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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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Nylonschnur gefunden, die quer über den Weg vom Baum zu einem Haken im Bahndamm gespannt war. Zuerst habe er das Ganze für einen dummen Streich gehalten und wollte die Schnur schon abschneiden, als ihm die Polizeiautos einfielen.
    „Ich bin nämlich vorhin an der Kirche vorbeigelaufen, und da hab ich die Absperrung und das alles gesehen“, erklärte der dünne Mann und fügte nach kurzer Pause hinzu. „Was ist denn überhaupt passiert?“
    „Es wurde jemand ermordet.“
    Der Mann überlegte wieder, und man konnte zusehen, wie er blasser und blasser wurde. „Etwa ein Jogger?“ Andreas nickte. „Mein Gott, das hätte ja auch ich sein können!“
    Andreas hatte noch nicht gefrühstückt und keine Lust auf komplexe Erklärungen. „Ja, möglich. Jedenfalls haben Sie uns sehr geholfen. Danke.“ Er nahm die Personalien auf und schickte den Mann weiter.
    Derweil kroch Walter unter einem Busch hervor und hielt triumphierend etwas in die Höhe: etwas Kleines, Rundes, Weißes. Einen Bierdeckel.
    „Seht euch das an, das Ding ist vollgekritzelt mit Spiralen! Stand nicht in deinem Bericht, dass dieser Valoschek –“
    „Genau, Jakob“, fiel ihm Sascha ins Wort. „Unser großer Künstler, der malt Spiralen auf alles, was sich nicht bewegt.“
    Andreas nickte missmutig mit dem Kopf. „Dann ist dem Kerl also entweder beim Morden die ,Visitenkarte‘ aus der Tasche gefallen, oder jemand anders hat den Bierdeckel unter den Busch geworfen und hält uns für blöd.“
    „Ich glaube, wir sind blöd“, räumte Sascha ein und gähnte hemmungslos. „Gehen wir frühstücken, damit ich wieder klar denken kann.“
    „Prima Idee.“ Der Gedanke an ein Frühstück im Café an der Königswinterer Straße richtete Andreas sofort seelisch auf.
    Zusammen mit Sascha ging er zurück zur Kirche. Die gerade eingetroffenen Kollegen von der Spurensicherung schickte er zu Walter ans Rheinufer. 
    Vor der Kirche trafen sie auf Thomas, den Kollegen mit der psychologischen Fachausbildung und dem traurigen Hundeblick, der im Cordanzug und mit verschränkten Armen neben der Leiche stand und sie eingehend betrachtete. Schließlich machte er ein paar Schritte rückwärts, bis er mit den Kniekehlen an eine der grünen Bänke stieß, und sah sich die Szene von dort aus an. 
    Dann meinte er zu Andreas, der schweigend an der Seite gestanden hatte: „Morgen. Ich hab mir gestern noch mal die Fotos der Toten vor den Kirchentüren angeguckt. Bisher sah das für mich nach Bestrafungssymbolik aus, nach dem Motto: Ihr ,bösen‘ Menschen werdet ermordet und eurem höchsten Richter zu Füßen gelegt.“
    Thomas schaute verträumt in die Ferne. Träumte er von einer Welt ohne Verbrechen? Oder (man wusste ja nie, was in mancher Leute Köpfe vorging) doch eher von noch mehr Leichen vor Kirchentüren, damit er neue Theorien aufstellen konnte oder alte sich bestätigten? Er fuhr fort. „Aber vorhin hatte ich eine Eingebung: Vielleicht handelt es sich auch um Opfergaben. Der Täter will etwas von Gott haben, und dafür opfert er ihm ,vom Teufel besessene Menschen‘.“
    „Als gläubiger Christ darf er doch nicht einfach andere Menschen umbringen!“, warf Andreas ein.
    Sascha wirkte genervt. „Du argumentierst schon wieder so vernünftig! Der Kerl ist doch nicht ganz dicht! Und vielleicht gibt es ja in den 10 Geboten versteckte Klauseln, von denen wir nichts wissen, so was wie: Du sollst niemanden töten, außer, er hat dein Kind umgebracht oder dein Auto demoliert. Oder er ist vom Teufel besessen, so was eben.“
    „Danke, Sascha, für die interessante Idee.“ Andreas schaute auf seine Uhr. „Ok, gehen wir was essen.“
    Gute 45 Minuten später saßen sie am Schreibtisch im Büro, als Sascha plötzlich mit der Hand auf die Platte schlug. 
    „Verdammt, jetzt weiß ich’s wieder!“, rief er aus. Er wirkte inzwischen deutlich wacher. „Ramona hat den Namen ,Marcel‘ erwähnt! Sie sagte, sie sei von einem Marcel schwer verarscht worden, also beziehungsmäßig, und sie hätte sogar einen Nervenzusammenbruch gehabt!“
    „Aber du weißt nicht genau, ob das unser Marcel hier ist?“
    „Nein.“
    „Wir lassen die Frau trotzdem kommen. Und dann –“, Andreas’ Telefon klingelte. „Ja?“
    „Cedrik hier. Wir haben uns den Bierdeckel vorgeknöpft und da sind ’ne Menge verschiedener Fingerabdrücke drauf. Die Besterhaltenen gehören Jakob Valoschek und Benjamin Fiedler.“
    „Sehr schön, das hilft uns weiter.“
    „Ja, aber da ist noch was.“

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