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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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er sich gerne an verheiratete Kundinnen heranmachte, und dass er Kredite oft rein nach Sympathie vergab.
    Nach Voss´ aktueller Eroberung befragt, wurde der Azubi rot im Gesicht und druckste herum. Nachdem Andreas ihn nachdrücklich und streng ermahnt hatte, die Wahrheit zu sagen, rückte der junge Mann schließlich damit heraus, dass es sich um die Frau seines ältesten Bruders handelte.
    Natürlich wollte Andreas wissen, ob der Azubi seinem Bruder einen Tipp gegeben hatte, mit wem sich seine Frau vergnügte, aber angeblich hatte er das nicht getan.
    Trotzdem wurde der Bruder für eine Aussage einbestellt. Als um Viertel vor vier Andreas´ Telefon klingelte, und jemand aus der Eingangshalle meldete, da sei ein Mann, aufgeregt und anscheinend angetrunken, der unbedingt den Kommissar mit den Ritualmorden sprechen wolle, ging Andreas davon aus, dass es sich um den Azubi-Bruder handelte.
    „Kann ihn jemand raufbringen? Nicht, dass der Kerl sich verläuft und irgendeinen Unfug anstellt.“
    Ein paar Minuten später stand ein Mann vor Andreas´ Schreibtisch, der vom Alter her eher nicht der Bruder des Azubis war: über 40, dunkelgrauer Anzug mit offenem Jackett, unübersehbarer Bauch, dunkelblondes, schütteres Haar, extrem buschige Augenbrauen, blaue Augen, gerötetes, schwitzendes Gesicht, keuchend, wobei er eine Alkoholfahne verbreitete, die noch mindestens bis ins nächste Büro reichte.
    „Hallo, setzen Sie sich doch. Wie heißen Sie, und wie kann ich Ihnen helfen?“ Andreas machte eine Handbewegung zum Stuhl hin, aber vorerst blieb der Mann stehen.
    „Holger Zorn, und ich war’s!“, stieß Zorn hervor und schaute sich zu Andreas’ Kollegen um, der noch in der Tür stand. Auch Manfred war aufgetaucht.
    „Was waren Sie?“
    „Ich hab die zwei Männer umgebracht!“ 
    „Ach wirklich.“ Andreas lehnte sich im Stuhl zurück. Einem Betrunkenen glaubte er ungefähr so viel wie einem Politiker.
    „Nehmen Sie doch bitte Platz, Herr Zorn, und erzählen Sie mir die ganze Geschichte.“
    Sekundenlang glotzte Zorn Andreas in die Augen, dann sackte er plötzlich auf den Stuhl, als könnten ihn seine Beine nicht mehr tragen, und sprudelte, heftig gestikulierend, los.
    „Das war Notwehr! Die Kerle haben mich beobachtet und verfolgt! Die wollten mich verschleppen, verstehen Sie? Ich musste denen endlich zeigen, dass das so nicht weiter geht! Das waren sowieso keine richtigen Menschen! Die hatten den Teufel im Leib, verstehen Sie? Den Teufel!“ Zorn schnappte nach Luft, japste, als werde er immer noch gejagt, aber dann atmete er auf einmal ruhiger. „Das hat gedauert, bis ich das endlich kapiert hab...der Teufel...ja, und deshalb das glühende Kreuz und das Ertränken! Der Teufel muss vernichtet werden! Das sagt Jonas auch immer! Und der –“
    „Sie meinen Jonas Kirch?“
    „Ja, kennen Sie ihn?“
    Andreas beugte sich wieder vor, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und behauptete: „Natürlich, wir arbeiten quasi mit ihm zusammen. Sie kannten also die beiden Männer, weil die Sie verfolgt haben. Was wollten die beiden denn von Ihnen?“
    Zorn guckte empört. Er hatte Tränensäcke unter den Augen. „Das hab ich doch gerade gesagt! Verschleppen wollten die mich!“
    „Ja, das hab ich gehört. Aber warum?“
    Diese Frage brachte Zorn anscheinend in schwere Erklärungsnot. Seine auffallend füllige Unterlippe fing an zu zittern, während sein Blick unruhig durch den Raum sprang. Er erhob sich schwerfällig, griff mit ebenfalls zitternder Hand in seine Hosentasche, zerrte ein Taschentuch heraus, tupfte sich damit im geröteten Gesicht herum und ging ein paar Schritte hin und her.
    „Mein Gott, ich weiß es doch auch nicht! Sie haben nichts gesagt! Ich verstehe das nicht, aber da steckt bestimmt mein Vater dahinter!“
    „Ihr Vater? Wieso denn das?“
    „Der will mich fertigmachen!“
    Andreas atmete einmal tief durch. Mit einem solchen Fall von schwerer Paranoia inklusive Vaterkomplex war er eigentlich überfordert. Aber eins musste er noch herausfinden.
    „Herr Zorn, ich kann das nachvollziehen. Einen ähnlichen Fall hatten wir hier schon mal.“
    „Im Ernst?“
    „Setzen Sie sich wieder hin, und erzählen Sie mir genau, wie Sie die beiden Männer umgebracht haben.“
    „Das hab ich doch gesagt!“, regte sich Zorn auf, setzte sich aber.
    „Ich brauche mehr Einzelheiten, sonst kann ich Ihnen nicht helfen. Wie zum Beispiel haben Sie die Männer aufgehalten?“
    Zorn wollte sich konzentrieren, aber sein

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