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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ist denn?“
    Ihre Hände wühlten in seinen lockigen Haaren herum, während sie ihm ins Ohr hauchte: „Weißt du...ich hab ein bisschen Angst davor... Ich bin nämlich noch Jungfrau.“
    Gottfried glaubte sich verhört zu haben: Jungfrau? Mit 37? „Tina, also ehrlich, machst du dich über mich lustig?“
    „Nein, um Himmelswillen, mache ich nicht! Und es ist mir wahnsinnig peinlich!“
    Gottfried erlaubte sich ein erleichtertes Lächeln, was sie natürlich nicht sehen konnte. „Das muss dir doch nicht peinlich sein. Ich dachte nur, du hättest damals...na, mit diesem Kerl vom Schulhof, der dich anzeigen wollte, du weißt schon...ich dachte, du hättest mit ihm...“
    „Ja, er wollte, dass ich mit ihm ins Bett gehe, das stimmt schon. Aber ich wollte das nicht. Also hab ich ihn im Auto…also, auf andere Art…wie soll ich sagen…“
    Gottfried presste schnell seine Lippen auf ihren Mund. Was das Schwein mit ihr gemacht hatte, wollte er wirklich nicht genau wissen!
    Er drückte ihren Körper an seinen und war sich der Verantwortung bewusst, die sie ihm hier auflud: Wenn er es falsch anging, hatte sie vielleicht für den Rest ihres Lebens keine Lust mehr auf Sex. Verdammt aber auch!

    *

    Bonn-Endenich - 19.15  Uhr
    Tabea schloss den Laden ab und machte sich auf den Heimweg. Zusammen mit ihrer Schwester lebte sie in einem kleinen Haus mit zwei Wohnungen im Westen von Bonn, dort, wo es noch Felder und Wiesen gab.
    Sie ging zu Fuß, als sportliche Maßnahme sozusagen. Der Himmel hing voller grauer Wolken, vielleicht würde es nachher doch regnen. Ihre Stimmung war genauso grau, sie hatte kaum etwas verkauft heute, sie hatte Jonas heute nicht gesehen, sie hatte Schulden.
    Die  Häuser am Herrmann-Wandersleb-Ring kamen ihr ebenfalls grau und schäbig vor. Die Abgase der vielen Autos verursachten ihr Magenschmerzen. Auf einmal verspürte sie das Bedürfnis, auf etwas einzuschlagen. Natürlich gab sie ihm nicht hier und jetzt nach, aber beinah hätte sie gegen ein Auto getreten, das am Straßenrand parkte.
    Ja, sie hatte massive, negative Empfindungen! Und Jonas war nicht da, um sie ihr auszureden! Klar, sie war ja auch nicht reif genug für ihn! Würde sie das je sein?
    Reiß dich zusammen, denk an was Schönes, an die Umarmung, an die Chance, die du nach dem Ausscheiden von Tina hast!
    Hatte sie wirklich eine Chance?

    *

    Bonn-Buschdorf - 19.45  Uhr
    Tina lag im Dunkeln neben Gottfried auf dem Bett. Jetzt war sie keine Jungfrau mehr. 
    Nun, sie hatte nicht die Engel singen hören, die Himmel hatten sich nicht aufgetan, die große Ekstase war ausgeblieben. Ein bisschen enttäuschend das alles. 
    Aber es hieß ja, es solle mit jedem Mal besser werden. Tina war skeptisch. Obwohl sich Gottfried jede erdenkliche Mühe gegeben hatte. Aber vielleicht war er auch nicht so erfahren, wie er getan hatte. Auf jeden Fall schien er seinen Spaß gehabt zu haben.
    Trotzdem – sie hatte seine Umarmung genossen, seine Zärtlichkeit, die Wärme seines Körpers, seinen aufgeregten Herzschlag, seine Stimme, die ihr liebe Dinge ins Ohr geflüstert und gestöhnt hatte.
    Als hätte er gespürt, was sie dachte, zog er sie wieder an sich und hielt sie ganz fest. Tina legte ihren Kopf an seine Schulter und bemühte sich ganz bewusst, keine negativen Gefühle hochkommen zu lassen. Nicht das Gefühl, eingeengt zu sein, nicht das Gefühl, dominiert und manipuliert zu werden, nicht das Gefühl, nur benutzt worden zu sein. Gott, war das schwer! Außerdem stieg jetzt langsam das Gefühl nach oben, ein kleines, dummes, irgendwie schlechtes Mädchen zu sein… Wie sie das hasste! Sie machte sich aus der Umarmung frei und drehte sich wieder auf den Rücken.
    Gottfried hatte die ganze Zeit nichts gesagt. Jetzt meinte er auf einmal: „Mach doch mal Licht, ich möchte dich sehen.“
    Tina zögerte. Eigentlich wollte sie nicht, dass er das volle Ausmaß ihrer äußeren Beschädigung zu Gesicht bekam. Vielleicht ekelte er sich dann derart vor ihr, dass er sie nie mehr anfasste. Und eigentlich wollte sie noch möglichst oft von ihm angefasst werden. 
    Gott, was für eine Entscheidung! So hilf mir doch!
    Und schon war der rettende Gedanke da, und mit einem Mal hatte sie sogar die Kraft, mit den Konsequenzen zu leben: Wenn Gottfried den Anblick ihres verunstalteten Körpers nicht ertragen konnte, hatte er ihre Zuneigung nicht verdient!
    Tina griff nach rechts, wo auf einem orientalisch angehauchten Rattantischchen eine Lampe stand, und schaltete sie

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