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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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gekleidet, die langen, schwarzgefärbten Haare zum Zopf gebunden. Sein Blick wanderte suchend umher, bis er an Benjamins Auto hängenblieb. Er hob einmal müde die Hand zum Gruß und ging – irgendwie kraftlos, fand Benjamin – auf den Wagen zu.
    Freund hin oder her, der Kerl hatte ganz schön einen an der Waffel: Vor ein paar Wochen hatte er Benjamin eröffnet, er habe jetzt bereits den zweiten Film gesehen, in dem eine Spirale die Hauptrolle spielte. Das müsse etwas zu bedeuten haben. Seitdem malte Jakob überall Spiralen hin. Die sind wie mein Leben, hatte er gesagt, aber von außen nach innen. Benjamin verstand nicht, was er meinte, aber es klang nicht gesund.
    Bedächtig zog Jakob die Tür auf, ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen und holte eine Schachtel aus der schwarzen Jackentasche.
    „Mann, du wolltest doch aufhören mit dem Scheiß!“, schimpfte Benjamin.
    „Ja, später, wenn das hier vorbei ist“, knurrte Jakob, kurbelte das Seitenfenster herunter, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch nach draußen. Diese dunkelbraunen Flecken auf seinen Armen und Händen wollten Benjamin auch nicht gefallen, aber wenn er Jakob fragte, was der Arzt dazu gesagt hatte, erntete er nichts als Schweigen.
    „Was soll das heißen?“, fuhr er Jakob an. „Was wollten die denn von dir?!“
    Jakob starrte nach vorn. „Es geht immer noch um den Typ, der da am Sonntag massakriert worden ist, der mit dem aufgebrannten Kreuz.“
    „Ja, und?“
    „Die haben mich über unsere Gemeinde ausgequetscht...und dann wollten sie wissen, wo ich am Sonntagabend war. Ich hab gesagt, ich war bei dir.“
    „Verdammt noch mal, bist du denn –“ Benjamin brach ab und überlegte. Die Idee war eigentlich gar nicht so schlecht: So konnten sie sich, falls nötig, gegenseitig ein Alibi liefern.

    *

    Siegburg - 22.10  Uhr
    Hugo schloss leise die Hotelzimmertür hinter sich und sah sich sofort routinemäßig auf dem Flur um. Niemand da. Wär ja auch zu dämlich, hier einem Kollegen in die Arme zu laufen!
    Während er zum Fahrstuhl ging, zog er den Reißverschluss der Lederjacke hoch. Der schwarze Helm baumelte an seinem linken Arm. Auch im Fahrstuhl war niemand. Der Empfangschef an der Rezeption nickte ihm mit schleimigem Lächeln zu. Natürlich wusste der Penner, wer das wunderschöne, blonde Wesen war, mit dem sich Hugo jeden zweiten Donnerstagabend ein Zimmer nahm. Nämlich nicht seine Frau.
    Hugo marschierte zu seiner Maschine, die er hinter dem Hotel geparkt hatte. Links oben auf dem Berg thronte majestätisch die erleuchtete Michaels-Abtei. Hugo bestieg das Motorrad, stülpte sich den Helm auf den Kopf und fuhr los. Und zwar mehr als vorschriftsmäßig. Er wollte auf keinen Fall geblitzt oder angehalten werden, denn eigentlich sollte er um diese Zeit gar nicht hier sein.
    Hugo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, während er über die Sieg-Brücke fuhr. Manchmal kam ihm seine Alte echt zurückgeblieben vor!
    Hinter der Brücke bog Hugo nach links in die Meerstraße ein, die kurz darauf zur Schulstraße wurde und um diese Uhrzeit völlig verlassen dalag. Rechts befand sich eine ausgedehnte Siedlung, die zur Straße hin von einer Mauer abgeschirmt wurde; links ab Gut ,Friedrichstein‘ gab es nur noch unbebaute Wiesen bis zur Sieg hinunter.
    Am Straßenrand hohe Bäume, Gebüsch und ein weißer Wagen, der auf der anderen Fahrbahn parkte. Vielleicht Zivilpolizei?
    Hugo nahm noch ein wenig Tempo weg – als plötzlich und ohne Vorwarnung etwas über den Wagen auf die Straße flog. Oder sprang? Ein großer Hund?
    Hugo machte eine Vollbremsung, die Maschine brach hinten aus, rutschte weg. In letzter Sekunde konnte er sein Bein unter dem kippenden Motorrad herausziehen, dann lag er mit schmerzenden Handgelenken auf der Straße. Mühsam drehte er sich auf den Bauch, stützte sich unbeholfen mit den immer wieder einknickenden Händen ab und kam endlich auf die Knie.
    Hugo schob eben das Helmvisier hoch, als er rechts von sich eine Bewegung wahrnahm, ein Gegenstand tauchte vor seinem Gesicht auf, der plötzlich ein hässliches Zischen von sich gab. Jemand sprühte ihm etwas Bitteres, Muffiges in Augen, Mund und Nase. Hugo hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Was war das, zum Teufel?
    In Panik riss er den Helm ab, und erhielt zwei Sekunden später einen massiven Schlag auf den Hinterkopf.

    *

    Bonn, Oberkassel - Freitag,  9. Mai, 6.45  Uhr
    Andreas war wach, lag aber noch im Bett und dachte über seine

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