ Ihre Unterlippe zitterte.
„Anna, ich bitte Sie!“, rief der
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