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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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mit wem der Kerl fremdgegangen war. Immerhin kam, falls die Dame verheiratet war, noch ein eifersüchtiger Ehemann ins Spiel, der den ersten Ritualmord möglicherweise nur nachgeahmt hatte.
    Anschließend im Bonner Talweg essen gehen. Dann einen Termin machen mit Jonas Kirch, dem Sektenführer, möglichst heute noch. Kirchs Handynummer hatte er Valoschek abgeschwatzt. Und schließlich als Höhepunkt des Tages eine zeitgleiche Doppelbefragung Jakob Valoscheks und seines Alibis Benjamin Fiedler, damit sich die beiden nicht warnen oder absprechen konnten.
    Das war der Plan. Aber Andreas war alt genug, um zu wissen, dass Pläne hauptsächlich dazu da waren, um durchkreuzt zu werden.

    *

    Königswinter-Vinxel - 11.35  Uhr
    Sascha bereitete ein zweites Frühstück vor.
    Vorhin hatte er ein Bad genommen, um wenigstens (man stelle sich vor!) eine halbe Stunde lang allein zu sein. Denn Annika lief hinter ihm her wie ein verirrtes Lamm. Nein, Lamm war das falsche Wort. Wie ein bissiger Hund, der auf den Postboten wartet. Nein, auch das war nicht richtig: wie ein Hypochonder, der Publikum braucht. Wie ein –
    „Sascha, bringst du bitte Taschentücher mit!“, rief sie mit nicht eben schwacher Stimme aus dem Wohnzimmer.
    Sascha legte ein Päckchen Papiertücher neben die beiden Kaffeetassen auf das Tablett und trug alles nach nebenan.
    „So, jetzt machen wir es uns gemütlich“, stellte er klar. „Und du willst wirklich nichts essen?“
    „Nein, ich fühle mich unheimlich voll“, stöhnte Annika und drückte ein bisschen auf ihrem Bauch herum. „He, Gabriel, mach mal voran und quäl deine arme Mutter nicht so!“
    „Setz das Kind nicht unter Druck“, mahnte Sascha und stellte ihr die Kaffeetasse hin. „Hier, trink das, vielleicht hilft eine Ladung Koffein. Und jetzt gucken wir uns einen fröhlichen Film an.“
    „Nein, ich will jetzt was Aufregendes gucken!“, protestierte Annika, die wieder einmal ihren eigenen Kopf hatte.
    Sascha überlegte nicht lange. „Gut, dann sehen wir uns Lara Croft an, die könnte glatt deine Schwester sein!“
    Annika war sofort einverstanden. Schon gleich in der ersten Szene, in der sich Lara alias Angelina ein Duell mit einem fast unzerstörbaren Roboter lieferte, bekam Annika eine Wehe. Als der Film dann etwas ,besinnlicher‘ wurde, griff sie zur Fernbedienung und drückte den Knopf für schnellen Vorlauf, bis sich Lara im Schlafanzug mit einer ca. 20köpfigen Privatarmee anlegte. Zwei Wehen. Schneller Vorlauf.
    Es folgte die lange, spannende Szene im uralten kambodschanischen Tempel. Annikas Körper schüttete Adrenalin aus und produzierte drei Wehen im Abstand von zehn Minuten.
    Sascha sah auf die Uhr und notierte alles fein säuberlich.
    Als ,Tomb Raider‘ zu Ende war, ließen die Wehen wieder nach. Annika wollte mehr Action.
    Sascha hockte sich vor eins seiner DVD-Regale, bot ihr den SF-Horrortrip ,Event Horizon‘ an, aber der war Annika zu gruselig, dann den blutigen Ozean-Reißer ,Octalus‘, aber das klang Annika zu eklig, also wählte er den komplex verschachtelten Thriller ,Inception‘ aus.
    Der Thriller tat seine Pflicht und trieb die Wehentätigkeit wieder nach oben. Etwa eine Stunde später kamen die Wehen alle 7 Minuten. Sascha beschwor Annika, endlich ins Krankenhaus zu fahren, aber Annika wollte den Thriller zu Ende sehen. Wenn das mal nicht an Klein-Gabriel lag, der die Film-Gene seines Vaters geerbt hatte!
    Kaum lief der Abspann, als Sascha Annika und ihre Tasche ins Auto beförderte und losraste. 
    Er fuhr über die Dörfer und durch grünende Felder und Wiesen. Kurz hinter Stieldorf platzte wohl die Fruchtblase, denn Annika meinte, etwas Feuchtes an ihren Beinen zu spüren. Die Wehentätigkeit verstärkte sich, wurde noch schmerzhafter, und Annika stöhnte und keuchte zum Gotterbarmen. Hoffentlich kam das Kind nicht im Auto! Sascha fuhr noch ein bisschen schneller und Annika protestierte nicht einmal.
    Auf den Landstraßen hatte glücklicherweise der Berufsverkehr noch nicht eingesetzt. Schon waren sie in Birlinghoven, und Sascha befahl Annika, noch zehn Minuten durchzuhalten, dann seien sie in der Klinik. Daraufhin warf sie ihm ein sehr unangemessenes Schimpfwort an den Kopf und stöhnte weiter.
    Endlich erreichte Sascha die schnurgerade Hennefer Straße, auf der mehr Verkehr herrschte; mehrmals ließ er dunkelgelbe Ampeln hinter sich, denn jetzt noch anhalten zu müssen, das ging gar nicht!
    Dann musste er doch: an der Kreuzung zur B 56 staute es sich.

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