Der Teufel in Thannsüß (German Edition)
hier mit anzupacken, oder nicht?“
„Ich bin bereit.“
„Dann können wir ja endlich anfangen. Es gibt eine Menge zu tun hier, wirklich eine verdammte Menge. Das alte Holz muss raus. Und zwar alles. Das werden Sie machen, während ich die neuen Dielen auf Länge säge. Passen Sie auf. Das hier ist ein Klauenhammer.“ Er hielt den Hammer in die Höhe. „Sehen Sie die flache, abgerundete Seite mit dem Schlitz? Damit können Sie Nägel aus dem Holz ziehen.“
Xaver Wrede kniete sich auf den Boden und schob den Schlitz in der Klaue des Hammers um den Kopf eines Nagels, der aus einer Diele ragte. Er bog den Hammer nach hinten, und der Nagel löste sich scheinbar widerstandslos aus dem Holz. Er reichte ihn Erik. Der Nagel war etwa zwölf Zentimeter lang und von Rost zerfressen. Wrede rammte die flache Seite des Hammers in den Spalt zwischen den beiden Bodendielen. Dann benutzte er den Stiel als Hebel und hob das Brett vom Boden ab. Mit einem einzigen Ruck riss er es aus seiner Verankerung. „Achten Sie auf die Nägel. Die Dinger sind völlig verrostet. So etwas kann böse enden.“
Erik griff nach dem Hammer, den Xaver Wrede ihm entgegenstreckte, und wog ihn in der Hand.
„Sie können gleich anfangen“, sagte Wrede. „Aber zuerst werden wir den Saustall hier ausmisten, klar?“
Nachdem sie den Klassenraum leer geräumt hatten, ging Wrede nach draußen, um die neuen Bretter zurechtzusägen. Erik setzte den Hammer so ein, wie Xaver Wrede es ihm gezeigt hatte, löste die langen, verrosteten Nägel mühelos aus dem Holz und riss anschließend die Dielen von den darunter liegenden Balken los. Das Holz hatte sich mit Flüssigkeit vollgesogen wie ein Schwamm, und die einsetzende Fäulnis hatte die Struktur zerstört. Zwischen den Balken unter den Dielen stand das Wasser an manchen Stellen zentimeterhoch.
Gegen Mittag brachte Anna ihnen zwei dampfende Schüsseln Eintopf, und sie schlangen ihn gierig hinunter. Erik hatte das Gefühl, dass Xaver Wredes üble Laune sich ein wenig gebessert hatte. Nach dem Essen arbeiteten sie schweigend weiter. Erik vertiefte sich in seine Arbeit und dachte daran, wie das Zimmer wohl einmal aussehen würde, wenn die Renovierung abgeschlossen war. In Gedanken versunken bemerkte er plötzlich, dass er beobachtet wurde. Er blickte auf. Xaver Wrede stand direkt hinter ihm.
Wrede nickte ihm zu. „Das reicht für heute. Wir haben einiges geschafft.“
Erik stand auf und bemerkte erst jetzt den dumpfen Schmerz, der sich in seinem Rücken breit gemacht hatte. Er stöhnte und streckte sich. Dann ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Er hatte beinahe die Hälfte des Bodens herausgerissen, und Xaver Wrede hatte bereits ein Viertel des Raumes mit frisch gehauenen Dielen ausgelegt. Erik sah auf seine Hände hinunter. Sie waren mit verkrustetem Dreck überzogen, und am Ballen der rechten Hand hatte sich eine große Blase gebildet. Wrede verabschiedete sich mit einem Grunzen, und Erik ging ins Gästehaus hinüber, wo er erschöpft aufs Bett fiel und beinahe augenblicklich einschlief.
Später ging er in die Küche des Pfarrhauses hinüber und fragte Anna nach dem Weg zu Konrads Haus. Er wollte sich endlich bei Konrad für die Bergung seines VW bedanken. Danach würde er dem Postamt einen Besuch abstatten und bei Marie anrufen, und danach bei Schulrat Obermeier, aber davon sagte er Anna nichts. Die Wirtschafterin erklärte ihm bereitwillig den Weg. Sie schien keinen Groll mehr gegen ihn zu hegen, und Erik war froh darüber.
Als er das Pfarrhaus verließ, tauchte die Sonne den Himmel über den Bergen in die Farbe von Feuer und Liebe und Tod.
Kapitel 14
Er erreichte den Marktplatz innerhalb weniger Minuten. Als er am Postamt vorüberging, sah er durch die Scheiben Kathi Brechenmacher hinter dem Schalter stehen. Er hob die Hand zum Gruß, und sie lächelte, als sie ihn erkannte, und winkte zurück. Vor dem Haus des Bürgermeisters saß Lothar Brant auf einer Holzbank und rauchte eine Pfeife.
„Hallo, Lothar“, sagte Erik, als er am Zaun vorüber ging.
„Erik! Kommen Sie herein, das Tor ist offen. Setzen Sie sich zu mir.“
„Schön.“ Erik betrat den Garten. Der Rasen war akkurat geschnitten. Obstbäume standen zwischen den Beeten im hinteren Teil des Gartens. Erik ging über einen gepflasterten Weg zu dem Tisch, an dem Lothar saß, und ließ sich auf der Holzbank nieder. Von dort aus hatte man einen wunderbaren Blick über den Marktplatz und die gesamte untere Hälfte
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