Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Jonas zurück in die Welt, die er sich selbst aufgebaut hatte.
Jonas nickte. „Natürlich.“
„Würden Sie uns freundlicherweise Ihre Fingerabdrücke und eine DNA-Probe hier lassen?“,
Jonas griff nach dem Aktenköfferchen, stand auf und lächelte unverbindlich. „Ach wissen Sie, so freundlich bin ich gar nicht, und ich sehe im Augenblick keinen Grund, warum ich Ihnen meine Fingerabdrücke oder Ähnliches überlassen sollte. Ich habe jetzt noch ein paar geschäftliche Termine. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden.“
Er wartete erst gar keine Antwort ab, eilte zur Tür und öffnete sie, wie schon beim Hereinkommen, mit dem Ellenbogen und zog sie mit dem kleinen Finger hinter sich zu. Ein schneller Blick nach rechts, nach links, niemand da, Tuch aus der Tasche, Klinke abputzen, Treppe nach unten nehmen, Gebäude verlassen. Niemand hielt ihn auf.
Trotzdem - er warf sich auf den Fahrersitz seines Wagens, drehte den Zündschlüssel und flüchtete vom Parkplatz, als seien ihm die Horden Satans auf den Fersen.
Er raste auf die Autobahn Richtung Königswinter und wurde allmählich ruhiger. Sie hatten nichts gegen ihn in der Hand. Denn sie wussten nicht, wer er war. Jonas seufzte einmal schwer auf, dann vertiefte er sich in den Anblick von Drachenfels und Petersberg, die sich fast ein wenig unwirklich vor dem dunstigen, zart türkisblauen Himmel abzeichneten. Schön.
„So ist es richtig: denke positiv“, murmelte er vor sich hin und fing an zu lachen. Das hob ganz allgemein seine Laune, und als er sogar unten an der Rheinpromenade auf Anhieb einen Parkplatz fand, war seine Welt wieder in Ordnung.
Mit Sektenmitglied Dorothee traf er sich um 15 Uhr vor einem Hotel am Rhein, das durch seine antik verspielte Fassade bestach.
Die mittelalte Dorothee mit den rotbraun gefärbten Haaren, dem damenhaften, blaugemusterten Kleid und den perlmuttfarben lackierten, langen Fingernägeln spendete schon zum zweiten Mal Geld, wieder 10.000 €, und er war der Meinung, dass sie es sich locker leisten konnte.
*
Bonn-Plittersdorf - 15.50 Uhr
„Von wo rufst du an?“, fragte Gottfried, der in seinem Auto saß.
„Aus Beuel. Er ist gerade ausgestiegen und geht Richtung Fußgängerzone. Ich bleibe an ihm dran.“ Tinas Stimme klang wütend. Seit sie zusammen diesen Plan geschmiedet hatten, klang sie irgendwie immer wütend. Gottfried verstand das.
„Ok. Dann leg ich jetzt los. Mein Handy ist eingeschaltet, aber ruf mich bitte nur im Notfall an.“
„Hältst du mich für blöd oder was?!“
„Nein. Bis nachher.“
Gottfried stieg aus dem Wagen, den er in der Nähe von Jonas’ Hotel abgestellt hatte, und sah sich nach einem geeigneten Jugendlichen um. Zwei Minuten später hatte er ihn entdeckt: 15 oder 16 Jahre alt, Jeans, weißes Poloshirt, ordentlicher Haarschnitt.
Mit dem harmlosesten und nettesten Lächeln, dessen er fähig war, sprach Gottfried den Jungen an und bot ihm 50,- € für den Streich, den er einem guten Bekannten von Gottfried spielen sollte.
Der Junge schaute erst einmal misstrauisch und ließ sich den Streich erklären, dann war er einverstanden. Er nahm die 50,- € und ging zur linken Ecke des Hotels, wo er auf Gottfrieds Zeichen wartete. Natürlich hatte er dem Jungen nicht erzählt, was er wirklich vorhatte.
Gottfried stellte sich im grauen Kittel und mit Werkzeugtasche neben die Eingangstür des schäbigen Hotels, in dem Jonas abgestiegen war. Die Tür stand offen, ein muffiger Geruch, angereichert mit Zigaretten- und Biergestank, wehte nach draußen.
Ob der Plan klappte? Seit dem frühen Morgen hatte Gottfried das Hotel beobachtet. Der Hotelbesitzer war mit seinem nicht mehr brandneuen Kleinlieferwagen davongefahren und mit einem Haufen Lebensmitteln zurückgekehrt. Gottfried kannte also den Besitzer, den Wagen und dessen Standort, nämlich einen kleinen Platz seitlich vom Hotel. Und da war ihm dieser Plan eingefallen.
Er gab dem Jungen ein Zeichen, und der lief, scheinbar in höchster Aufregung, am Hotel entlang auf die Eingangstür zu, schaute hinein und rief: „Hallo? Ist da jemand? Hallo? Sie müssen sofort rauskommen!“
Der Besitzer tauchte im Flur auf, denn Gottfried hörte ihn fragen: „Was ist los? Was schreist du hier rum? Brennt es oder was?!“
„Nein!“, rief der Junge, und er klang wirklich überzeugend. „Da macht sich jemand an Ihrem Auto zu schaffen! Kommen Sie!“
Der Mann hörte nur ,Auto‘, stürmte aus dem Haus und rannte, so gut er konnte, dem
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