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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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T-Shirt bis zum Hals hoch. Marcel wand sich und versuchte, das Schwein abzuschütteln, aber er war verdammt gut verschnürt. 
    Und er wusste, was jetzt kam: hinter dem Klebeband atmete er schnell und keuchend, spannte die Muskeln an und wartete auf den Schmerz, im Hinterkopf immer noch die Idee, das alles könnte ebenso gut ein übler Scherz sein...aber dann spürte er das glühende Metall auf seiner Brust. Marcel biss die Zähne zusammen, um das höllische Brennen auszuhalten, um es zu ignorieren, versuchte an etwas anderes zu denken, und dachte prompt an das, was danach kommen würde. Das Ertränken. Wie wenn man Ratten ersäuft. Oder anderes Viehzeug.
    Er war kein Vieh! Der Killer war das Vieh! Was maßte sich dieses Vieh an, über ihn zu richten? Marcel geriet so außer sich, dass der Schmerz auf seiner Brust tatsächlich weniger wurde.
    Die Luft anhalten, blitzte es plötzlich durch sein Hirn. Was? Die Luft anhalten, du Blödmann - du hast mal Apnoetauchen gemacht!
    Ein Funke Hoffnung. Konnte das klappen? Den Killer austricksen? Die Luft anhalten und den Ertrunkenen spielen? Marcel konzentrierte sich auf seine Atmung. Er musste sich vorbereiten. Tief atmen. Alles Übrige ausblenden. Alle Gedanken und Gefühle sammeln und ausrichten auf einen Punkt: einatmen, ausatmen, einatmen.
    Eher am Rande bekam Marcel mit, wie das Brenneisen entfernt wurde, wie der Mann wegging, wie Wasser irgendwo hinein gegossen wurde, wie ein Behälter mit schwappender Flüssigkeit in seiner Nähe abgestellt wurde. Der Killer drehte ihn auf den Bauch, zwang ihn auf die Knie, drückte ihm den Kopf herunter.
    Noch einmal einatmen, Luft anhalten. Kontakt mit kalter, nasser Oberfläche. Kopf unter Wasser. Pro forma wehrte sich Marcel ein bisschen, konzentrierte sich jetzt auf sein Nicht-Atmen. Er hörte auf zu zappeln. Sollte der Killer denken, was er wollte. Noch immer drückte er Marcels Kopf mit beiden Händen unter Wasser. Kein Problem.
    Nach etwa einer Minute (kein normaler Mensch würde unter diesen Umständen länger durchhalten), ließ Marcel seinen Körper erschlaffen und tat so, als sei er soeben bewusstlos geworden. Sein Hals sank auf den Rand des Wasserbehälters. Was ziemlich weh tat. Verdammt, wann ließ der Kerl ihn endlich los? Der Behälter drohte umzukippen. Gut so, nur raus aus dem Wasser!
    Aber der Killer tat nicht das, was Marcel erwartet hatte: Er stellte sich hinter ihn, packte ihn unter den Achseln, und stabilisierte ihn so, dass Marcels Kopf weiterhin im Wasser hing. Er durfte sich jetzt auf keinen Fall bewegen, er musste weiter den Bewusstlosen spielen, und die Luft anhalten!
    Er war jetzt bei gut zwei Minuten, und langsam wurde es kritisch, denn er war nicht trainiert und hatte Todesangst. Schlechte Bedingungen für einen neuen Weltrekord. Der Gedanke ans Luftholen drängte sich mehr und mehr in den Vordergrund. Luftholen, egal, mit welchen Konsequenzen. Gleich. Nur noch ein paar Sekunden.
    Marcel ließ die letzten Luftreserven aus seiner Lunge entweichen - und im selben Moment griff der Kerl in seine Haare, zog Marcels Kopf aus dem Wasser und ließ seinen Körper seitlich auf den durchnässten Boden fallen.
    Marcel holte ganz vorsichtig und leise Luft. Er lebte noch! Er hatte diesen dämlichen Ritual-Mörder überlistet! Sein Bild würde morgen in allen Zeitungen sein, er war der Held, er würde im Fernsehen auftreten! Er würde ein Buch darüber –
    Der Killer stieß ihn am Bein an. Nicht reagieren, Luft anhalten. Marcel spürte, wie sich der Kerl über ihn beugte. Plötzlich legte er ihm zwei Finger an den Hals, lachte bitter auf und flüsterte: „Dachte ich mir schon, dass du nicht so schnell krepierst, du kleine Ratte. Also dann, auf ein Neues.“
    Diesmal hatte Marcel kaum Zeit, sich vorzubereiten, als er gepackt und mit dem Kopf unter Wasser gedrückt wurde.

Kapitel  11

    Bonn-Oberkassel - Freitag,   16. Mai, 6.35  Uhr
    Andreas war zu Fuß gekommen, der Fundort der Leiche lag nur gute fünf Minuten von seinem Zuhause entfernt. Das fand er nicht angenehm.
    Frisch war es heute Morgen, obwohl die Sonne hinter den Häusern schon schien. Andreas duckte sich unter dem Absperrband hindurch und ging an der gedrungenen, romanischen Kirche vorbei. Links standen am Rand einer Wiese leicht schräg ein paar uralte Grabsteine. Der Eingang der Kirche war dem Rhein zugewandt, auf dem kleinen Platz vor der Tür machten sich riesige Kastanienbäume breit, dazwischen ein paar Bänke, von denen aus man die Schiffe

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