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Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Der Teufel in Thannsüß (German Edition)

Titel: Der Teufel in Thannsüß (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rupert Mattgey
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für Stufe stieg er hinab, und als das spärliche Licht, das durch die geöffnete Tür fiel, gänzlich schwand, entzündete er sein Feuerzeug. Der Schein der orangefarbenen Flamme tanzte über die feucht schimmernden Wände. Er hielt das Feuerzeug vor sich ausgestreckt und tastete sich mit der anderen Hand an der Wand entlang, bis seine Füße den festgestampften Lehmboden des Kellers berührten. Er starrte in die Finsternis, die von allen Seiten auf ihn eindrang. „Anna?“, rief er noch einmal. Aber Anna antwortete nicht. Irgendwo tropfte Wasser auf den Boden. Ein kalter Schauer kam über ihn, so plötzlich und so heftig, dass er zu zittern begann.
    Verschwinde von hier , sagte eine Stimme in seinem Kopf.
    Als er sich umwandte, um die Treppe hinaufzulaufen, entdeckte er neben sich an einem Haken in der Wand eine rostige Petroleumlampe. Er hielt inne. Ein Teil von ihm wollte fliehen. Der andere Teil wollte bleiben und die Neugier befriedigen, die in ihm brannte. Es ist ganz einfach , dachte er. Finde Piel und fahr nach Hause. Finde ihn nicht und verfaule auf diesem verdammten Berg.
    Er nahm die Lampe vom Haken und schüttelte sie. Petroleum gluckerte im Inneren. Er entzündete den Docht, und sofort flutete ein warmer Lichtschein durch den Keller und drängte die erstickende Dunkelheit zurück. Er befand sich in einem etwa drei Meter hohen Gewölbe mit rund gemauerter Decke. Der Keller war nicht sehr groß, vielleicht doppelt so groß wie das Gästehaus. Erik hielt die Lampe in die Höhe und drehte sich einmal um die eigene Achse. Der Raum war mit Regalen unterschiedlicher Größe gefüllt. Während er ihre Reihen langsam abschritt, floh die Dunkelheit vor der tanzenden Flamme in seiner Hand. Die Schatten der Regale wurden länger und wanderten über den Lehmboden. Er entdeckte staubige Weinflaschen, Schnapsflaschen, Einmachgläser, Konservendosen und Säcke voll er Mehl, und daneben Fässer voll mit Äpfeln und Kartoffeln. Zu seiner Linken zweigte ein Gang vom Hauptgewölbe ab. Drei Treppenstufen führten tiefer in den Keller hinunter. Er folgte dem Gang. Auch hier säumten Regale die Wände. Nach etwa zehn Metern endete der Tunnel. Eine hölzerne Tür war in die Mauer eingelassen.
    Erik drückte probeweise die Klinke hinunter. Die Tür schwang ächzend auf. Mit klopfendem Herzen trat er ein. An den Wänden waren einige ausrangierte Möbel aufgestapelt: Tische, Stühle, eine Bank und ein großer, alter Bauernschrank, dessen Farbe längst abgeblättert war. Erik warf einen Blick hinein, aber der Schrank war leer. Zu seiner Rechten entdeckte er eine weitere Tür. Sie war mit Eisen beschlagen und wirkte sehr massiv. Auf Augenhöhe war ein kleines Fenster in die Tür eingelassen. Ein eiserner Schieber befand sich davor. Erik legte seine Hand auf den Griff. Das Metall war eiskalt. Der Schieber glitt beinahe widerstandslos zur Seite. Dahinter klaffte ein gähnendes schwarzes Loch. Erik drückte sein Gesicht an die Öffnung, doch seine Augen konnten die Dunkelheit hinter der Tür nicht durchdringen. Kühle Luft schlug ihm entgegen, und sie brachte einen so abstoßenden und beißenden Geruch nach Urin, Kot und ranzigem Käse mit sich, dass er sich hustend und würgend abwandte. Er hob die Lampe, und ein schmaler Lichtstrahl fiel durch das Fenster ins Innere des Raumes. Es schien sich um eine Art Zelle zu handeln, aber soweit er das erkennen konnte, war sie leer. „Hallo?“, flüsterte er. Seine Stimme verklang im Inneren der Zelle, und niemand antwortete ihm. Erik zog den Schieber zurück vor das Fenster. Nachdem er tief durchgeatmet hatte, drückte er die Türklinke nach unten, aber die Tür war abgeschlossen. Er spürte eine merkwürdige Erleichterung in sich aufsteigen.
    Als er den Keller gerade verlassen wollte, fiel sein Blick auf einen alten Sekretär an der rückwärtigen Wand des Raumes. Die Lade war geschlossen, aber der Schlüssel steckte im Schloss und funkelte matt im Licht der Petroleumlampe. Einer plötzlichen Eingebung folgend, ging Erik darauf zu, drehte den Schlüssel herum und öffnete die Lade. Das Innere des Sekretärs war gefüllt mit Schreibutensilien und einig en alten Mappen und Dokumenten.
    Ein Glitzern erregte seine Aufmerksamkeit. Im untersten Fach des Sekretärs reflektierte etwas den Schein der Lampe. Er tastete mit der Hand danach und bekam schließlich einen kleinen metallenen Gegenstand zu fassen. Er zog ihn heraus und hielt ihn ins Licht. Es handelte sich um ein goldenes Kreuz, das an

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