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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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den Versammlungen aufführen. Und weil dich niemand von denen kennt, wärst du der perfekte Mann dafür.“
    „Unter falschem Namen?“
    Andreas lächelte amüsiert. „Klar.“ 
    „Natürlich gehe ich da hin. Ihr solltet froh sein, dass so ein intelligenter, hochbegabter Schauspieler wie ich überhaupt bei der Polizei arbeitet!“
    Andreas lächelte immer noch väterlich. „Das sind wir. Du wirst dich fühlen wie James Bond.“ 
    „Sag mal, wie viele Bond-Filme hast du gesehen? Der Mann hat noch nie Undercover ermittelt! Der stellt sich einfach hin und sagt: Hi, mein Name ist Bond, James Bond! Falls man ihn nicht sowieso längst erkannt hat!“
    „Ja, genau, aus den Filmen.“
    Sascha schüttelte den Kopf. „Jetzt mal im Ernst, was hast du mir mitgebracht?“
    Andreas zog mit seinen langen, dünnen Fingern ein paar gefaltete Zettel aus der Jackentasche, die er Sascha überreichte. „Kurze Zusammenstellung von Valoschek und Fiedlers Aussagen, und was wir sonst so über sie wissen. Ach ja, das weißt du ja noch gar nicht: Gestern kam noch ein Sektenmitglied zu uns, nämlich Holger Zorn, und hat die Morde an Baum und Voss gestanden. Aber der Mann ist Alkoholiker und spinnt sich einen ziemlichen Unsinn zusammen.“
    „Wollt ihr ihn gehen lassen?“
    „Das ist noch nicht endgültig entschieden. Heute Morgen hat er jedenfalls sein Geständnis widerrufen. Der Kerl war auf Entzug und ziemlich fertig, wir mussten den Arzt kommen lassen.“ Wieder drückte Andreas mit den Fingern an der Brille herum, als säße sie nicht richtig. „Zorns Anwalt hat schon behauptet, wir hätten ihm das Geständnis entlockt, als er volltrunken war. Wir werden ihn wohl gehen lassen müssen... aber sein Führerschein bleibt bei uns!“
    Sascha überlegte kurz. „Kein Führerschein? Aber wie kommt er dann zur Gemeinde-Versammlung?“
    „Mit seiner Frau, die ist auch Mitglied.“
    „Schade, sonst hätte ich ihn mitnehmen und schon ein bisschen ausquetschen können.“
    „Rück dem nicht zu sehr auf die Pelle, der ist auch nüchtern hochgradig paranoid“, warnte Andreas und ließ sich aus einer Thermoskanne einen Kaffee ausschenken. „Kann ja sein, dass er Stimmen hört, die ihm befehlen, Leute umzubringen. Und wenn er dich für Satan persönlich hält... Jetzt, wo du Vater bist, musst du natürlich besonders vorsichtig sein.“
    Sascha zählte lautlos bis 10. Würde das jetzt die nächsten Monate so weiter gehen? Dreimal am Tag die gleichen Sprüche? Dagegen musste er sich dringend was einfallen lassen!
    „Wann ist die nächste Versammlung?“, fragte er.
    „Morgen. In Beuel.“
    „Morgen schon?“ Na, das war doch wieder eine echte Herausforderung – sich in nur einem Tag eine neue, glaubwürdige Identität zurechtzimmern zu müssen!

    *

    Bonn-Lengsdorf - 10.55  Uhr
    Gegen 11 Uhr wurde Gottfried bewusst, dass er den Anruf vor sich herschob. Eigentlich war das nicht seine Art. Wenn er etwas haben wollte, kämpfte er darum. Wie zum Beispiel um seine Gesundheit. Er würde alles tun, um die Krankheit, die in ihm lauerte, zu besiegen. Und er würde gewinnen! 
    Genug jetzt mit Aufräumen, Waschen und Putzen! Er würde jetzt sofort Tina anrufen! Entschlossen griff er zum Telefon, wählte ihre Nummer, und als er ihre Stimme hörte, wurde er ganz ruhig. „Hallo, ich bin’s, Gottfried. Ich wollte fragen, ob du heute Nachmittag schon was vorhast.“
    „Wieso?“
    Was war denn das wieder für eine Frage? Gottfried holte tief Luft und bemühte sich, freundlich zu bleiben. Sie hatte durchaus das Recht, nein zu sagen. „Ich wollte dich zuerst ins Kino einladen, und dann könnten wir uns doch irgendwo draußen hinsetzen, was essen und uns ein bisschen unterhalten.“
    Erst einmal Stille in der Leitung. Hatte sie schon aufgelegt? Die Blöße, „Hallo Tina?“ in den Apparat zu rufen, wollte er sich nicht geben. Also wartete er ab.
    „Gottfried, bist du noch dran? Ich hab keine Lust, ins Kino zu gehen. Aber draußen sitzen und was essen, ja, das können wir machen. Wo und wann treffen wir uns?“
    Jawoll! Er hatte es doch geahnt! Sie mochte ihn! „Kennst du das Lokal bei dir in der Nähe, direkt am Rhein?“
    Er beschrieb ihr den Weg, und sie verabredeten sich für 18 Uhr. Äußerst zufrieden mit sich, legte Gottfried auf. Er hatte gewissermaßen einen Fuß in der Tür, und die würde er demnächst – nein, nicht aufstoßen, sondern ganz langsam aufschieben.
    Kurz vor sechs traf er auf dem Parkplatz neben dem Restaurant ein. Tina

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