Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
Kühlschrank. »Tut mir leid, wenn ich Sie damit behellige, aber ich habe bei mir zu Hause einen anonymen Anruf mit der Warnung bekommen, dass irgendwer heute oder morgen Sheldon Blumberg umlegen will. Möglich, dass sich herausstellt, dass ich bloß Ihre Zeit verschwende. Derselbe Anrufer behauptet auch, dass jemand das NAACP in die Luft sprengen will. Auch in dem Fall könnte sich herausstellen, dass ich nur Ihre Zeit vergeude, aber ich dachte, Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.« Ich hinterlasse ihm meine private Telefonnummer.
Als Nächstes rufe ich beim
Herald
an und kriege Barbara Rubenstein, die Redaktionsassistentin des Lokalteils, an die Strippe.
»Hey, Barbara, hier spricht Darryl Billups. Es ist mir ein bisschen peinlich, Sie damit zu behelligen, aber ich bekomme anonyme Anrufe von jemandem, der behauptet, dass Sheldon Blumberg erschossen wird.«
»Ja, okay, eine Sekunde, Darryl«, antwortet sie geistesabwesend. Im Hintergrund sind Stimmen zu hören. Fast eine Minute verstreicht, bevor Barbara wieder am Apparat ist.
»Darryl, ich ruf Sie zurück, okay? Hier ist im Moment der Teufel los.«
»Okay, aber was ich über Blumenberg gesagt habe, haben Sie gehört, ja?«
»Hm-hm, klar. Ich ruf Sie zurück – zu Hause, stimmt’s?«
»Ja.«
»Okay. Bye.«
Die Gänsehaut auf meinen Armen reibend, gehe ich zur Tür und programmiere die Alarmanlage so, dass sie sofort losgeht, wenn eine Tür oder ein Fenster geöffnet wird. Dann werfe ich meine schäbigen Kleider ab, knülle sie zusammen und befördere sie mit einem Jabbar-Hakenwurf in den Mülleimer. Auf dem Weg ins Bad fröne ich meiner einzigen narzisstischen Gewohnheit. Ich bleibe vor dem Ganzkörperspiegel stehen und bewundere meinen leicht muskulösen Körper, das Ergebnis mehrerer Trainingseinheiten pro Woche.
Noch etwas gerät in meinen Blick. Rechts unter meinem Kiefer ist eine Schwellung, in etwa so groß wie eine Eichel, und ein hässliches, fleckiges Hämatom hat Anspruch auf meine rechte Schulter erhoben. Alles in allem bin ich noch glimpflich davongekommen.
Der Holzboden unter meinen Füßen ist kühl und wohltuend, als ich mich vor dem Spiegel drehe und nach weiteren Spuren der Gewalt suche. Nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass ich noch heil bin, und durchtrainiert dazu, gehe ich ins Bad. Das Preisschild von meinem Jeanshemd liegt dort auf dem Boden, wo ich es vor zwei Tagen fallen lassen habe, um zur Arbeit zu hetzen.
Im Sonnenlicht, das durch das Dachfenster im Badezimmer strömt, hebe ich das Preisschild vom Boden auf, drehe die Dusche an und stelle das Wasser einen Tick wärmer als sonst. Normalerweise würde ich die Tür zumachen, damit sich Wärme und Feuchtigkeit nicht in der Wohnung ausbreiten. Heute lasse ich nicht nur die Tür offen, sondern öffne auch die Duschvorhänge einen Spalt breit.
Als ich in die Wanne steige, macht die Sturzflut aus heißem Wasser da weiter, wo die Regentropfen aufgehört haben. Die Strahlen prasseln wohltuend auf meinen schmerzenden Rücken und meine Schultern und lockern allmählich meine verkrampften Muskeln. Das Wasser massiert und liebkost mich, wirkt sogar anregend, als ich mich zu ihm hindrehe, und ich positioniere den Strahlregler strategisch günstig.
So sehr es mir auch gefallen würde, ich kann nicht den ganzen Tag hier drin bleiben. Nur widerwillig drehe ich die Dusche ab undbleibe völlig entspannt in der Wanne stehen, während das Wasser an meinem Körper hinabrinnt. Als ich mich abtrockne, spüre ich, wie jedes einzelne Frotteebüschel über meine Haut gleitet. Die Szene in der Gasse blitzt vor mir auf, und ich verspreche Gott im Stillen, das Leben nicht mehr als selbstverständlich zu betrachten.
Bis zum nächsten Mal.
Leider erstreckt sich meine Oase des Wohlbefindens und der Gelassenheit nicht weiter als bis zum Badewannenrand. Sobald meine Füße die kühlen Bodenfliesen berühren, schweifen meine Gedanken wieder zu mysteriösen Telefonnachrichten und Postkarten mit Todesdrohungen gegen jüdische Wohltäter und schwarze Bürgerrechtsorganisationen.
Ich glaube, ich werfe mir saubere Klamotten über und begebe mich zur Kraftfahrzeugbehörde, um einen neuen Führerschein zu beantragen. Ursprünglich wollte ich zwar hierbleiben und pennen, aber diese Option erscheint mir mit jeder Sekunde weniger verlockend.
Angesichts der seltsamen Entwicklungen, die mich in den letzten Tagen überrollt haben, ist mir meine Wohnung momentan nicht geheuer.
KAPITEL ACHT
R. Charles
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