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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Traumfetzen aus der Nacht: Der erwachsene Marcel Jaeger saß mit seinem sportlichen Körper und üppig über die Schultern wallender, schwarzer Haarpracht in einem Klassenzimmer zwischen blassen Zwölfjährigen.
    Was hatte das zu bedeuten?
    Andreas kratzte sich mit dem Fuß an der Wade. Zwölfjährige...Erwachsener...Schule...Alter... Jaeger war 32 Jahre alt, als er ermordet wurde und studierte im 7. Semester Medizin. Wieso hatte er so spät angefangen? Und was hatte er vorher gemacht? Irgendetwas in Andreas’ Hinterkopf behauptete, es sei wichtig, das zu wissen.
    Jetzt juckte es ihn am Schulterblatt, und er verrenkte sich fast den Arm beim Versuch, sich zu kratzen. Er schaffte es nicht. Fluchend kroch er aus dem Bett, eilte in den Flur, wo neben dem Telefon immer Papier und Stift lagen, griff sich den Kugelschreiber und kratzte sich damit am Rücken. Während er das tat, fiel ihm eine weitere Frage ein: Wann und wo hatte Jaeger sein Abitur gemacht? Diesen ganzen Wust von Fragen schob Andreas erst einmal zurück in den Hinterkopf, bereitete sich in der Küche ein karges Frühstück zu und legte sich danach in die Badewanne. Aber auch das brachte nicht die gewünschte Erkenntnis.
    Gegen 7.15 Uhr traf er im Polizeipräsidium ein und fand auf seinem Schreibtisch eine Nachricht von Cedrik vor, der anscheinend noch bis in die Nacht gearbeitet hatte:
    Erstens: das Blut auf der zerbrochenen Uhr stammt nicht von Marcel Jaeger, könnte also vom Täter sein. Zweitens: Auf der Pistole waren Bruschinskys Fingerabdrücke, die eines Nicht-Registrierten sowie die von Caspar Hoffmann alias Markus Himmel alias Johann Dom usw., der bei uns aktenkundig ist wg. schweren Betrugs. Hab ein Foto dazugelegt, vielleicht kennst du den Mann.
    Als Andreas das Foto sah, fiel ihm gleich noch ein Name ein: Jonas Kirch. Überraschte ihn das etwa? Schnell warf er einen Blick in Kirchs bzw. Hoffmanns Akte: Der Mann wanderte unter verschiedenen Namen von Stadt zu Stadt, blieb ein paar Monate, baute eine Gemeinde auf, zog den Leuten das Geld aus der Tasche und verschwand wieder. Anscheinend kamen jedes Mal mehrere hunderttausend Euro zusammen, von denen Kirch lebte, bis er ein paar Jahre später unter neuem Namen über die nächste Stadt herfiel. Was für ein Heuchler.
    Allerdings fragte sich Andreas, wie die Bruschinsky in den Besitz von Kirchs Waffe gelangt war. Hatten die beiden zusammengearbeitet? Oder hatte die Frau etwas über Kirchs Machenschaften herausgefunden und ihn bedroht? Wo war der Mann überhaupt?
    Andreas wollte eben das Observierungsteam anrufen, als ihm einfiel, dass er es von Kirch abgezogen hatte, um stattdessen Ramona Linke überwachen zu lassen. Mist!
    Andreas machte sich Kaffee, setzte sich wieder und grübelte noch eine Weile uninspiriert über die Fragen vom frühen Morgen nach. Gegen neun Uhr rief er Sascha an und fragte ihn, ob er mit ins Krankenhaus wolle zur Gegenüberstellung von Esser und Bruschinsky.
    „Gib mir noch ’ne Stunde, ok?“ bat Sascha.

    *

    Bonn - 9.05  Uhr
    Tabea zog sich gerade im Bad einen Lidstrich auf dem linken Augenlid, als ihr Handy, das auf dem geschlossenen Toilettendeckel lag, eine Melodie von sich gab.
    Tabea zuckte so zusammen, dass der Lidstrich Richtung Augenbraue entgleiste. Herrgott noch mal, wer rief denn jetzt an! Sie legte den Pinsel ab, griff nach dem Handy, warf einen Blick aufs Display und erschrak noch einmal: Jonas! Das durfte doch nicht wahr sein! Er rief  sie an!
    „Ja, hallo? Hier Tabea“, meldete sie sich, während sich ihr Herzschlag beschleunigte.
    „Schön, dass ich dich erreiche“, erklang seine warme Stimme an ihrem Ohr. „Ich rufe aus Japan an, und ich muss ganz schnell was loswerden. Mein Akku ist gleich leer, also hör einfach zu: Ich hab euch nichts von meiner Tochter erzählt, die seit Jahren in Japan wohnt. Sie ist sehr krank, und ich muss mich eine Weile um sie kümmern, und solange werde ich auch nicht erreichbar sein. Sag bitte den anderen Bescheid. Ich rufe wieder an, sobald hier alles klar ist. Bis dann also.“
    „Ja, aber –“, begann Tabea, doch Jonas hatte aufgelegt. Sie war völlig hin und her gerissen zwischen der Enttäuschung, ihn vielleicht wochenlang nicht sehen zu können, und der unbändigen Freude darüber, dass er ausgerechnet sie angerufen hatte.

    *

    Bonn, Polizeipräsidium - 9.20  Uhr
    Benjamin erzählte seinem Anwalt gerade, was er getan hatte, als ein Polizist den Raum betrat und meinte, Kommissar Montenar wolle erneut mit

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