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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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des Ortes. Am Ortseingang sah Erik die Pfarrei mitsamt dem Pfarrhaus, dem Gästehaus und der Kirche. Auf dem Platz vor der Kirche breitete sich der seltsame schwarze Fleck aus. Aus dieser Perspektive betrachtet wirkte er noch größer. Auf der Wiese vor dem Gästehaus sah Erik seinen VW Käfer stehen. Hinter dem Pfarrhaus , jenseits des Obstgartens, bemerkte er einen kleinen Friedhof, der ihm bislang nicht aufgefallen war. „Trinken Sie ein Bier mit mir?“, fragte Lothar.
    „Nein, danke.“ Erik räusperte sich. „Ich muss gleich weiter. Ich will mich bei Konrad bedanken. Er hat mich gestern nach Hause gebracht, nachdem ich mich zum Affen gemacht hatte.“
    „Ja, ich erinnere mich.“ Lothar lächelte. „Sie sind umgefallen wie ein Sack Mehl, nicht wahr? Verzeihen Sie meine Wortwahl. Aber machen Sie sich nichts daraus. Benedikt hat Sie ja regelrecht abgefüllt.“ Lothar legte ihm eine Hand auf den Arm. „Geht es Ihnen gut? Fühlen Sie sich wohl bei uns?“
    Erik sah ihn überrascht an. „Ja, ich denke schon. Es ist vielleicht etwas zu früh, um das beurteilen zu können.“
    „Sicher, sicher. Ich meine ja nur, dass Sie jetzt noch Zeit hätten, es sich anders zu überlegen, nicht wahr?“
    „Mir was anders zu überlegen?“
    „Nun, wenn es Ihnen möglicherweise nicht gefällt, wenn Sie es sich anders vorgestellt haben, dann wäre jetzt der Zeitpunkt, es noch einmal in München zu versuchen.“
    „Sie wollen, dass ich gehe?“
    „Nein, nein, so habe ich das nicht gemeint.“ Lothar tätschelte seinen Arm. „Aber wenn Sie erst nach einigen Wochen oder Monaten feststellen, dass das Leben hier oben nichts für Sie ist, könnte es zu spät sein. Ich meine, dann könnte es ungleich schwerer für Sie sein, wieder zu einem normalen Leben unten im Tal zurückzukehren, nicht wahr?“
    Erik lachte unsicher. „Bis jetzt fühle ich mich sehr wohl, wenn Sie das beruhigt. Und ich denke, ich werde für eine sehr lange Zeit hier bleiben.“ Er hatte nicht vor, Lothar von seinem Plan zu erzählen, Thannsüß so bald wie möglich den Rücken zuzukehren und niemals zurückzublicken. Er hatte auch nicht vor, Lothar zu erzählen, wie er das bewerkstelligen wollte. Er hatte nicht vor, mit Lothar über Cornelius Piel zu sprechen. Aber dann tat er es doch. Später würde er sich dafür verfluchen, aber in diesem Moment erschien es ihm richtig. Er vertraute Benedikt Angerer nicht, weil er ihm roh und großmäulig und gewalttätig erschien. Er vertraute dem Pfarrer nicht, weil er hinter seiner väterlichen Fassade Geheimnisse verbarg; dabei war Thomas Hellermann ihm in diesen wenigen Tagen bereits ein besserer Vater gewesen, als sein echter Vater in all den Jahren. Und dann war da Lothar Brant, der angebliche Bürgermeister dieses Ortes, der aufgrund seiner Erscheinung und seines unbeholfenen Auftretens genauso ein Außenseiter war, wie Erik selbst. Aus irgendeinem Grund vertraute er dem schmächtigen kleinen Mann mit der Perücke mehr, als allen anderen zusammen. Er musterte den Bürgermeister über den Tisch hinweg, überlegte, wie er die Frage, die ihm auf den Lippen brannte, formulieren sollte. Wo ist Cornelius Piel?
    Lothar senkte den Blick und seufzte. „Verzeihen Sie meine unbeholfenen Fragen, ich wollte nur wissen, ob Sie sich wohlfühlen.“
    Erik lächelte. „Schon gut.“
    „Sind Sie sicher, dass Sie nicht Zeit für ein Bier haben?“
    „Ja, leider.“ Erik beugte sich nach vorn. „Aber ich würde Sie gerne etwas fragen, Lothar.
    Lothar erwiderte sein Lächeln und hob seinen Bierkrug. „Nur zu. Fragen Sie.“
    „Der Wirt unten in Bruch hat mir erzählt, dass vor etwa einem Jahr ein junger Pfarrer nach Thannsüß gekommen ist. Sein Name ist Piel, wenn ich mich recht entsinne. Ich hatte noch nicht das Vergnügen, ihn kennenlernen zu dürfen. Wissen Sie, wo ich ihn finden kann?“
    Lothar sah ihn an wie vom Donner gerührt. Als er den Krug unsanft auf dem Tisch abstellte, schwappte Bier über den Rand. Lothars Blick zuckte hektisch über den Marktplatz, fand dann den Weg zurück zu Erik. Er räusperte sich vernehmlich und schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen, Herr Strauss“, sagte Lothar schließlich leise. „Ich weiß es wirklich nicht.“
    Erik wurde klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. „ Verzeihen Sie mir, Lothar. Ich wollte nicht …“
    Wieder wanderten Lothars Augen zum Gartentor und über den Marktplatz. Erik blickte über die Schulter zurück. Es war niemand zu sehen.
    Als

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