Der Teufel in uns - Mord in Bonn
würdigte Sascha keines Blickes mehr, sagte nicht einmal „Auf Wiedersehen“ und eilte zur Tür.
Dort blieb sie einen Moment stehen, als dächte sie über irgendetwas nach … und plötzlich zog sie ein Papiertaschentuch aus der Hosentasche, öffnete damit die Tür und wischte innen und außen die Türklinke ab!
Sascha schaute Andreas an, der Ramonas Aktion mit gerunzelter Stirn zusah. Als die Frau verschwunden war, fragte Sascha: „Was war das denn?“
„Verdächtig“, antwortete Andreas und kratzte sich am Kopf. „Und was hältst du von ihrer Aussage?“
„Sehr undurchsichtig, die Frau. Sie wirkt so zart und harmlos und unschuldig. Aber wenn du wüsstest, was die sich für Horrorfilme reinzieht, würde sich dein Mageninhalt freiwillig nach draußen begeben.“
„Danke, aber ich bin nicht so zartbesaitet, wie du mich hier gerade mal wieder abstempelst. Ich glaube jedenfalls nicht, dass die Linke die Kraft hat, einen Menschen zu ertränken. Da kommt sie doch eher für die Raubmorde in Frage.“
„Vielleicht ist sie stärker, als sie aussieht“, beharrte Sascha. „Und ich vermute nach wie vor, dass sie sich mit Benjamin Fiedler zusammengetan hat.“ Er legte, ausnahmsweise, die Füße auf den Schreibtisch. „Warten wir ab, was uns der Froschmann erzählt... Wo bleibt der überhaupt? Mensch, ich könnte glatt hier einschlafen.“
Um Viertel vor elf gab sich Fiedler endlich die Ehre. Er stürmte außer Atem durch die Tür, mit seinem dünnen Hals, den auseinander stehenden Augen, dem breiten Mund.
„Ich stand eine halbe Stunde im Stau! Mein Chef war ganz schön sauer, dass ich zur Polizei muss. Der denkt wahrscheinlich, ich hätte wieder was ausgefressen. Was ist denn –“ Sein Blick fiel auf Sascha, und ein spöttisches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ach nee, sieh einer an, der Arthur! Wusste ich’s doch, dass du ein Bulle bist! Und, wie heißt du richtig?“
„Ich bin Kommissar Piel“, stellte sich Sascha mit strenger Miene vor – wie Andreas es auch gerne machte. „Setzen Sie sich bitte. Haben Sie schon von dem neuesten Ritual-Mord gehört?“
„Ja, vorhin, im Radio, auf der Autobahn.“ Fiedler setzte sich und verschränkte die Arme.
„Wissen Sie auch, dass der Ermordete Marcel Jaeger ist?“
„Marcel? Nein, das gibt´s doch nicht!“ Fiedler guckte überrascht, aber Sascha nahm ihm das nicht recht ab.
„Sie kannten ihn?“
„Na klar, aus dem Heim.“
„Wann haben Sie ihn zuletzt gesehen?“
„Das ist ewig her... Den konnte ich nicht ausstehen. Er war ein Angeber und ein ganz mieser Weiberheld, hab ich gehört.“
„Von Ramona?“
„Ja.“ Fiedler machte eine Pause, fuhr sich mit der Hand über die hellen, stoppelkurzen Haare und fügte patzig hinzu: „Und Sie waren auch nicht sehr nett zu ihr.“
„Ach ja? Und ich dachte, ich hätte ihr das Leben gerettet!“, entrüstete sich Sascha, aber bevor er weiterschimpfen konnte, übernahm Andreas die Befragung.
„Herr Fiedler, wo waren Sie gestern Abend zwischen 21.30 und 22.30 Uhr?“
Fiedler überlegte derart lange, als habe er am Vorabend einen totalen Gedächtnisausfall erlitten. „Ich war...äh...mit Jakob zusammen.“
Andreas hob die Brauen. „Das ist allerdings nicht gut, denn Herr Valoschek wurde vorläufig festgenommen, wegen Mordverdachts.“
Fiedler riss die leicht vorstehenden Augen noch weiter auf. „Mann, sind Sie irre?!“
„Nein, das wüsste ich“, behauptete Andreas, faltete die Hände auf dem Schreibtisch und beugte sich ein wenig vor. „Wir haben am Tatort einen Bierdeckel gefunden, der verziert war mit Herrn Valoscheks Spiralmalerei, sowie mit seinen und mit Ihren Fingerabdrücken.“
Fiedler war erst einmal sprachlos. Mit halb offen stehendem Mund sah er von Andreas zu Sascha und wieder zurück.
„Nein, das glauben Sie doch nicht wirklich, oder?“ Seine Stimme hatte einen fast bittenden Unterton. „Wenn wir Marcel ermordet hätten, warum sollten wir so blöd sein, einen Bierdeckel am Tatort zu lassen? Jeder kann sich einen von Jakobs Deckeln geschnappt haben und...“ Fiedler stutzte und meinte mit großem Erstaunen in Blick und Stimme: „Dann muss ja einer aus der Gemeinde der Ritual-Mörder sein!“
Sascha verschränkte die Arme und amüsierte sich über Fiedlers Vorstellung.
„Es kommt uns tatsächlich so vor, Herr Fiedler“, bemerkte Andreas. „Wir können Sie jetzt natürlich nicht gehen lassen... Es sei denn, Ihnen fällt noch ein zu 100 Prozent
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