Der Teufel in uns - Mord in Bonn
unterwegs.
Mit Eminem im Ohr trabte Marcel den Weg entlang, rechts der Bahndamm, links der Rhein. Er liebte es, ganz allein durch die Dunkelheit zu laufen. Keiner störte, keiner glotzte. Man fühlte sich frei, man konnte nachdenken. Wie zum Beispiel über die blöde Tussi Sandra, die behauptete, schwanger von ihm zu sein! Das hatte ihm echt die ganze letzte Woche versaut! Die dumme Kuh hatte ihn reingelegt!
Schluss damit! Es war ein friedlicher Abend, er fühlte sich körperlich gut, und er würde die Sache schon irgendwie regeln.
Marcel schwitzte, besonders am Rücken, aber allmählich kam ein kalter Wind auf, der ihn abkühlte. Wunderbar. Der aggressive Rhythmus der Musik stampfte durch seine Ohren in sein Gehirn, sein Körper war stark, geschmeidig, bestens in Form, und das Leben, das gute Leben, hatte endlich begonnen. Mann, fühlte er sich toll!
Er lief gerade am ,Bundeshäuschen‘ vorbei und an der Unterführung zur Kinkelstraße, als er in zehn Metern Entfernung einen hellen Wagen auf einer der Wiesen entdeckte. Ein Liebespaar? Seltsamerweise beunruhigte ihn der Wagen. Was kam ihm daran bekannt vor? Fernsehen...Nachrichten... Verdammt, fuhr nicht der Ritual-Mörder so einen Wagen?!
Marcel riss sich die Kopfhörer aus den Ohren und verlangsamte seinen Trab. Er schaute sich um. Niemand war zu sehen. Sein Blick ging zurück zum Wagen, während Marcel durch den schwarzen Schatten eines dicken, alten Baumes lief – und plötzlich schien ihn etwas am Fuß festzuhalten.
Er wusste sofort, dass er das Gleichgewicht verlieren und fallen würde, also drehte er sich, um sich über die Schulter abzurollen (kein Problem für einen Kampfsportler wie ihn!), aber auch der andere Fuß verhedderte sich in irgendetwas, und so krachte Marcel durch die Drehung unsanft auf den Rücken.
Dadurch sah er aber den maskierten Mann, der auf einmal hinter dem Baum hervorsprang, in der Hand einen Knüppel oder eine Stange, die er auf Marcel niedersausen ließ. Blitzschnell, instinktiv, hob er den linken Arm zur Abwehr, und die Stange traf seitlich auf die Armbanduhr. Glas splitterte, und ein scharfer Schmerz jagte durch Marcels Handgelenk. Verdammte Scheiße!
Bevor er aufspringen konnte, stieg ihm der Maskierte aufs Bein, und zwar seitlich aufs Knie, in dem es daraufhin knackte, als zerbreche ein dicker Ast. Gleichzeitig schlug er weiter mit der Stange nach Marcels Kopf.
Der versuchte auszuweichen und nach der Stange zu greifen. Wieder ein Schlag. Daneben. Marcel duckte sich weg, packte zu. Das tat weh, aber er hatte das Ende der Stange in der Hand, und jetzt noch ein Ruck und –
Und der Kerl trat ihm in die Weichteile, dass Marcel aufheulte, die Stange losließ und sich zusammenkrümmte! Verfluchter Scheißdreck! Vor Schmerz blieb ihm fast die Luft weg, dann zog er sie zischend durch die Zähne. Ihm war bewusst, dass er verloren hatte. Und dann spürte er auch schon die Stange auf seinem Kopf. Aber nur sehr kurz.
Als Marcel zu sich kam, dauerte es ein paar Sekunden, bis er sich erinnerte. Und als er merkte, dass er nichts sah und sich kaum bewegen konnte, überfiel Panik seinen Verstand. Verdammt, er war so gut wie tot! Konnte er noch irgendwas tun? Was?!
Vor lauter Entsetzen veranstaltete sein Verstand sogar ein Ablenkungsmanöver und raunte beruhigend: Jetzt mach dir mal nicht in die Hose, das ist doch alles nicht echt, das sind irgendwelche Kumpels, die dir eins auswischen wollen!
Plötzlich hörte er, wie jemand näher kam, und nicht weit von seinem Ohr entfernt flüsterte es: „Marcel, du bist ein gottverdammtes Arschloch! Du behandelst Menschen wie Dreck! Du hast den Teufel in dir, und den werde ich dir jetzt mit Gottes Hilfe austreiben!“
Marcel bäumte sich auf, wollte sich trotz aller Fesseln gegen den Kerl werfen, ihn irgendwie unschädlich machen, denn das alles durfte nicht passieren, niemand durfte ihm sein Leben, sein endlich gutes Leben wegnehmen!
Aber natürlich traf er den Mistkerl nicht, und natürlich konnte er sich auch nicht herausreden oder um Hilfe brüllen, denn sein Mund war genauso zugeklebt wie seine Augen.
Plötzlich klapperte etwas, es roch nach Gas. Nach Feuer? Verflucht – jetzt machte der Wahnsinnige das Kreuz heiß! Nein, Marcel wollte das nicht! Er würde nicht stillhalten! Er hatte gelernt, sich zu verteidigen! Und er würde diesem Arsch die Eier abreißen! Den Schädel einschlagen! Er würde –
Der Unbekannte setzte sich mit einem Mal auf Marcels Oberschenkel und schob sein
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