Der Teufel kommt raus: Kriminalroman
holen«, sage ich mit neutraler, friedfertiger Stimme.
»Lassen Sie die Frau einfach ihre Sachen holen?«, wiederholt Boone mit einer höhnischen Falsettstimme. »Wer, sagtest du, ist diese Schwuchtel? Dein Cousin?«
Jetzt kommt er mir so nahe, dass ich den Alkohol vom letzten Abend rieche. »Von einem Cousin Darryl hast du mir noch nie was erzählt. Wer bist du, Drecksack?«
Ich spüre die Feindseligkeit und Aggression, die von Boone ausstrahlen wie die Hitze eines wütenden Feuers. Doch als ich in sein hässliches kleines Gesicht blicke, habe ich keine Angst vor ihm. Ich empfinde tiefe Abscheu, weil ich Boone sofort durchschaut habe. Er ist nichts als ein aufgeblasener Rüpel, ein moderner David Jefferson. Nur das der Typ so ein Feigling ist, dass er seine Missetaten nicht ohne Alkohol begehen kann.
»Ich verrate Ihnen was«, sage ich mit trügerischer Gelassenheit. »Zuallererst nehmen Sie Ihren Affenarsch aus meinem Gesicht. Und zweitens, wenn Sie unbedingt über Drecksäcke sprechen wollen, sollten wir uns über Männer unterhalten, die Frauen und Kinder schlagen. Denn
das
sind Drecksäcke.«
Boone bleibt aggressiv, weicht aber ein paar Schritte zurück, als ihm klar wird, dass er die Situation womöglich falsch eingeschätzt hat. »Ohhhhh! Ist das so? Wenigstens hab ich Eier.« Getreu seiner durch und durch stilvollen Erscheinung fasst sich Boone an die Genitalien. Jetzt ist es an mir, ihn zu ignorieren.
»Holen wir Ihre Sachen, Yolanda. Ich hab keine Zeit für diesen albernen Scheiß.« Ich packe sie am Ellbogen und lotse sie zu ihrem Auto, wo sie Jamal vom Rücksitz hebt.
»Hau bloß ab«, schreit Boone aus vollem Halse. »Sonst mach ich dich fertig!«
Ich glaube, ich verstehe, woher Boones unangebrachte Wut kommt. Wenn ich wie ein Warzenschwein aussähe, Mundgeruch und einen IQ von 70 hätte, wäre ich auch fuchtig.
»Und nehm nix mit, das dir nich gehört, Miststück!«
Yolanda bleibt wie angewurzelt stehen. Man könnte meinen, dieses spezielle Schimpfwort wäre an einem Würgehalsband um ihren Hals befestigt. Jamal sieht sie verwundert an.
»Kommen Sie, Yolanda. Er will Sie nur provozieren – sehen Sie das nicht? Er will Sie nur auf sein Niveau runterziehen. Geben Sie ihm diese Genugtuung nicht.«
Doch die Nasenflügel der Braut weiten sich, und sie ist kurz davor, einen unschönen Familienstreit vom Zaun zu brechen, in den ich nicht hineingezogen werden will. Ich packe sie am Arm und schiebe sie zum Apartmenthaus.
Boone, der sein Repertoire an geistreichen, brillanten Bemerkungen offenbar erschöpft hat, verstummt.
Ich und Yolanda holen sieben Koffer mit Klamotten aus dem beengten, chaotischen Apartment, das sie sich mit Godzilla geteilt hat. Immerhin bleibt sie so lange, um mit mehreren Schlägen ein gerahmtes Foto von ihr selbst, Boone und Jamal zu zerdeppern, sodass Glassplitter auf den Teppich fliegen.
»Ist er Jamals Vater?«
Yolanda reibt sich den Nacken und sieht sich in der Wohnung um. »Leider ja«, antwortet sie mit müder Stimme. Das steht im Widerspruch zu dem, was sie zuvor zu mir gesagt hat.
»Es geht mich ja nichts an, aber Sie beide kommen mir nicht gerade wie das perfekte Paar vor.«
»Was soll ich dazu sagen? Er war nicht immer das Scheusal, das Sie heute erlebt haben. Und ich war jung und naiv und hielt nichts von Abtreibung. Tue ich immer noch nicht. Boone hat lange versucht, alles zusammenzuhalten, und es lief ganz gut, bis der Alkohol ins Spiel kam.«
Als ich auf Handschellen stoße, hebe ich sie schweigend auf und halte sie Yolanda vor die Nase.
Sie zuckt nicht mal mit der Wimper. »Hey, jedem Tierchen sein Pläsierchen«, sagt sie nüchtern.
»Hhhhmmmmm.«
»Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir uns darauf konzentrieren, meine Kleider zusammenzusuchen, damit wir hier schnell wieder raus sind?«
Wie sich Jamal fühlt, ist keine Frage. Er bewegt sich keinen Schritt von der Tür weg und wimmert die ganze Zeit, während wir in der Wohnung sind.
Als wir mit der ersten Ladung Klamotten nach draußen kommen, sitzt Boone auf der Motorhaube
meines
Wagens und sieht aus, als wollte er mir den Krieg erklären.
»Und jetzt provoziert er
Sie
«, flüstert Yolanda mir zu, während wir uns mit diversen Koffern abschleppen. Boone bietet uns keine Hilfe an und wirkt auch nicht so, als hätte sich der Gedanke je in seinen strohdummen Kopf verirrt. »Wollen Sie sich darauf einlassen?«
»Ich lasse mich auf überhaupt nichts ein, aber er geht von meinem Wagen runter.«
Doch
Weitere Kostenlose Bücher