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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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nach längerem Klingeln nahm die Frau auch ab. „Ja?“
    „Hallo, hier ist Tina. Ich hab hier grad unser Spendenbuch vor mir liegen, und es kann sein, dass da ein paar Zahlen durcheinander geraten sind. Hier steht, du hast 100,- Euro gespendet, stimmt das?“
    „100,- Euro?!“ Große Empörung. „Nein, das war mehr!“
    „Ok, dann sag mir, wie viel, und ich verbessere das hier im Buch.“
    „Ich weiß nicht, ob dich das was angeht.“ 
    Das Misstrauen in Ramonas Stimme war nicht zu überhören. Was bildete sich dieses armselige Aschenputtel eigentlich ein? Tina fühlte sich persönlich angegriffen.
    „Das geht mich sehr wohl was an! Einer muss ja den blöden Schreibkram machen! Und ich muss wissen, ob und wann wir genug Geld für unser Gemeindezentrum zusammen haben! Also, was hast du Jonas gegeben?“
    Nun hob ein tiefes Schweigen an. Plötzlich hatte Tina Angst, Ramona könne auflegen und sich bei Jonas über sie beschweren. Das dürfte natürlich unter keinen Umständen passieren!
    Und so schickte sie ein sanftes, fragendes „Hallo?“ in die Leitung, woraufhin Ramona schließlich doch antwortete.
    „Es waren 6.000,- Euro, und jetzt frag mich nicht, wo ich die her hab. Das geht dich nämlich wirklich nichts an! Klar?!“
    „Ja, entschuldige, du hast Recht.“ Tina spielte die Zerknirschte. „Danke, und schönen Abend noch.“
    Tina trank einen Schluck Limonade, fragte sich, woher Ramona so viel Geld hatte, vergaß sie aber bald und fuhr mit ihrer Umfrage fort, vorsichtiger jetzt. Sie rief weitere zwei Dutzend Frauen an, um angeblich die Höhe der eingetragenen Spenden zu korrigieren, und las vor, was Jonas ihr ins Buch diktiert hatte: mal 200,-, mal 300,-, mal 150,- Euro.
    Jedes Mal erntete sie empörten Protest, denn in Wirklichkeit handelte es sich um Beträge zwischen 3.000,- und 20.000,- Euro! Auch diese Frauen wunderten sich über Jonas’ Wunsch nach Bargeld. Tina wunderte sich nicht mehr.
    Nichtsdestoweniger gab sie sich Mühe, niemanden vorzeitig aufzuscheuchen, denn erst brauchte sie einen handfesten Beweis. Auch für sich selbst. Denn die Schlussfolgerungen, die man ziehen musste, waren so ungeheuerlich, dass sie es kaum glauben mochte.
    Alles fühlte sich plötzlich so unwirklich an. Besonders, als sie daran dachte, was sie gleich noch vorhatte. Träumte sie vielleicht? Tina lachte. Ja, wahrscheinlich träumte sie!
    Sie schaute auf die Uhr: fast sechs Uhr. Sie hatte Gottfried für halb sieben bestellt, zum ,Reparieren‘. Na, der würde sich wundern.

    *

    Bonn-Buschdorf - 18.29  Uhr
    Gottfried drückte auf Tinas Haustürklingel, als seine Armbanduhr genau 18.30 Uhr zeigte. Er liebte Pünktlichkeit auf die Sekunde. Schnell dankte er Gott noch einmal für diese Verabredung.
    Tina öffnete die Wohnungstür erst, als Gottfried oben im 1. Stock ankam. Er traute seinen Augen nicht: sie trug ein hautenges, schwarzes Kleid mit langen Ärmeln und tiefem Ausschnitt, an den Füßen hochhackige Pumps, in den Händen zwei Sektgläser, von denen sie ihm eins entgegenhielt.
    Irgendwie hatte er es ja geahnt. Aber so plötzlich?
    Gottfried nahm das Glas und prostete ihr lächelnd zu. Wie kam sie nur auf die Idee, sich ihm in diesem aufreizenden Aufzug präsentieren zu müssen? Hatte sie Angst, im ,Normalzustand‘ nicht attraktiv genug zu sein?
    Sie ging langsam rückwärts, ihr Lächeln wirkte ein wenig angespannt, darunter war etwas anderes. Angst?
    Gottfried schaute sie so liebevoll an, wie er nur konnte, trat in den Flur und drückte die Tür ins Schloss. Zwei Schlucke Sekt, dann stellte er das Glas auf einer Schubladenkommode ab, nahm Tina das Glas aus der Hand, auf die Kommode damit, trat ganz nah an Tina heran, legte die Arme um sie, und ihre Lippen trafen sich zu einem ersten, vorsichtigen Kuss.
    Und schon bewegten sie sich eng umschlungen und sich küssend Richtung Schlafzimmer, in dem es ziemlich dunkel war. Hatte sie den Rollladen heruntergelassen? Vermutlich fürchtete Tina, dass er zu viel von ihren Narben sah, aber zeigte nicht gerade diese Angst, wo die eigentlichen Narben waren?
    Im Schlafzimmer angekommen, schob Tina mit dem Fuß auch diese Tür zu, und da wurde es richtig dunkel.
    Gemeinsam sanken sie auf Tinas Bett, und ihre Küsse wurden heftiger. Bis Tina plötzlich aufhörte und flüsterte: „Gottfried, ich muss dir was sagen.“
    Verdammt, was kam jetzt? Hatte sie ihn auf den Arm genommen? Hatte sie es sich auf einmal anders überlegt? Seine Erregung kühlte deutlich ab. „Ja, was

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