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Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Der Teufel kommt raus: Kriminalroman

Titel: Der Teufel kommt raus: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blair S. Walker
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Covington III stand mitten in der geschäftigen Redaktion des
Baltimore Herald
und leistete sich einen dezenten Wutanfall.
    Auf der R.-Charles-Quengel-Skala war es ein glimpflich verlaufender Ausbruch mit einer Stärke von 3,4, wobei 8,0 ein vor Obszönitäten keifender, gegen Mülltonnen tretender R.-Charles-Ausbruch wäre.
    Auf keinen Fall würde er, der Rathausreporter der Zeitung, der Genialste der Genialen, in Anbetracht von Darryl Billups’ Miss-geschick auch nur für einen Tag die Arbeit des Polizeireporters mit erledigen.
    R. Charles war ernsthaft beleidigt, dass Tom Merriwether ihn das auch nur gefragt hatte. Zudem wusste er, dass Merriwether Konfrontationen zuwider waren und dass R. Charles, wenn er sich nur lange genug behauptete, obsiegen würde. Wie immer.
    »Betrachten wir das doch mal vernünftig«, sagte Merriwether so bestimmt, wie es einem Rückgratlosen möglich ist. »Fünf meiner Reporter sind im Urlaub und weitere drei krank – Darryl eingeschlossen. Ich verlange ja nicht von Ihnen, in der Stadt rumzurennen. Sie brauchen nur ab und zu ins Polizeipräsidium zu gehen, Charles. Immerhin ist das Polizeipräsidium nur einen Block vom Rathaus entfernt!«
    R. Charles wollte nichts davon wissen.
    Wie immer im teuren Zweireiher – mit dem er bei jeder Zeitung aufgefallen wäre – machte er eine ausladende Geste, die die gesamte Redaktion mit einbezog.
    »Sehen Sie sich doch nur mal um«, sagte er erhaben. »Alles Nieten. Ich sehe allein in diesem Moment mindestens vier Reporter, die die ganze Woche über noch keine Verfasserzeile ihr Eigen nennen konnten, und heute ist Freitag.«
    R. Charles sprach einen Tick lauter und schraubte das Quenglo-meter kurzzeitig auf 4,0 hoch. »Ich hingegen habe diese Woche schon drei Artikel verfasst, von denen zwei auf der Titelseite waren. Bürgermeister Shaws Wiederwahlkampagne steckt in Schwierigkeiten, und ich finde es einfach sinnvoller, meine Zeit in der City Hall zu verbringen, als über ein Ressort zu berichten, das Sie jedem Praktikanten zuteilen könnten.«
    Nachdem er seinen Standpunkt klargemacht hatte, verharrte R. Charles drohend vor Merriwethers Schreibtisch, verschränkte die Arme und sah aus wie ein bockiges Kind.
    Keiner in der Redaktion nahm von dem Zusammenstoß Notiz – R. Charles schleimte oder greinte immer wegen irgendwas.
    Redaktionsassistentinnen hasteten umher und erledigten Botengänge für Reporter und Redakteure. Redakteure bereiteten sich eifrig auf das tägliche 11-Uhr-Meeting vor, das in zwanzig Minuten stattfand.
    Die Reporter hingen am Telefon oder starrten auf Computer-bildschirme, um Samen zu säen, die hoffentlich bis zum Redaktionsschluss um 18.30 Uhr zu fertigen Artikeln erblühen würden.
    »Sie machen es mir wirklich schwer«, sagte Merriwether und gab vor, in seiner obersten Schreibtischschublade nach etwas zu kramen. Was R. Charles betraf, hatte Merriwether schon lange die Grenze zwischen Vorgesetztem und Freund überschritten, und das rächte sich jetzt.
    »Hören Sie«, sagte R. Charles und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. »Ich bin jetzt dreiundvierzig und seit einundzwanzig Jahren in der Branche – elf davon beim
Herald
.Wir wissen beide, dass ich meine Pflicht erfüllt habe. Wollen Sie jemanden mit meinen Referenzen demütigen – dazu noch zu diesem Zeitpunkt in meiner Karriere?«
    Da hast du’s.
    Der Ball befand sich sicher auf Merriwethers Spielfeld, von wo aus ein Return unwahrscheinlich war, wie R. Charles wusste.
    Seine Anspielung auf »Referenzen« hatte damit zu tun, dass er in Yale studiert hatte, worauf er übertrieben stolz war. Seine Ivy-League-Kontakte spielten bei seinem Aufstieg zum goldensten unter Merriwethers Goldjungs eine große Rolle.
    Merriwether, der nur die Towson State University vor Ort absolviert hatte, musste in Gegenwart von Ivy Leaguers stets das Bedürfnis unterdrücken, niederzuknien.
    Obwohl er durchaus versiert darin war, sich niederrangigere Reporter gefügig zu machen, katzbuckelte er üblicherweise vor einer Handvoll Primadonnen. Und R. Charles Covington mit seinen Slippern aus Italien und dem zurückgegelten blonden Haar war der König der Primadonnen.
    »Mal sehen, was ich da machen kann«, sagte Merriwether, ohne aufzublicken, was übersetzt bedeutete: »Sie haben gewonnen, also lassen Sie uns diese unangenehme Episode schnell zu Ende bringen, okay?«
    »Danke, Mister Big«, sagte R. Charles und lächelte triumphierend. Raschen Schrittes

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